Filz richtig verarbeiten

Filz ist ein tolles Material - wenn man den richtigen Filz für die richtigen Projekte benutzt! Denn dass Filz nicht gleich Filz ist, stellt man relativ schnell fest, wenn man sich hier vertut, und dann wird aus dem schönen Nähergebnis schnell ein großes Frustprojekt. Wir haben euch einen kurzen Überblick über die verschiedenen Filzarten zusammengestellt und geben ein paar Tipps für eine problemlose Verarbeitung.
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Filz ist ein tolles Material - wenn man den richtigen Filz für die richtigen Projekte benutzt! Denn dass Filz nicht gleich Filz ist, stellt man relativ schnell fest, wenn man sich hier vertut, und dann wird aus dem schönen Nähergebnis schnell ein großes Frustprojekt. Wir haben euch einen kurzen Überblick über die verschiedenen Filzarten zusammengestellt und geben ein paar Tipps für eine problemlose Verarbeitung.

Filz - vielseitig einsetzbar

Filz entsteht, wie man schon aus dem Namen erkennen kann, durch das Verfilzen von feinen Textilfasern. Hier wird nicht gewoben oder gewirkt, sondern tatsächlich rein durch mechanisches Einwirken auf die Faser eine feste, belastbare Struktur erzeugt. Man unterscheidet zwischen Wollfilz und Filzen aus Kunstfaser, und hier dann danach, ob der Filz durch Walken oder durch Nadelfilzen entstanden ist. Je nach Grundmaterial und Art der Bearbeitung entstehen unterschiedlich dicke und steife Platten oder auch Ballen von Filzen.

Wollfilz ist der edelste unter den Filzen, denn er wird (wie der Name schon sagt) aus Wolle hergestellt. Die Wolle wird erst gekämmt und "gewolft" (damit bezeichnet man das Zerrupfen des Vlieses), dann unter Einsatz von Wärme, Feuchtigkeit und mechanischer Einwirkung (wie Kneten und Walken) zu Filz verarbeitet. Es entstehen unterschiedlich dicke und feste Platten, die anschließend noch gefärbt und mit verschiedenen Eigenschaften ausgerüstet werden können - so gibt es z.B. flammhemmenden und ölbeständigen Filz, der aber eher in der Industrie als beim Hobbynäher zum Einsatz kommt. Wollfilz ist wegen seiner natürlichen Eigenschaften beliebt, wenn es um die Produktion von Kleidungsstücken geht, wie z.B. Schuhen oder Hüten. Er lässt sich unter Einsatz von Wärme und Feuchtigkeit auch gut dreidimensional formen; dünner Filz kann auch wie Wollwalk zu Kleidung verarbeitet werden.

Tasche aus Filz

Wie der Name schon sagt, wird Nadelfilz mithilfe von Nadeln hergestellt. Man kennt die Filznadeln aus dem Bastelbereich: Feine Nadeln mit kleinen Widerhaken am Ende werden wieder und wieder in ein Büschelchen Wolle gestochen, und durch diese mechanische Belastung (man toupiert die Wolle quasi) verfilzen die Fasern. So lassen sich Platten oder auch dreidimensionale Objekte herstellen - und das geht natürlich auch industriell. Nadelfilz ist steifer als der gewalkte Wollfilz und ebenfalls in verschiedenen Stärken erhältlich. Er eignet sich zum Beispiel sehr gut für die Produktion von Taschen, Handyhüllen oder ähnlichem, da die Wolle die Oberflächen von Displays usw. weniger angreift als Kunstfasern. Die stabilen Eigenschaften des Filz erlauben eine saubere, offenkantige Verarbeitung und haben per se eine gewisse Polster- und Schutzfunktion.

Textilfilz im Einsatz

Im Gegensatz dazu besteht Textilfilz aus Kunstfasern, Polyester kommt hier zum Einsatz. Dieser Filz ist in verschiedenen Stärken erhältlich, man kann sowohl Platten als auch Meterware kaufen, und er ist waschbar. Im Vergleich zu Wollfilz ist er günstiger, hat aber ähnlich gute Eigenschaften in der Verarbeitung: Filz ist robust und franst nicht aus, man muss ihn also nicht versäubern. Gerade dünner Textilfilz (weniger als 1 mm stark) eignet sich hervorragend für den Einsatz bei Applikationen auf T-Shirts oder ähnlichem, da er sich nicht verzieht, problemlos aufgenäht werden kann und eben auch waschbar ist. Es lassen sich gut kleinere Elemente wie Augen oder ähnliches applizieren, ohne dass man Sorge tragen muss, dass später etwas ausfranst.

Der bekannte Bastelfilz, der wahrscheinlich in jedem Haushalt mit bastelnden Kindern (oder Erwachsenen) zu finden ist, ist natürlich auch zum Nähen geeignet. Allerdings muss man hier darauf achten, dass die daraus gefertigten Werke nicht waschbar sind. Der Filz ist etwas weniger belastbar als der Textilfilz und oftmals auch nicht so weich, da er für andere Zwecke gedacht und anders ausgerüstet ist. Für Täschchen oder Accessoires oder auch für Einsatz in der Puppenküche ist das Material aber dennoch geeignet (wenn die Kinder vielleicht nicht mehr in dem Alter sind, dass sie alles in den Mund stecken ...). Es ist günstig und überall verfügbar, was es für spontane Näheinsätze sehr beliebt macht.

Schlüsselbänder

Filz macht vor allem bei einem Arbeitsschritt gerne Probleme: beim Zuschnitt. Da das Material steif und fest ist, ist es nicht immer leicht, saubere Kanten zu erzeugen. Es gilt in erster Linie: Man braucht eine scharfe Klinge. Für gerade Schnitte (etwa für Bänder oder Taschenkanten) sind Rollschneider und Lineal eine gute Wahl, für Kurven und kleine Details ist der Einsatz eines Skalpells ratsam. Bei dünnem Filz ist auch eine scharfe, nicht zu lange Schere sinnvoll. Es ist empfehlenswert, Schneidewerkzeuge speziell für Filz zu reservieren, ähnlich wie beim Thema Stoff- und Papierschere, da Filz durch seine besonderen Eigenschaften auch besondere Auswirkungen auf die Klingen hat.

Bei der Verarbeitung gilt es zu beachten, dass Filz zwar nicht franst und auch auf Zugkräfte belastbar ist, dass man aber immer im Blick behalten muss, dass man das Material beim Nähen perforiert und dadurch quasi eine Sollbruchstelle verursacht. Es ist also ratsam, die Stichlänge etwas größer zu wählen. Auch ist es empfehlenswert, eine nicht zu kleine Nahtzugabe zu verwenden, damit ein Ausreißen der Nähte (etwa beim Ausstopfen der genähten Filzfiguren) weniger wahrscheinlich ist. Beim Basteln sollte man darauf achten, lösemittelhaltigen Klebstoff, idealerweise jedoch speziellen Textilkleber zu verwenden. Beim lösemittelfreien Bastelkleber heben sich die Klebekräfte und die Flüssigkeitsabsorption beim Filz auf und man kann das Material fast nicht zusammenkleben.

Beim Zusammennähen von dickeren Filzschichten ist es ratsam, mit WonderClips anstelle von Stecknadeln zu arbeiten, da sich die dicken Stellen so weniger gegeneinander verschieben und man sauberer arbeiten kann. Auch der Einsatz von Klebeband wie Stylefix kann, gerade bei kleineren Projekten, sinnvoll sein, damit alles schön sauber wird.

Ihr seht, Filz ist ein sehr vielseitiges und kreatives Material, das uns viele Möglichkeiten bietet, Schönes und Besonderes zu schaffen. Was sind eure liebsten Projekte in Filz? Und habt ihr für Weihnachten vielleicht schon konkrete Geschenke geplant? Wir freuen uns auf eure Kommentare!