Von böhmischen Dörfern - Beleg, Passe und Co.

Wer viel und gerne näht, der weiß, dass man zum Nähen nicht nur Stoff, Nadeln und Faden braucht - eigentlich muss man auch eine Fremdsprache lernen. Gerade wenn die Projekte etwas aufwändiger werden, wird oftmals auch die Anleitung anspruchsvoller. Auf einmal tauchen da Begriffe auf, die über das Alltägliche hinausgehen. Passend zu den Schnittmustern, die Steffi euch heute bei den Sewunity Stars vorstellt, ​wollen wir ein bisschen Licht ins Dunkel bringen.
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Wer viel und gerne näht, der weiß, dass man zum Nähen nicht nur Stoff, Nadeln und Faden braucht - eigentlich muss man auch eine Fremdsprache lernen. Gerade wenn die Projekte etwas aufwändiger werden, wird oftmals auch die Anleitung anspruchsvoller. Auf einmal tauchen da Begriffe auf, die über das Alltägliche hinausgehen. Passend zu den Schnittmustern, die Steffi euch heute bei den Sewunity Stars vorstellt, wollen wir ein bisschen Licht ins Dunkel bringen.

Beleg

Beleg

Bei vielen Oberteilen, die keinen Kragen haben, aber dennoch edel aussehen sollen, wird mit einem Beleg gearbeitet. Dadurch erhält man eine saubere Kante ohne einen zusätzlichen Abschluss wie ein Bündchen oder ähnliches.

Wenn man einen Beleg näht, wird im Prinzip der Ausschnitt (oder auch der Ärmel, die Knopfleiste oder was man sonst mit einem Beleg versehen möchte) noch ein zweites Mal zugeschnitten. Allerdings nur als Streifen von etwa 4-5 cm Breite, jedoch eben in der Form des zu belegenden Nähstücks! Dieser Streifen wird, nachdem der Ausschnitt so weit fertiggestellt ist, recht auf rechts an den Ausschnitt gesteckt und festgesteppt. Anschließend klappt man den Beleg nach innen, bügelt die Kante gut aus und steppt den Beleg fest. Das kann knappkantig geschehen oder auch in der Breite des Belegs, oder beides. Es hängt ein bisschen davon ab, ob man die Naht als Gestaltungselement nehmen will oder nicht. Bei manchen Kleidungsstücken wird der Beleg auch nur von Hand auf den Nahtzugaben des Außenstoffes festgeheftet, sodass man von außen gar keine Naht sieht.

Blende

BlendeEine Blende ist im Prinzip dasselbe wie ein Beleg, nur sitzt sie außen auf dem Hauptstoff. Im Gegensatz zum Beleg, der an der "Außenkante" meistens nur versäubert wird, muss man hier auf einen sauberen Abschluss achten. Entweder wird ein Saum umgeschlagen, eine Paspel eingearbeitet oder auch eine verstürzte Blende genäht. In jedem Fall wird die Blende rechts auf links in den Ausschnitt gesteppt und dann nach außen umgeschlagen und festgesteppt. Sie dient als Gestaltungselement und ist damit von der Optik her auch einer Rundpasse oftmals ähnlich. Der Unterschied ist der, dass die Blende AUF dem Außenstoff angebracht ist, während die Passe ein eigenständiges Schnittteil ist, an der das andere Teil angenäht wird.

PassePasse

Eine Passe entsteht, wenn ein Teil des Schnittmusters abgetrennt und anders gestaltet wird, um eine bessere Passform zu gewährleisten. Bei Oberteilen wird oftmals das Vorderteil getrennt und unterhalb der Passe ein weiteres Stück angesetzt (eingekräuselt oder in Falten gelegt), sodass das Shirt, die Bluse oder das Hemd nach unten zu ausgestellt sein können.

SchulterpasseEine Schulterpasse sorgt für einen besonders körpernahen Sitz im Schulterbereich. Besonders bei Blusen und Hemden werden diese Passen eingesetzt, damit die Kleidungsstücke um die Schulter gut sitzen, aber im Bauch- und Hüftbereich Bewegungsspielraum ermöglichen.

Rundpassen sind häufig bei Trägertops oder Kleidchen im Einsatz. Hier schmiegt sich ein kreisförmiger "Kragen" um den Halsbereich, an den dann weiter fallende Elemente angenäht werden.

Ebenfalls unter den Begriff Passe fällt eigentlich der klassische Sattel bei Jeans oder anderen Hosen. Hier kommt zur Abtrennung vom Haupt-Beinteil noch die vertikale Trennung dazu, die auch bei nicht-dehnbaren Stoffen eine Anpassung des Schnittes an die natürliche Rundung des Hinterns erlaubt.

BesatzBesatz

Ein Besatz ist im Prinzip auch eine Art Beleg, nur benutzt man diesen Begriff in erster Linie bei Kragen. Hier ist mit Besatz der Bereich gemeint, der auf der Rückseite des Kragens liegt. Bei Sakkos wird hier häufig Futterstoff verwendet. Der Besatz wird wie ein Beleg gearbeitet, doch muss man hier darauf achten, dass bei einem Kragen ja die "Rollen" von Innen- und Außenstoff vertauscht werden. Durch das Umschlagen des Kragens wird außen zu innen - hier ist Mitdenken angesagt!

Untertritt

Als Untertritt bezeichnet man in der Näherei den Stoff, der unter einem Reißverschluss oder einem Schlitz (z.B. bei Ärmelschlitzen oder an der Rückseite eines Sakkos) "hervortritt", also als Unterlage dient. Theoretisch könnte man auch die untere Leiste einer Knopfleiste so bezeichnen.

Alle Klarheiten beseitigt? Na, dann steht einem wunderbaren Nähfrühling voller Blusen und schicker Teile nichts mehr im Wege! Wenn euch noch weitere Begriffe einfallen, die für euch böhmische Dörfer sind, dann schreibt sie uns doch. Das ist bestimmt nicht das letzte Nählexikon im Nähkästchen!