Interview der Woche: Luzie von Lumali

Ihre Schnitte zeichnen sich nicht nur den Namen nach durch nordische Coolness  und Entspanntheit aus:  Bei  Lumali findet man E-Books für Damen, Herren und Kinder,  die für das ganze Jahr  und jede Gelegenheit geeignet sind. Heute ist  Luzie bei  uns im Nähcafé und erzählt uns nicht nur, wie sie zum Nähen gekommen ist, sondern auch, warum gemeinsames Nähen  so toll ist und wie vielseitig Designen sein kann.

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Luzie von Lumali
Luzie von Lumali

Sewunity: Hallo Luzie, wie schön, dass du Zeit für uns hast! Das heißt - hast du denn Zeit? Was würdest du gerade machen, wenn du kein Interview geben würdest?

Luzie: Guten Morgen liebe Carolin, ich habe gerade Urlaub, daher würde ich sonst vermutlich irgendwas mit meinen beiden Kindern unternehmen, die spielen aber gerade ganz glücklich im Garten, so dass ich mir ein wenig Zeit nehmen kann für das Interview.

Du entwirfst Mode für Damen und Kinder. „Schnitte mit Knopf“ war lange Zeit ein Motto deines Labels, und du hast den Knopf auch immer noch im Logo. Wie kam es dazu?

Angefangen habe ich mit dem Namen for Mami&me by Lumali. Der Hintergrund des Namens war, dass ich Kleidung für Mütter und Kinder im Partnerlook nähen wollte. Nach etwa einem Jahr begann ich dann, Schnittmuster zu entwerfen, und irgendwann passte der Name, der mir inzwischen auch zu lang geworden war, nicht mehr zu dem, was ich machte. Geblieben ist Lumali, was ganz einfach für meinen Namen, Luzie Marie Linde, steht. Inzwischen heiße ich zwar Rohde, aber das wollte ich dann nicht mehr anpassen. Lumaro klingt doch irgendwie seltsam. (lacht)

Wann hast du das erste Mal an einer Nähmaschine gesessen? Erinnerst du dich noch an die ersten „Gehversuche“?

Ja, absolut, das war in der Schule in der 6. Klasse. Da haben wir die ersten Versuche an diesen antiken Nähmaschinen, die man mit dem Fuß antreibt gemacht. In der Schule mochte ich dieses strikt vorgegebene Nähen allerdings nicht besonders gern, ich wollte lieber selber was ausprobieren, hier sind auch meine ersten Skizzen zu einem Kleidungsstück, welches ich gern designen wollte entstanden.

Und wenn du einem Anfänger ein paar heiße Tipps mit auf den Weg geben würdest - was wären diese? Worauf kann man deiner Meinung nach beim Nähen nicht verzichten, und was wird überbewertet?

Luzie in action
Luzie in action

Meiner Meinung benötigt man nicht viel um mit dem Nähen zu beginnen, Eine Nähmaschine, gutes Garn, ein einfaches Schnittmuster, Wonderclips (da bin ich großer Fan von) und natürlich Stoff. Mein wichtigster Rat ist es, nicht einfach Stoffe drauf los zu kaufen, sondern wirklich projektbezogen Stoff zu kaufen, zu sehr ärgert man sich später, wenn der Stoff für das Projekt nicht ausreicht, welches man nähen möchte.

Du hast, wie viele andere, mit dem Nähen angefangen, weil dir die Kaufmode nicht zugesagt hat. Was muss für dich ein gutes E-Book ausmachen, mit dem man zufrieden sein kann?

Zur Anleitung, ich finde eine übersichtliche Anleitung absolut wichtig, dazu gehört für mich auch eine Körpermaßtabelle, eine Materialliste, aus der hervor geht, wieviel Stoff, für welche Größe benötigt, dazu, und eine Übersicht der Schnittmustervarianten. Als Bildmaterial favorisiere ich helle Fotos, auf denen man gut erkennt, wie etwas genäht wird. Neben der Anleitung ist die Passform natürlich enorm wichtig, wenn man das Gradieren von Schnittmustern nicht gelernt hat, sollte man es in die professionellen Hände einer Schnittdirectrice geben. Für die Näherin oder den Näher gilt meine wichtige Empfehlung, vor dem Nähen Maß zu nehmen. Nicht nur Erwachsene, auch Kinderkörper sind sehr verschieden und bedürfen für eine gute Passform einer vorherigen Ausmessung. Wichtig ist natürlich auch, dass der Schnitt vorab getestet wird in den verschiedenen Größen, sowohl zur Kontrolle der Passform, als auch zur Verständlichkeit in der Anleitung.

Wann hast du dir gesagt: Ich mach mich jetzt selbständig und verkaufe meine E-Books? Erzähl doch mal von deiner Initialzündung.

Das war Ende 2013. ich hatte da einen bestimmten Schnitt, den ich gern unbedingt für meine Tochter haben wollte, und erzählte das einer Bekannten, die ursprünglich Modedesignerin ist. Sie bot mir ihre Bücher und Hilfe an und so entstand mein erstes Schnittmuster, der Hoodie Pauline. (Diesen Schnitt hab ich aber 2 Jahre später mit etwas mehr Know How überarbeitet.)

Bist du da von Anfang an professionell rangegangen? Oder warst du - wenn man es jetzt in der Retrospektive anschaut - auch an manchen Stellen etwas blauäugig? Gibt es etwas, was du der jüngeren Luzie von damals als heißen Tipp mit an die Hand geben würdest?

Haha, ich war unglaublich blauäugig, ich dachte wie immer, einfach mal machen, wird schon gut werden. Der jüngeren Luzie würde ich sagen, erst überlegen, dann einen Plan fassen und dann starten.

Das Team hinter Lumali
Das Team hinter Lumali

Du betreibst Lumali gemeinsam mit deinem Mann. Für Selbständige ist es ja so oder so oft schwierig, Beruf und Privatleben zu trennen. Hast du dafür ein Geheimrezept - oder ist das deiner Meinung nach gar nicht nötig?

Da innerhalb unserer „Firma“ alles klar getrennt ist, er sich um die Buchhaltung und einen Teil der Fotos kümmert und ich den kreativen Part habe, funktioniert das bestens. Im Gegenzug helfe ich auch manchmal in seinem Geschäft, einem Angelladen mit, kümmere mich um social media oder schreibe Presse-Texte.

Was ist für dich die größte Schwierigkeit beim Designen?

Mich an die Struktur zu halten, die das Designen vorgibt. Nicht den dritten Schritt vor dem ersten zu machen. Und was mir selber oft nicht so leicht fällt ist die Veröffentlichung eines Schnittes, einen Marketingplan zu überlegen und eben gezielt Werbung zu machen. Das macht mein Probenähteam aber immer total super und hilft mir da ganz toll!

Und was ist das absolut Schönste an deinem Job?

Die Vielseitigkeit. Mein Job beginnt mit einer Skizze auf Papier, dann wird die Skizze zum Schnittbüro geschickt, und kommt als Schnittmuster zu mir zurück. Nun wird ausgiebig getestet, die Anleitung fotografiert und geschrieben. Die fertigen Kleidungsstücke in Szene gesetzt und fotografiert. Dann geht‘s ans Probenähen, die Passform wird durch alle Größen getestet und der Schnitt optimiert, die Anleitung angepasst, korrigiert, erweitert. Dann wird das E-Book eingestellt.

Zum Schluss kommt dann die Idee zur Vermarktung, das Präsentieren der Bilder aus dem Probenähen und so weiter.

Du sagst selbst, dass du gerne in Gesellschaft nähst. Und mit den „E-Bookmachern“ hast du eine Initiative zur Zusammenarbeit unter Designern gegründet. Was macht für dich den Reiz am gemeinsamen Nähen aus?

Gemeinsam nähen tun wir bei den E-Bookmachern ja nicht, wir überlegen uns gemeinsam Aktionen, die unsere Follower erfreuen und unsere Label pushen. Die Ebookmacher sind quasi ein virtuelles Großraumbüro für uns alle, man kann sich gegenseitig helfen und tauscht sich aus.

Ich nähe aber sehr gern in Gesellschaft schaue zu wie andere nähen, gebe selbst den ein oder anderen Tipp und genieße es einfach ,Menschen zum schnacken um mich herum zu haben, die ich in meinem Job als Designerin von zu Hause arbeitend leider nicht habe. 2018 und 2019 habe ich Nähcamps hier an der Ostsee in Scharbeutz in der Jugendherberge organisiert und seit 2013 veranstalte ich hier in der Nähe regelmäßig Handmade-Treffen zum Selbstkostenpreis, diese finden allerdings nur für einige Stunden statt, also ohne Klassenfahrt-Feeling wie in der Jugendherberge.

Pusht der Austausch deine Kreativität?

Puh, schwer zu sagen, ich glaub der beste Pusher meiner Kreativität ist ein großer dänischer Kinder-Spielplatz, denn dort entdecke ich oft so wunderschöne Kinderkleidung und kann mich perfekt für neue Schnittmuster inspirieren.

Und hast du schon konkrete Pläne, auf was wir uns als Nächstes freuen dürfen?

Der Herbst kommt bald und da soll es dieses Jahr bei Lumali um Outdoorkleidung für Erwachsene geben. Der Anorak für Erwachsene wird schon so lange gewünscht und auch die Beine sollen nicht frieren, aber da kann ich noch nicht mehr zu sagen...

Zum Abschluss noch eine Frage in eigener Sache: Auf Sewunity können ja Schnittmuster nach einem Fünf-Sterne-Prinzip bewertet werden. Wie viele Sterne würdest du denn Sewunity geben, und warum?

Na klar, das mach ich gern, ich würde der Sewunity 4 Sterne geben, ich finde es ist wirklich eine tolle Seite, man kann sich dort richtig gut inspirieren lassen. Nun natürlich die Frage, warum dann keine 5 Sterne, einen halben Punkt Abzug, gibt es, weil ich die Seite sehr selten beworben sehe, für Neubeginner ist es daher halt schwierig die Seite zu finden, bzw. über sie zu stolpern. Den anderen halben Stern Abzug gibt es, weil mir persönlich die Farben und das Logo selbst nicht besonders zusagen.

Und ein kleines Spielchen wollen wir auch noch mit dir spielen. Ich nenne dir immer zwei Begriffe und du sagst ganz spontan, was für dich eher zutrifft:

- Rollschneider oder Schere? Schere!

- E-Book oder Papierschnitt? E-Book + A0-Datei

- Webware oder Maschenware? Schwierig… Maschenware.

- Nähkurs oder Autodidakt? Nähkurs (für die Grundkenntnisse auf jeden Fall)

- Overlock umfädeln oder immer mit der gleichen Farbe nähen? Bei mir wird nur hell, dunkel und rot gefädelt. :-p

- Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Stoffgeschäft

- Couch oder Laufschuhe? Couch.

- Kaffee oder Tee? Wasser und Saft, ich mag nicht gern Warmes trinken.

Vielen Dank für deinen Besuch!

Sehr gern, vielen Dank für die Einladung!