Keep Me von Albstoffe - Materialvorstellung und Nähanleitung

Wir hatten es euch ja erzählt: Ende März waren Tatjana und ich auf der h&h in Köln. Neben verschiedenen Treffen mit Designern und Kreativen haben wir es natürlich auch genossen, über die Messe zu schlendern und uns einfach von den Eindrücken und Neuigkeiten inspirieren zu lassen. Am Stand von Albstoffe ist uns etwas aufgefallen, das unsere Neugier geweckt hat: Keep Me, ein innovatives Material, das die schwäbischen Stoffhersteller zusammen mit Hamburger Liebe entwickelt haben. Wir durften es für euch genauer unter die Lupe nehmen.

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Keep

Keep me von Albstoffe
Keep me von Albstoffe

me, das sind Matten, die in erster Linie als Anti-Rutsch-Unterlagen gedacht sind. Die Matten bestehen aus Naturkautschuk, sind bei 40 Grad waschbar und können individuell zugeschnitten werden. Man kann Keep me in fünf Farben (grau, schwarz, blau, gelb und pink) und in drei Größen kaufen (30 x 40 cm, 40 x 75 cm un 50 x 150 cm). Die Stücke werden gerollt verkauft und sind in praktischen Papphülsen verpackt - so lassen sie sich im Laden gut stapeln und auch sicher verschicken.
Die farbigen Vorderseiten der Matten sind mit einer Kleeblatt-Struktur im Hamburgerliebe-Design gestaltet. Die Rückseiten sind einfarbig (in hell, grau oder schwarz) und neutral gerippt - laut Hersteller kann man das Material aber natürlich beidseitig verwenden, wenn man lieber keine Kleeblatt-Herzen zeigen möchte.
Beim Auspacken sind uns drei Dinge aufgefallen: Leider sind nicht alle Rollen mit einer Folie zusammen aufgerollt worden. Versucht man so eine Matte aufzurollen, sieht man gleich, wie gut die Anti-Rutsch-Wirkung des Materials ist - es ist nämlich wirklich mit Kraftaufwand verbunden, das Material von sich selbst zu lösen. Warum die schützende Folie, die das Abrollen wirklich deutlich erleichtert, zum Teil gefehlt hat, hat sich uns nicht erschlossen.
Eine der Rollen war mit einem Stück Klebeband gegen das versehentliche Abrollen geschützt. Leider hat sich beim Ablösen des Klebers auch etwas vom Kautschuk mit abgelöst. Das wäre im Fall des Falles natürlich sehr ärgerlich!
Was mir jedoch am meisten aufgefallen ist, ist der strenge Geruch der Matten. Bei aufgerolltem Gummi ist das nicht verwunderlich, aber wer ähnlich geruchsempfindlich ist wie ich, der sollte am besten einen Tag, bevor er das Material verarbeiten will, ans Aufrollen denken. Ich musste mein Nähzimmer erst einmal verlassen. Der Eigengeruch wird weniger stechend, bleibt aber erhalten. Aus diesem Grund habe ich von der geplanten Verarbeitung zu einer Wickelunterlage abgesehen ...

Keep me als Rutschstopper unter dem Fußpedal
Rutschstopper unter dem Fußpedal

Überhaupt, die Verarbeitung. Natürlich kann man sich einfach eine der kleinen Keep-me-Matten unter die Nähmaschine oder auf das Lesepult legen und hat eine hervorragende Anti-Rutsch-Matte in einem schönen Design. Auch unter dem Nähmaschinen-Pedal macht sich ein Stück Keep Me gut. Aber das, was uns so an dem Material begeistert, ist ja eben, dass man es auch vernähen kann.
Doch so einfach, wie man meinen mag, ist das gar nicht.
Der Hersteller hat ein paar Tipps zur Verwendung mit in die Rollen gepackt. Leider ist der schmale Streifen, auf dem die wichtigsten Hinweise stehen, ganz im Inneren der Rollen eingewickelt. Man muss also erst einmal komplett abwickeln, um an die Verarbeitungshinweise zu gelangen. Hier stellt sich mir die Frage, warum diese Tipps nicht einfach seitlich auf die Umverpackung gedruckt wurden; Platz dafür wäre reichlich vorhanden.
Es wird empfohlen, Keep Me mit einer Haushaltsschere zu schneiden. Dieser Empfehlung möchten wir uns anschließen mit dem Hinweis: Wer seine Stoffschere liebt, schneidet damit kein Keep Me zu. Es sollte schon eine kräftige Haushaltsschere sein, Bastelscheren z.B. machen es schwer, genügend Kraft aufzuwenden. Die besten Erfahrungen beim Schneiden habe ich mit einem Cutter-Messer gemacht. Hier kann man präzise Schnitte erzeugen.
Beim Schneiden zeigt sich auch wieder die nicht besonders hohe Abriebfestigkeit des Materials - es entstehen kleine Flöckchen vom Kautschuk. Nicht weiter schlimm am Schneidetisch, aber später an der Nähmaschine wird das noch wichtig.

Verarbeitung mit Seidenpapier
Verarbeitung mit Seidenpapier

Zur weiteren Verarbeitung hält der Hersteller weitere Tipps bereit. Da das Anti-Rutsch-Material natürlich nicht besonders gut rutscht, wird das Unterlegen von Backpapier und die Verwendung von Folie an der Oberseite empfohlen. Wir haben auch andere bewährte Methoden ausprobiert und müssen sagen: Weder Teflonfuß noch Obertransportfuß liefern auch nur ansatzweise befriedigende Resultate. Am besten klappt das Nähen, wenn wirklich oben und unten Seidenpapier aufgelegt wird. Das erleichtert das saubere Nähen natürlich nicht wirklich, aber die Nähte danken es. Eventuell wäre eine starke wasserlösliche Stickfolie hier noch eine gute Alternative.
Nach dem Nähen wird das Papier abgerissen und die Naht hält.
Wir haben auch verschiedene Nadeln getestet. Die unbeschwertesten Ergebnisse habe ich mit einer ganz normalen 80er Universalnadel erzielt. Eine deutlich erhöhte Stichlänge hilft auch - das Material wird nämlich auch mit Papier nicht perfekt transportiert, und sonst sitzen die Stiche schon sehr eng.
Wichtig ist, dass man die Maschine nach der Verarbeitung von Keep Me reinigt. Leider lösen sich nämlich kleine Kautschukpartikel und fallen in die Spulenkapsel - das sollte man saubermachen, damit nicht alles verklebt.
Doch wozu lässt sich Keep Me nun einsetzen? Wir haben verschiedene Verwendungen ausprobiert. Wie erwähnt habe ich die Anti-Slip-Wirkung unter dem Nähmaschinenpedal getestet - davon bin ich wirklich begeistert! Das Parkett im Nähzimmer ist recht rutschig, aber mit Keep Me bleibt das Pedal auch dann an Ort und Stelle, wenn man richtig fest dagegendrückt.

Einsatz auf dem Armaturenbrett
Einsatz auf dem Armaturenbrett

Das brachte mich noch auf die Idee, Keep Me im Auto zu testen. Ein kleines Stück auf dem Armaturenbrett hält Handy oder Sonnenbrille an der richtigen Stelle. Sogar die testweise Vollbremsung hat es gut überstanden, kein Brillenbruch zu vermelden. Allerdings weist der Hersteller darauf hin, dass man das Material nicht zu lange der UV-Strahlung aussetzen sollte. Also vielleicht beim Parken die Matte lieber vom Armaturenbrett nehmen!

Blitzidee
Schnell genähte Tasche aus einer kleinen Keep-Me-Matte

Um vom reinen Schneiden zum Vernähen zu kommen: Tatjana hatte eine tolle Blitzidee für die Verarbeitung des Materials. Dazu braucht ihr nur eine kleine Keep-Me-Matte und einen Reißverschluss in 30 cm Länge. Näht den Reißverschluss an den beiden kurzen Seiten der Matte fest (sodass eine Art Ring entsteht). Dann faltet ihr die Matte rechts auf rechts zur Hälfte (der Reißverschluss wird hierzu leicht geöffnet und bildet die obere Kante) und schließt ganz einfach die Seitennähte. Fertig ist eine schicke, stabile Hülle für einen E-Book-Reader oder ähnliches im Format 30 x 20 cm!

Doch mir kam noch eine andere Idee: Das Kautschukmaterial ist ja wasserdicht. Also könnte man Beutel für Badebekleidung oder ähnliches daraus nähen? Auch als Unterseite eines Badeteppichs-to-go könnte ich mir das Keep me gut vorstellen - dafür braucht man allerdings eine große Matte, da der Badeteppich über 40 cm Durchmesser hat.

Wasserdichtes Reißverschlusstäschchen
Wasserdichtes Reißverschlusstäschchen


In das Reißverschlusstäschchen passt mein Handy locker hinein. So könnte ich nun die Elektronik gut in der Badetasche transportieren, ohne mir Sorgen zu machen, dass die nassen Handtücher und Badeklamotten dem Gerät schaden. Um die Probe aufs Exempel zu machen, habe ich das Täschchen mit Watte gefüllt, einen nassen Waschlappen draufgelegt und das Ganze mehrere Stunden lang beschwert. Ergebnis: Die Watte ist trocken geblieben!
Richtig wasserdicht ist das Täschchen natürlich schon allein wegen der Nähte nicht, aber die Feuchtigkeit abweisen klappt sehr gut.

Onkel Knorke aus Keep Me
Onkel Knorke aus Keep Me

Darum folgte noch ein etwas größeres Projekt, eine Art Wetbag für eben die nassen Badeanzüge. Ich habe nach dem Schnittmuster Onkel Knorke eine Art Turnbeutel genäht. Raffen lässt sich Keep Me allerdings natürlich gar nicht - darum habe ich einen Verschluss wie bei einer Lunchbag aus Klettverschluss gemacht. Ich habe mit Klebeklett experimentiert - aber Nähen hält besser. Keep Me und Klebestreifen vertragen sich nur bedingt.
Füttern oder Verstärken ist nicht unbedingt nötig. Keep Me hat einen ähnlichen Stand wie stabiles Kunstleder, weswegen es sich für Taschen wirklich gut eignet.

Mein Fazit zu Keep Me: Das Material ist nicht ohne. Die Verarbeitung fordert wirklich Nerven, aber die Ergebnisse sind ziemlich cool. Die Haptik ist gewöhnungsbedürftig, ebenso wie das Handling - etwas das Geräusch beim Schneiden ... Aber die Optik überzeugt, und im Einsatz als Anti-Slip-Hilfen hat es sich mehr als bewährt! Von daher: Wenn ihr euch gerne einer neuen Herausforderung stellt, dann ist Keep Me eine tolle Challenge für euch. Langsam und geduldig arbeiten führt hier, wie so oft, zu einem befriedigenden Ziel.
Habt ihr Keep Me schon verarbeitet? Dann ladet eure Bilder hoch und erzählt und von euren Erfahrungen!



Wir danken der Firma Albstoffe, die uns das Material zum Testen zur Verfügung gestellt hat!