Interview der Woche: Ricarda von Pech & Schwefel

Heute besucht uns Ricarda im Nähcafé. Die meisten von euch kennen sie als erfolgreiche DIY-Bloggerin von www.pechundschwefel.de - oder auch als die eine Hälfte von Alles für Selbermacher. Und jetzt hat sie ihre ersten eigenen E-Books herausgebracht. Wir haben sie gefragt, wie es zum „Seitenwechsel“ gekommen ist und wie man sich als frisch gebackene Schnittmustererstellerin fühlt.
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Heute besucht uns Ricarda im Nähcafé. Die meisten von euch kennen sie als erfolgreiche DIY-Bloggerin von Pech&Schwefel oder auch als die eine Hälfte von Alles für Selbermacher. Und jetzt hat sie ihre ersten eigenen E-Books herausgebracht. Wir haben sie gefragt, wie es zum „Seitenwechsel“ gekommen ist und wie man sich als frisch gebackene Schnittmustererstellerin fühlt.Pech&Schwefel

Sewunity: Liebe Ricarda, du bist in Nähblogger-Kreisen ja nun nicht gerade unbekannt. Dein Blog hat monatlich weit über 100.000 Besucher, auf Facebook folgen dir 15.000 begeisterte Menschen. Und alle wollen sehen, wie du wohnst, was du nähst, womit du dich beschäftigst. Wie fühlt es sich an, ein Star in der Szene zu sein?

Ricarda: Oha, da bin ich ja schon beim Lesen rot geworden ?. Wenn du es so umschreibst, klingt das wirklich nach viel, aber als Star der Szene sehe ich mich ehrlich gesagt gar nicht. Ich freue mich sehr, wenn ich möglichst vielen Leuten Anregungen geben kann. Immer mal wieder bekomme ich Mails, dass Frauen schon lange eine Patchworkdecke nähen wollten, sich aber nie getraut haben. Dank meiner Anleitung hätten sie sich jetzt endlich getraut, eine Decke für ihr Neugeborenes zu nähen. So ein Feedback macht natürlich wahnsinnig glücklich!

Wenn wir auf die Anfänge deiner Nähkarriere zurückblicken – wie hat alles angefangen? Seit wann nähst du, und warum hast du dich entschieden, einen Blog über deine Nähwerke zu führen?

Ich nähe seit gut fünf Jahren. Alles hat angefangen mit einem Nähkurs, zu dem meine Schwester mich gezwungen hat. Damals dachte ich noch, dass Nähen sehr altbacken sei. Ein großer Fehler! Bereits nach der ersten Stunde fand ich es großartig, verschiedene Stoffe zusammenzusuchen und Dinge genau nach meinen Vorstellungen umzusetzen. Außerdem fand ich es toll, neben der Arbeit am PC etwas Handwerkliches machen zu können.
Auch zu dem Blog kam ich damals durch meine Schwester, denn es war ihre Idee, dass wir gemeinsam bloggen. Daher kommt auch der Name Pech&Schwefel, wir beide sind nämlich wirklich wie Pech und Schwefel
?. Nach relativ kurzer Zeit hat Nadine sich dann aber voll und ganz Alles für Selbermacher gewidmet, und ich habe den Blog mit ganz viel Herzblut alleine weitergemacht.

„Nur“ die Ideen anderer nachzunähen, war dir jetzt nicht mehr genug. Seit dem 25. September sind deine ersten eigenen Schnitte online. Was hat dich dazu bewogen, sozusagen die Seiten zu wechseln?

Zum einen war es mein Vorsatz, 2015 keine Kleidung zu kaufen. Mein Schrank ist mehr als voll, und auch sonst war ich dem Konsum sehr verfallen. Dem wollte ich einen Riegel vorschieben und schauen, ob ich diese Herausforderung schaffen würde. Es gab im Vorfeld ein, zwei Ausnahmen, ansonsten war das Motto: „Wenn ich etwas haben möchte, dann muss ich es mir nähen.“ So kam es, dass Nadine und ich uns auch viel intensiver mit Stoffen beschäftigt haben, die außerhalb unserer Komfortzone Jersey und Sweat liegen. Irgendwann haben wir dann durch einen Zufall Maren kennengelernt, die die Schnitte für uns umsetzen kann. Denn das war uns von Anfang an klar, da wollen wir einen echten Profi haben, der das studiert hat und auch in dem Job arbeitet.

Du hast ja mit „Paris“, „Nizza“ und „Lyon“ gleich drei E-Books auf einmal veröffentlicht. Keine halben Sachen mit Ricarda? ;) Wie bist du auf die Idee gekommen, mit einem ganzen Set zu starten?

Wir hatten von Anfang an die Idee, dass es toll wäre, in Kollektionen zu denken und nicht in einzelnen Schnittmustern. Am besten wäre es, wenn jeder Schnitt mit dem anderen kombinierbar wäre und wir ein Gesamtpaket anbieten. Nicht nur einen Schnitt, sondern auch gleich die Idee für das ganze Outfit inklusive Stoffauswahl. Gerade für Nähanfänger ist es doch oft schwierig, den richtigen Stoff für ihre ersten Projekte zu finden. Ich weiß noch, wie ich am Anfang unsicher war, ob ich diesen oder jenen Stoff benutzen kann.

Ricarda Wie lange hat es gedauert, die Ideen für die Kleidungsstücke in das fertige E-Book zu bringen? Und was macht für dich ein gutes E-Book aus?

Länger als ursprünglich geplant ?. Ganz genau weiß ich das nicht mehr, aber gut zwei Monate, schätze ich. Viel länger als ich wollte! Da ich mich aber auch noch um mein monatliches Überraschungspäckchen „Packendes für mich“ und um den Blog kümmern musste, hat sich das alles ein wenig nach hinten verschoben. Drei E-Books zum Einstieg erschien mir in manchen Phasen dann doch nicht mehr als die beste Idee ?. Am Ende bin ich aber froh, gleich ein ganzes Outfit zeigen zu können.
Ein gutes E-Book muss auf jeden Fall auch die „selbstverständlichen“ Schritte zeigen. Wenn man kein Anfänger mehr ist, dann überspringt man gerne mal einen Schritt, weil dieser für einen ganz logisch ist. Als Anfänger sitzt man dann aber davor und es ist genau der entscheidende Schritt, der fehlt. Das kenn ich von früher noch sehr gut, daher habe ich versucht, wie vor fünf Jahren zu denken, und hoffe, dass ich wirklich jeden Schritt zeige. Auch grundsätzliche Sachen wie Fadenverlauf, linke und rechts Stoffseite sollten in einem E-Book erklärt sein, finde ich.

Und welches ist dein Lieblingsschnitt – mal abgesehen von deinen eigenen?

Puh, das kommt ganz auf den Anlass und die Stimmung an. Ich finde, tolle Passformen habenLillesol & Pelle, Das Milchmonster oder auch Pattydoo. Um nur ein paar zu nennen .

Du und deine Schwester Nadine von Alles für Selbermacher, ihr seid ein Gespann, an dem man in der Nähszene nicht vorbeikommt. Außerdem hast du mit „Packendes für mich“ einen Online-Shop mit schönen Dingen für jede Gelegenheit. Und jetzt auch noch Schnittmuster selbst entwerfen. Hast du eigentlich auch noch Zeit für Hobbys, die nichts mit dem Nähen zu tun haben?

Das frage ich mich aktuell auch ein bisschen ?. Die Fotografie ist nach wie vor eins meiner Lieblingshobbys, obwohl ich gerade zu selten dazu komme. Reisen ist vielleicht kein klassisches Hobby, welches man jedes Wochenende machen kann, aber auch da versuche ich, so viel wie möglich zu entdecken und von der Welt zu sehen. Seit ein paar Monaten mache ich Yoga, ein großartiges Hobby und ein Ausgleich zum Job. Ansonsten sind es die klassischen Sachen wie Kochen oder lesen – ein bisschen langweilig, oder? ?

Gar nicht! Das ist sogar ziemlich viel an Hobby ?
Wenn jemand dich fragen würde, was man unbedingt braucht, um mit dem Nähen anzufangen – was wären deine heißen Tipps?

Lust, Neues auszuprobieren, ein bisschen logisches Denken und ganz viel Geduld ?. Nein, im Ernst, am Anfang braucht man nicht viel Ausstattung, auch wenn eine Nähmaschine an und für sich schon eine große Anschaffung ist. Ich würde bei Nähmaschinen immer erst bei Ebay Kleinanzeigen oder nach Messeangeboten schauen, da findet man oft gute Maschinen zu günstigeren Preisen. Eine gute Stoffschere und Stecknadeln sind dann neben der Maschine und Garn eigentlich auch schon alles, was man in der ersten Zeit braucht. Ich selber könnte allerdings auch nicht auf meine Schneidematte und einen Rollschneider verzichten. Oh, und Stylefix würde ich mir auch gleich zu Anfang besorgen, das hat mich das ein oder andere Mal beim Reißverschluss annähen gerettet.

Bei aller Erfahrung: Gibt es auch für dich noch Neuland, wenn es ums Nähen geht? Gibt es etwas, an das du dich bislang noch nicht gewagt hast?

Oh ja, natürlich! Ich würde mich zum Beispiel nicht an bestickte Abendkleider oder einen klassischen Blazer trauen. Obwohl, wenn die Herausforderung stimmt ... Aber an solche Sachen traue ich mich bisher noch nicht. Wer weiß, was da noch kommt ...

Und wie sehen deine weiteren Pläne aus? Dürfen wir schon bald mit mehr Schnittmustern aus deiner Feder rechnen?

Jaaa, unbedingt. Das nächste ist schon in Arbeit, der erste Kinderschritt geplant, und bis Weihnachten sollen auf jeden Fall zwei bis drei Schnitte folgen. Gerne noch mehr. Meine Pinnwand mit Inspirationen und Farbmustern ist auf jeden Fall prall gefüllt.

Bei Sewunity bewerten die User deine Schnittmuster und verteilen Sterne. Drehen wir den Spieß doch einmal um: Wie viele Sterne würdest du Sewunity geben – und warum?

Ganz klar fünf Sterne ?. Ich finde es super, dass man nach so vielen verschiedenen Kriterien suchen kann und der Aufbau klar und übersichtlich ist. Als besonderes Highlight empfinde ich die To-Sew-Liste!

Ja, die mag ich auch sehr gern! Danke für das Kompliment!
Auch mit dir würden wir nun gerne zum Abschluss ein kleines Spiel spielen. Immer zwei Begriffe stehen zur Auswahl – bitte sag uns doch, welcher davon am besten auf dich zutrifft!

  • Rollschneider oder Schere? Rollschneider
  • E-Book oder Papierschnitt? E-Book
  • Webware oder Maschenware? Webware
  • Nähkurs oder Autodidakt? Autodidakt
  • Ovi umfädeln oder immer mit der gleichen Farbe nähen? Erwischt ?. Bei meiner alten Ovi wurde nur gewechselt, wenn ich wirklich dunklen oder sehr hellen Stoff hatte und das Garn gerade dem Gegenteil entsprach. Die neue macht das zum Glück alleine ?.
  • Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Zu 90% Online
  • Couch oder Laufschuhe? Leider Couch, ich wäre so gern der Laufschuh-Typ ?.
  • Kaffee oder Tee? Kaffee!

Liebe Ricarda, wir danken dir herzlich für das Gespräch!