Stoff wird zu Wachstuch mit OdiCoat von Odif

In einem hübschen Döschen kommt das geheimnisvolle Material daher. 250g fasst das Gebinde, und es ist etwa so groß wie eine Konservendose. Auf der Rückseite ist die Anwendungsanleitung abgedruckt, und eine "OdiCard" im Format einer Scheckkarte lag auch bei. So sollte dem Ausprobieren nichts mehr im Wege stehen!

Wir haben handelsübliche bedruckte Popeline gewählt, um das Beschichtungsmedium auszuprobieren. Auf dem Tiegel steht zwar nichts zu Stoffen, die geeignet sind oder auch nicht, aber Maschenware in Wachstuch zu verwandeln erscheint mir wenig sinnvoll. Machbar sollte es sein, allerdings ist das Material doch saugfähiger als Webware - darum müsste man sicherlich mehr OdiCoat einplanen.

Die Firma Odif mit Sitz in Frankreich stellt eigentlich Klebstoffe her. Und das merkt man auch, wenn man die Dose aufschraubt: OdiCoat riecht kräftig nach Lösungsmitteln! Achtet also bitte darauf, dass ihr euren Arbeitsplatz auch lüften könnt.

Man soll OdiCoat in mehreren Schichten auftragen. Die Firma empfiehlt 2-3 Schichten, und dabei braucht man für die erste Schicht am meisten Material. Zur Entnahme empfehle ich euch, einen ausgedienten Löffel zu benutzen - OdiCoat hat eine puddingartige Konsistenz und lässt sich nicht einfach aus dem Döschen gießen. Anschließend wird das Material gleichmäßig auf dem Stoff verstrichen. Dazu eignet sich die OdiCard sehr gut! Wenn ihr keine habt, kann eine ausgediente Scheck- oder Kundenkarte ebenso gut verwendet werden, aber auch ein Pinsel funktioniert. Allerdings wird auch dieser hinterher nicht mehr für andere Einsätze verwendet werden können.

Nach erfolgreichem Auftrag heißt es: 20 Minuten trocknen lassen. Dann kann direkt die zweite Schicht aufgebracht werden. Wichtig: Hier benötigt man deutlich weniger Material für dieselbe Fläche! Nach weiteren 20 Minuten kann der dritte Auftrag erfolgen. Jetzt muss das Ganze mindestens 12 Stunden durchtrocknen.

Laut Herstellerangaben kann der Stoff durch Bügeln fixiert werden. Dazu wird das durchgetrocknete Material mit Backpapier abgedeckt und bei großer Hitze, aber ohne Dampf, gebügelt. Das funktioniert sehr gut! Der Stoff ist geschmeidig, aber eindeutig beschichtet. Er fasst sich glatt an, hat einen schönen Glanz und ist steifer als der unbeschichtete Stoff. Er ist nicht wirklich mit Wachstuch zu vergleichen, wie man es von Tischdecken oder ähnlichem kennt, sondern erinnert eher an hochwertige beschichtete Baumwolle: stabil, glatt und trotzdem geschmeidig. Bei unsachgemäßer Lagerung oder beim Verarbeiten neigt der Stoff zum Knittern, doch er kann ja gebügelt werden. Nach dem Bügeln ist das Material auch bei 30 Grad waschbar.

Doch hält die Beschichtung, was sie verspricht? Nämlich, den Stoff wasser- und schmutzabweisend zu machen? Eine Sprühflasche zeigt: Ja, es funktioniert! Das Wasser perlt ab und lässt sich ganz einfach abwischen. Also wirklich wie gekaufte beschichtete Baumwolle oder Oilskin. Zwar glänzt der OdiCoat-Stoff deutlich mehr als Dry Oilskin, doch der Effekt ist so auch gewollt.

Und jetzt geht es an die Verarbeitung. Der beschichtete Stoff eignet sich gut für Taschen, Portemonnaies oder wetterfeste Kleidung. Er lässt sich sauber zuschneiden und franst kaum. Er ist, wie gesagt, steifer als normale Baumwolle, sodass man auf leichte Bügeleinlage auch verzichten kann. Stecknadeln sind, wie immer bei beschichteten Stoffen, keine gute Idee. Die Löchlein gehen zwar durch Bügeln wieder zu, aber die Einstichstellen bleiben sichtbar. Hier würde ich eher Klammern empfehlen.

Unter der Nähmaschine verhält sich der mit OdiCoat behandelte Stoff sehr angenehm. Im Gegensatz zu Wachstuch klebt das Material kaum am Nähfüßchen! Natürlich sind Teflonfüßchen oder Obertransportfuß hilfreich, aber nicht zwingend notwendig. Überhaupt fasst sich der Stoff gar nicht klebrig an, und auch der Klebstoffgeruch ist nach 12 Stunden komplett verflogen. Es ist ratsam, die Stichlänge etwas zu erhöhen, und bei sichtbaren Nähten sieht es schöner aus, wenn die Oberfadenspannung ein wenig reduziert wird. Eventuelle Knitter vom Nähen lassen sich mit Bügeln (auch hier wieder ohne Dampf, mit Papier als Schutz) problemlos entfernen.

Mein Fazit: OdiCoat hält vollständig, was es verspricht! Die 250-g-Dose dürfte, wenn ich meinen Verbrauch hochrechne, für etwa 1,5 m Stoff in der vollen Breite von 1,40 m ausreichen, wenn man drei Schichten aufträgt. Zwei Tipps am Rande: Die Unterlage, auf der ihr arbeitet, sollte nicht empfindlich sein! Zeitung eignet sich nicht, besser wäre eine aussortierte Wachstuchtischdecke oder ähnliche Bastelunterlage, denn OdiCoat verhält sich wie Klebstoff: Wo man über den Rand des Stoffs gekommen ist, oder wo doch etwas vom Material durch die Popeline gedrungen ist, ist nachher ein Klebefilm auf der Unterlage. Dieser lässt sich nicht einfach mit Wasser entfernen! Entweder rubbelt man geduldig alles ab, oder aber man nutzt einen Klebeentferner (ich hab meine Schneidematte mit zweiterem retten können ...). Auch von den Händen lässt sich das Material nur mit Geduld entfernen. Und wenn ihr die Dose wieder zuschraubt: vorher das Gewinde abwischen, wenn dort etwas OdiCoat übergelaufen ist! Sonst lässt sich das Döschen beim nächsten Mal nur sehr schwer wieder öffnen. Aber wenn man das beachtet, steht dem wiederholten Beschichtungsspaß nichts mehr im Weg! Von mir: uneingeschränkte Kaufempfehlung!

OdiCoat von Odif

Erhältlich bei zahlreichen Anbietern von Kurzwaren und Nähzubehör

ca. 14 Euro pro 250-g-Dose

Herzlichen Dank an Odif, die uns ein Probiermuster zum Testen zur Verfügung gestellt haben!

Merci à Odif pour l'échantillon du produit!