So nähst du einen Fake-Reißverschluss an jede Hose

Leggings sind einfach wunderbar bequem. Aber irgendwie sind sie halt doch keine so richtig alltagstauglichen Hosen, vor allem, wenn man ein gewisses Alter überschritten hat. Jeggings, wie ihr sie heute in den Stars findet, sind eine wunderbare Alternative, doch nicht immer passt der Schnitt genauso gut wie eure Lieblingsleggings … Was tun? Ganz einfach: Wir verraten euch heute, wie ihr an euer liebstes Leggings-Schnittmuster mit wenigen Schritten einen Fake-Hosenschlitz anarbeitet. Damit sieht die Leggings im Handumdrehen viel mehr nach Hose aus und wird damit ganz einfach zur Hose für jeden Tag. 

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Ein wichtiger Faktor bei Leggings ist der Stoff. Wenn ihr aus einer einfachen Leggings eine ausgehtaugliche Hose machen wollt, solltet ihr eher keinen einfachen Single Jersey aus Baumwolle verwenden. Achtet auf ein festeres Material, das mindestens 5% Elasthan enthält. Sonst beult eure Hose im Laufe des Tages an den Knien aus oder wird unter Belastung durchscheinend. Das lässt sich mit Stoffen wie Romanit-Jersey, French Terry oder bielastischen Webwaren vermeiden. Achtet dann aber auf eine ausreichende Dehnbarkeit oder näht die Leggings lieber eine Größe größer. 

Doch jetzt zum Fake-Reißverschluss. Die einfachste Methode ist es, nach dem Schließen der Schrittnaht eine Ziernaht zu setzen, die den Verlauf eines Hosenschlitzes nachzeichnet. Das kann man gut mit einer Zwillingsnadel machen (am besten mit einer, die 5 mm Abstand zwischen den Nadeln hat): Näht im Abstand von 3,5 cm links neben der Mittelnaht eine parallele Naht von ca. 12 cm Länge (bei Kinderhosen natürlich entsprechend kürzer) und führt die Naht dann in einem Viertelkreisbogen zur Mitte bis zur Schrittnaht. Für einen Jeanslook verwendet kontrastfarbenes Garn. Klassisches Jeansgarn ist dicker als normaler Nähfaden; diesen Effekt kann man mit dem Dreifach-Geradeausstich nachstellen. Wer keine Zwillingsnadel hat, setzt einfach eine zweite Naht parallel zur ersten - fertig ist die Reißverschluss-Optik.

Viel toller wird der Effekt aber, wenn ihr wirklich einen Schlitz einarbeitet. Durch die höhere Anzahl an Stofflagen ergibt sich ein 3D-Effekt, der einfach viel "echter" wirkt und der Leggings einen eleganteren Touch verleiht. Und das ist halb so schwer! Alles, was ihr braucht, ist euer Leggings-Schnitt, ein Lineal und ein Zirkel.

Ein Hinweis: Für diese Art des Fake-Reißverschlusses ist es wichtig, dass die Hose einen separaten Bund hat! Wenn euer Schnittmuster das nicht enthält, dann schneidet die Hosenteile ohne Zugabe am oberen Rand aus und schneidet euch einen extra Bundstreifen zu (dieser sollte einfach so lang wie der obere Rand der fertigen Hose sein und ungefähr 9 cm breit).

Fake-Reißverschluss konstruieren, Schritt 1
Fake-Reißverschluss konstruieren, Schritt 1

Paust das Schnittmuster auf Papier oder Folie ab (was euch lieber ist). Bevor es ans Ausschneiden geht, kommt das Zeichenmaterial zum Einsatz: An der Schrittnaht des Vorderteils verlängert ihr die Bundlinie um 3,5 - 4 cm nach innen (auch hier gilt immer: Bei Kinderhosen entsprechend alles etwas kleiner machen). Zieht nun eine Linie parallel zur Schrittnaht und mit eben diesem Abstand nach unten. Zeichnet sie lieber etwas länger ein - auf keinen Fall aber kürzer als 10 cm. Jetzt kommt der Zirkel zum Einsatz: Messt auf der Schrittnaht ca. 10 cm ab und markiert die Stelle. Nehmt den Abstand zwischen Schrittnaht und neuer Linie in den Zirkel, stecht bei der Markierung in die Linie ein und zieht einen Viertelkreisbogen von der Schrittnaht bis zur Außenlinie. So bekommt euer Reißverschluss nachher die perfekte Rundung.

Fake-Reißverschluss konstruieren, Zeichnung fertig
Fake-Reißverschluss konstruieren, Zeichnung fertig

Jetzt habt ihr euer Schnittmuster fertig bearbeitet und könnt an den Zuschnitt gehen. Schneidet beide vorderen Hosenbeine mit dem "Anhängsel" aus. Bei einem echten Reißverschluss würde nur eine Seite mit dem Untertritt gearbeitet werden, aber bei unserer Fake-Variante braucht man den Stoff auf beiden Seiten. Markiert euch die Position der eigentlichen Schrittnaht oben in der Nahtzugabe mit einem Stift oder einem kleinen Knips.

Ebenfalls wichtig: Bei vielen Leggings-E-Books geht die Anleitung so vor, dass man zuerst die äußeren und inneren Beinnähte schließt und die Schrittnaht als letztes arbeitet. Das geht bei dieser Methode nicht - ihr müsst mit der Schrittnaht anfangen! Das ist aber nicht weiter kompliziert und erlaubt euch trotzdem, die Leggings fast wie gewohnt fertigzustellen.

Der erste Schritt nach dem Zuschnitt ist es nämlich jetzt, die vordere Schrittnaht zu schließen. Legt die vorderen Hosenbeine rechts auf rechts und näht einfach die Kante entlang des Untertritts, über die Kurve bis hin zum Schrittpunkt zusammen. Wenn ihr mit der Overlock arbeitet, solltet ihr im Bereich der Kurve, wo der Untertritt zur Hose hinläuft, das Messer hochklappen, damit nichts weggeschnitten wird. 

Fake-Reißverschluss konstruieren, Markierung der eigentlichen Schrittnaht
Fake-Reißverschluss konstruieren, Markierung der eigentlichen Schrittnaht

Jetzt habt ihr die Hosen-Vorderteile zusammengenäht. Der Untertritt liegt wie ein Anhängsel vor der Schrittnaht. Jetzt wird eure Markierung wichtig: Klappt den Untertritt zur Seite. Bei Mädchenhosen legt ihr den Untertritt nach rechts, bei Jungshosen nach links (immer von der Innenseite aus gesehen). Die Markierung der Schrittnaht ist der Punkt, an dem der Falz verläuft. Bügelt die Faltung sorgfältig und steckt den Untertritt fest. 

Und jetzt näht ihr den Untertritt einfach auf der Hose fest. Ihr müsst von der linken Seite aus arbeiten, damit ihr wirklich die Linie des Untertritts trefft - darum ist hier ein Arbeiten mit der Zwillingsnadel nicht möglich. Achtet auf die Fadenspannung, sodass die Rückseite eurer Naht schön aussieht. Für einen perfekten Fake-Effekt setzt ihr auch hier eine zweite, parallele Naht. Bügelt den Fake-Schlitz noch einmal von der rechten Seite her sauber aus - und fertig ist der Jeggings-Look!

Fake-Reißverschluss konstruieren, fertig!
Fake-Reißverschluss konstruieren, fertig!

Jetzt müsst ihr nur noch die Hose fertigstellen. Dazu schließt ihr zuerst die Mittelnaht der Hinterhose, dann näht ihr Vorder- und Rückteil zusammen, und zwar zuerst die Außenbeinnaht und zum Schluss die Innenbeinnaht in einem Zug. Faltet den (eventuell extra vorbereiteten) Bundstreifen links auf links, bügelt ihn, schließt ihn zum Ring. Das abgemessene Gummiband schließt ihr ebenfalls zum Ring. Legt nun das Gummiband in den Bund und näht beides an den Bund eurer Leggings - die Ringnähte treffen dabei auf die hintere Mitte der Hose. Nun noch säumen, fertig!!

Fertige Leggings mit Fake-Reißverschluss
Fertige Leggings mit Fake-Reißverschluss

Natürlich könnt ihr eure Leggings noch weiter aufpeppen, um sie alltagstauglich zu machen. Wie wäre es zum Beispiel mit echten oder falschen Hosentaschen? Aufgesetzten Gesäßtaschen? Oder weiteren Ziernähten? Eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt! Was sind eure liebsten Tricks, um Leggings alltagstauglich zu machen? Wir freuen uns auf eure Kommentare!