Wie kommt die Applikation aufs T-Shirt?

Applikationen sind ein beliebtes Gestaltungselement. Man kann sie einsetzen, um auf sonst schlichten Schnitten und einfarbigen Stoffen großflächige (oder auch kleine) Motive​ aufzubringen, um z.B. Löcher zu überdecken oder besonders beanspruchte Stellen zu schützen. Dabei gibt es eine Vielzahl verschiedener Vorgehensweisen und Ansätze. Wir wollen euch heute ein paar davon vorstellen.
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Applikationen sind ein beliebtes Gestaltungselement. Man kann sie einsetzen, um auf sonst schlichten Schnitten und einfarbigen Stoffen großflächige (oder auch kleine) Motive aufzubringen, um z.B. Löcher zu überdecken oder besonders beanspruchte Stellen zu schützen. Dabei gibt es eine Vielzahl verschiedener Vorgehensweisen und Ansätze. Wir wollen euch heute ein paar davon vorstellen.

Grundsätzlich bedeutet Applizieren immer, dass man etwas auf den Stoff aufbringt.Von der Wortbedeutung her meint es auch genau das, nämlich "etwas irgendwo befestigen, anbringen". In unserem Fall also Stoff auf Stoff smiley. Man kann den Stoff aufkleben - z.B. mit Flüssigklebstoff, speziellem Textilkleber, Nähpulver oder einem doppelseitig klebenden Bügelvlies wie etwa Vliesofix.

geklebte Applikation

Das ist die schnellste Methode und wird deswegen z.B. bei Kinderprojekten gerne gemacht. Auch viele käuflich zu erwerbende Aufbügelapplikationen arbeiten nach diesem Prinzip. Die Haltbarkeit hängt dabei aber stark vom verwendeten Kleber und der Beanspruchung, z.B. beim Waschen, zusammen.

Bei Kleidungsstücken empfiehlt es sich deswegen immer, die applizierten Teile auch festzunähen. Wie man dabei vorgeht, hängt wiederum davon ab, was genau man appliziert und welchen Effekt man erzielen möchte.

Man kann z.B. ein Motiv aus einem entsprechend bedruckten Stoff auf einen einfarbigen Hintergrund aufbringen. Das bietet sich etwa bei Stoffkombi-Projekten an. Dazu legt man den Motivstoff auf die gewünschte Stelle des Hintergrundstoffes auf. Nun näht man mit einem Geradeausstich langsam am Rand des Motivs entlang. Anschließend schneidet man den überstehenden Stoff ganz nah an dieser Naht ab. Hierbei leisten spezielle, leich nach oben gebogene Applikationsscheren gute Dienste - man kann sich aber auch mit einer kleinen Nagelschere behelfen.

Applikation

Zum Schluss übernäht man die Kante des ausgeschnittenen Teils mit einem sehr eng eingestellten, nicht zu schmalen Zickzackstich. Manche Maschinen bieten auch sogenannte Satinstiche an, die für diese Arbeiten auch sehr gut geeignet sind.
Anstelle des Satinstichs kann man die Applikation auch nur mit einem weiteren Geradeausstich sichern. Dann sollte man aber beim Abschneiden etwas mehr Abstand zur Fixiernaht halten. Der überstehenden Stoff franst mit der Zeit bis nahe an die Naht aus - darum nennt man diese Art der Applikation auch gerne Fransenapplikation.

Wer sich das freihändige Fixieren nicht zutraut, kann auch anders vorgehen: Man bügelt Vliesofix (oder ein anderes doppelseitig klebendes Bügelvlies) großflächig auf den Motivstoff auf. Dann schneidet man das Motiv aus, zieht die Papierseite ab und bügelt das so entstandene Bügelmotiv auf die gewünschte Stelle auf. Auch hier folgen nun entweder Satinstich oder Fransenapplikation - wobei aufgeklebter Stoff natürlich weniger schnell franst.

Bei allen Applikationen empfiehlt es sich übrigens, beim Festnähen den Stoff von der Rückseite her mit Stickvlies oder ähnlichem zu verstärken. So verringert man die Gefahr, dass sich der Hintergrundstoff verzieht!

Anstelle eines gedruckten Stoffmotivs kann man natürlich auch freie Formen applizieren.

Ellenbogenpatch

Ein klassisches Beispiel hierfür sind Knie- oder Ellenbogenpatches. Ursprünglich erfunden, um Löcher zu kaschieren und besonders beanspruchte Stellen bei der Kleidung zu schützen, werden sie heute vielfach als Gestaltungselement eingesetzt. Im Prinzip geht man dabei genauso vor wie bei der Motiv-Applikation - nur schneidet man den Patch eigentlich immer erst aus und bringt ihn dann an. Ob mit oder ohne Vliesofix, ist der eigenen Vorliebe überlassen. Auf diese Art lassen sich natürlich alle möglichen Formen auf den Stoff bringen. So kann man z.B. wunderbar ein Muster eines kombinierten Motivstoffes wieder aufgreifen (etwa einen Stern, ein Herz, ein Auto oder eine Wolke). Auch Buchstaben werden so gerne appliziert, oder Zahlen - Klassischerweise bei Geburtstagsshirts.

Eine Sonderform hiervon wäre die so genannte Invers- oder Negativ-Applikation. Dabei wird nicht das Motiv aus einem separaten Stoff ausgeschnitten und auf den Hauptstoff aufgebracht, sondern das Motiv wird aus dem Hauptstoff herausgeschnitten und mit einem anderen Stoff "hinternäht".

Chenille-Applikation

So blitzt der Kombinationsstoff durch das Kleidungsstück hindurch und es entsteht ein leicht anderer Effekt. Negativapplikationen werden eigentlich immer als Fransenapplikation gearbeitet, sodass der 3-D-Effekt, den sie immer haben, noch betont wird. Also Variante kann man auch den Hauptstoff nicht ganz wegschneiden, sondern nur streifenförmig durchtrennen. Gerade, wenn man auf Jersey appliziert, entsteht hier ein toller Effekt, weil sich die Jerseystreifen zusammenrollen und man so wirklich "durch den Stoff hindurch" auf die Applikation schaut. Dabei werden die Streifen aber vor dem Zerschneiden durch gerade Nähte am Applikationsstoff gesichert. Diese "zerschnittene" Negativapplikation nennt man auch Chenille-Technik, weil die zusammengerollten Jerseystreifen an Chenillestoff erinnern.

Die "Königsklasse" der Applikation ist aber immer die Motiv-Applikation. Hierbei setzt man ein mehr oder weniger aufwändiges Motiv aus Stoffstücken zusammen und bringt diese als viele kleine Einzelapplikationen auf dem zu vernähenden Stoffstück an. Je nach Motivgröße und -wahl entstehen hier wunderbare, aufwändige Meisterwerke.

Das Vorgehen ist dabei immer dasselbe: Man braucht zunächst einmal ein Motiv, möglichst auf Papier. Es empfiehlt sich, Motive mit eher großen, zusammenhängenden Farbflächen und ohne Verläufe zu wählen. Es bieten sich z.B. Ausmalvorlagen an - diese sind mit klaren Outlines versehen und haben zumeist nicht zu viele Details. Außerdem gibt es sie mit vielen verschiedenen Motiven, je nach Geschmack und Anlass.

Nun zerlegt man das Motiv in seine Farbfelder. Diese einzelnen Farbfelder werden nun auf Vliesofix abgepaust. Das Bügelvlies ist ja leicht durchscheinend, bietet sich hierfür also an. Man kann sich auch behelfen, indem man das Motiv und das Vliesofix gegen die Fensterscheibe hält und dort abpaust. Das durch die Scheibe scheinende Tageslicht beleuchtet die Malvorlage sozusagen von hinten und lässt die Linien klar durch das Vlies scheinen.

Wenn nun also alle Teile des Motivs (also etwa Körper, Kleidungsteile, Haare, Details des Gesichts usw.) auf das Vlies übertragen sind, bügelt man die Teile auf entsprechende Uni-Stoffe auf. Und nun beginnt das Puzzeln: Nachdem das Papier vom Bügelvlies abgezogen wurde, platziert man die Einzelteils vorsichtig so auf dem Hintergrundstoff, dass das gewünschte Motiv entsteht. Dabei muss man wirklich sehr auf die genaue Positionierung achten, da gerade bei Gesichter kleine Verschiebungen schon große Veränderungen im Ausdruck bewirken.

Und dann wird gebügelt, auch wieder sehr vorsichtig, um die Platzierung nicht zu verschieben.

Im Anschluss wird das Motiv noch festgenäht. Hier kann man entweder kontrastfarbiges Garn verwenden, wenn man wie bei Comics oder klassischen Illustrationen mit einer klar erkennbaren Outline arbeiten will. Oder aber man wählt passendes Garn. Dann muss man aber gerade bei den Übergängen extrem genau arbeiten.

Eichhörnchen-Applikation

Beim Festnähen von Motivapplikationen gibt es zwei Vorgehensweisen: Man kann entweder sehr langsam mit einem Geradeausstich - besser noch mit dem Dreifach-Geradeausstich nähen. So entsteht eine saubere, exakte Linie, die sich auch deutlich abhebt. Alternativ kann man auch das Freihandsticken versuchen: Dabei versenkt man den Transporteur oder deckt ihn ab, damit man den Stoff frei bewegen kann. Außerdem montiert man das Nähfüßchen ab oder verwendet, wenn vorhanden, ein Stopf- oder Stickfüßchen. Diese drücken den Stoff nicht nach unten, ermöglichen aber dennoch, mit abgesenktem "Füßchen" und damit richtig eingestellter Fadenspannung zu nähen. Die Oberfadenspannung wird reduziert, die Stichlänge auf Null gestellt. Nun führt man den Stoff während dem Nähen so unter der Nadel, dass diese sich wie die Spitze eines Stiftes über den Stoff bewegt und mit dem Faden eine Linie hinterlässt. So kann man mit ein wenig Übung mit der Nähmaschine genauso malen wie mit einem Buntstift. Das "Krakelige" ist dabei oft gewollt und als Gestaltungselement eingesetzt.

Geburtstag-Appli-Mix

All diese Applikationsstile und -methoden lassen sich natürlich untereinander frei kombinieren, sodass immer neue Möglichkeiten entstehen. Man kann verschiedene Materialien applizieren, um etwa 3-D-Effekte zu erzielen. Man kann mit Knöpfen, Bändern, Nieten spielen, um das Bild noch interessanter wirken zu lassen. So können ganze Landschaften entstehen und Geschichten erzählt werden. Ihr seht, Applikationen bieten euch unendliche Möglichkeiten. Also keine Angst davor, sondern lasst euch auf das Abenteuer ein!