Keine Angst vor Strick - Strickstoffe vernähen leicht gemacht

​Was gibt es Kuschligeres im Herbst oder Winter als einen schönen weichen Strickpulli oder eine herrlich warme Strickjacke? Doch um so ein großes Strickstück selbst aus den Nadeln zu zaubern, braucht man eine Menge Geduld und sollte möglichst schon im Frühling anfangen zu stricken. Oder? Nein, denn da man Strickstoffe aller Art auch als Meterware kaufen kann, ist es auch möglich, mit der Nähmaschine tolle Strickstücke zu fabrizieren. Allerdings gibt es beim Umgang mit den groben Maschen ein paar Dinge zu beachten, die wir im Folgenden für euch zusammengestellt haben.
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Was gibt es Kuschligeres im Herbst oder Winter als einen schönen weichen Strickpulli oder eine herrlich warme Strickjacke? Doch um so ein großes Strickstück selbst aus den Nadeln zu zaubern, braucht man eine Menge Geduld und sollte möglichst schon im Frühling anfangen zu stricken. Oder? Nein, denn da man Strickstoffe aller Art auch als Meterware kaufen kann, ist es auch möglich, mit der Nähmaschine tolle Strickstücke zu fabrizieren. Allerdings gibt es beim Umgang mit den groben Maschen ein paar Dinge zu beachten, die wir im Folgenden für euch zusammengestellt haben.

Was ist Strickstoff?

Strickstoff mit MusterGrundsätzlich ist ja alle Maschenware gestrickt, also sind auch Jersey, Sweat und Interlocks EIGENTLICH Strickstoffe. Hier unterscheidet man jedoch gewirkte Stoffe (mit feinen Maschen auf einer Rundstrickmaschine hergestellt) und wirkliche Strickstoffe, bei denen die Maschenstrukter grober und offener ist. Strickstoffe gibt es aus unterschiedlichen Materialien und in unterschiedlicher Qualität. Es gibt sie mit eingestrickten Mustern, in Zopf- und Jaquardstrukturen und ganz glatt als Feinstrick, mit beilaufenden Glitzerfäden, aus Wolle, Baumwolle, Kunstfasern, Seide ... Kurz, die Auswahl ist ähnlich umfassend wie bei so gut wie allen anderen Stoffarten. Gerade jetzt im frühen Herbst sind viele verschiedene Strickstoffe verfügbar, da sie vor allem für Herbst- und Winterkollektionen verwendet werden.

Strickstoffe können, je nach Material, bei 30 bis 40 Grad gewaschen werden und sollten eher im Feinwaschgang behandelt werden. Im Trockner haben sie nichts verloren - und fertig genähte Kleidungsstücke aus Strickstoff behalten ihre Form besser, wenn sie nicht hängend, sondern liegend getrocknet werden. Wenn ihr die Stoffe vorwascht, könnt ihr sie aber natürlich auf der Leine trocknen. Gebügelt werden müssen die Stoffe meistens nicht, aber den Nähten tut es gut, wenn sie mit etwas Dampf behandelt werden. Doch dazu gleich mehr.

Der Zuschnitt

FeinschnittStrickstoffe sind oft eher schwer und rutschig. Darum solltet ihr beim Zuschnitt darauf achten, dass der Stoff sehr glatt und eben liegt, ohne dass etwas vom Tisch hängt. Ansonsten ist die Gefahr groß, dass der Stoff sich verzieht und eure Zuschnitte hinterher nicht stimmen.

Es bietet sich aus diesem Grund auch an, Strickstoffe eher mit dem Rollschneider als mit der Schere zuzuschneiden und Nähgewichte anstelle von Stecknadeln zu verwenden. So bleibt euer Schnittmuster UND euer Stoff an Ort und Stelle und ihr riskiert keinen Verzug. Da Strickstoffe aber meist voluminöser als andere Stoffe sind, kann es sinnvoll sein, die Schnitte nur in einfacher Stofflage zuzuschneiden, um ein sauberes Schnittbild zu erzielen. Denkt daran, Schnittteile, die im Bruch oder in doppelter Stofflage zugeschnitten werden sollen, dementsprechend zu spiegeln!

Die Kanten sichern

Kante ribbelt sich aufDie Maschenstruktur des Strickstoffs führt zu einem der größten Probleme bei der Verarbeitung von Strickstoffen: Wenn der Strickfaden zerschnitten wird, kann es dazu kommen, dass die Maschen anfangen, sich aufzuziehen. Darum ist es bei diesen Materialien besonders wichtig, die Kanten zu sichern. Außerdem wird so das zweite große Problem beim Vernähen gleich mit gelöst: Strickstoffe sind sehr sehr dehnbar, was dazu führen kann, dass die Kanten sich beim Vernähen mit der Maschine gegeneinander verziehen und die Nähte unsauber und wellig werden. Es gibt verschiedene Methoden, die Kanten zu sichern.

Die einfachste ist, die Schnittkanten mit der Overlock zu versäubern. Auch ein Zickzackstich der normalen Nähmaschine ist hier hilfreich, doch muss man dabei auch schon aufpassen, dass sich nichts verzieht.

Gerade an den Schulternähten (wenn man eine Jacke oder ein Shirt näht) bietet es sich an, aufbügelbares Nahtband zu verwenden. Dieses dünne Band aus Vlieseline hält die Kanten glatt und die Nähte stabil, auch wenn Zug darauf ausgeübt wird. Soll die Naht weiterhin elastisch sein, kann man auch Framilon oder ein ähnliches schmales Silikonband verarbeiten. Bei längeren Kanten, etwa einem Strickmantel, kann man auch einen schmalen Streifen einer dünnen Bügeleinlage verwenden. Dieser ist dann etwas breiter und kann zugleich hilfreich sein, wenn man Knopflöcher einarbeiten möchte.

Wenn man aus technischen oder ästhetischen Gründen darauf verzichten möchte, etwas aufzubügeln, kann man das Verziehen der Kante durch eine sogenannte Stütznaht verhindern. Dazu näht man parallel zur Kante eine Steppnaht mit einem Geradstich, der das Verziehen verhindern wird.

Und jetzt: Nähen!

OverlocknahtStrickstoffe sind elastisch, das hatten wir ja schon. Also ist es besonders wichtig, dass man zum Zusammennähen der Schnittteile eine dehnbare Naht verwendet. Ja, das ist auch wichtig, wenn die Kanten gestützt sind, denn der Zug wird ja meistens quer zur Naht, nicht längs, stattfinden.

Am einfachsten geht das Verarbeiten mit der Overlockmaschine, aber auch der Overlock- oder Überwendlingsstich der normalen Nähmaschine sind eine gute Wahl. Das Wichtigste ist eben die Dehnbarkeit!

Man sollte eine eher feine Nadel mit einer Kugelspitze verwenden, damit die Fäden des Strickstoffs nicht verletzt werden - sonst kann es schnell zu Laufmaschen kommen.

Um das Verziehen der Kanten gegeneinander zu vermeiden, kann ein Obertransportfuß hilfreich sein. Da die Stoffe meist voluminös sind, solltet ihr, wenn möglich, den Nähfußdruck reduzieren. Und falls das alles nicht hilft, könnt ihr ein Stück Stickvlies zum Abreißen oder eine wasserlösliche Version unter euren Stoff legen, damit er etwas sicherer transportiert wird. Damit lässt es sich auch vermeiden, dass eure Maschine die feinen Maschen am Nahtanfang "frisst". Hilfreich ist es auch, wenn ihr nicht direkt an der Kante mit dem Nähen beginnt, sondern 2-3 cm weiter innen startet und, nach ein paar Vorwärtsstichen, zuerst einmal zur Kante zurücknäht.

Nach dem Nähen solltet ihr die Nähte unbedingt ein wenig dämpfen, um eventuell entstandene Wellen auszugleichen.

Tja, und dann ist es auch schon fertig, euer selbstgestrickt-, ääääh, selbstgenähtes neues Lieblingsteil! Was näht ihr gerne aus Strick? Habt ihr noch einen heißen Tipp für die Sewunity-User? Oder habt ihr euch noch nicht getraut? Wir freuen uns auf eure Kommentare!