Auf Du und Du mit der Overlock

​Wenn man schon eine Weile näht und feststellt, dass das Hobby wirklich großen Spaß macht, kommt es unweigerlich irgendwann zu der einen Frage: Brauche ich eine Overlock? Wann die Antwort unbedingt Ja lauten muss, was eine Overlock macht und kann, und wie ihr mit ihr so richtig viel Freude am Nähen gewinnt – das ist heute das Thema im Nähkästchen-Know-How.
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Wenn man schon eine Weile näht und feststellt, dass das Hobby wirklich großen Spaß macht, kommt es unweigerlich irgendwann zu der einen Frage: Brauche ich eine Overlock? Wann die Antwort unbedingt Ja lauten muss, was eine Overlock macht und kann, und wie ihr mit ihr so richtig viel Freude am Nähen gewinnt – das ist heute das Thema im Nähkästchen-Know-How.

Brauche ich wirklich eine Overlock?

Bernina 800 DL

Die Antwort auf diese Frage hängt ganz stark davon ab, was ihr näht. Wer in erster Linie Taschen oder Deko näht oder sich ganz und gar dem Patchworken verschrieben hat, für den wäre meine Antwort ein klares Jein. Mit einer Overlock lassen sich Kanten schnell und sicher versäubern, sodass auch bei filigranen Arbeiten weniger Ausfransgefahr besteht. Unbedingt notwendig ist sie aber nicht.

Wenn man dagegen viel Kleidung näht und dabei auch gerne Jersey und andere Strickstoffe verarbeitet, dann ist man mit einer Overlock auf jeden Fall gut beraten! Zum einen sind die drei Arbeitsgänge in einem (Zusammennähen, Versäubern, Einkürzen der Nahtzugabe) und die erhöhte Nähgeschwindigkeit ein nicht zu vernachlässigender Faktor in puncto Zeitersparnis. Die Nähte zeichnen sich durch eine hohe Elastizität aus. Und nicht zuletzt sehen die sauberen Nähte im Innenteil des Kleidungsstücks einfach immer gut und professionell aus.

Was ist überhaupt eine Overlock?

Der deutsche Begriff für „overlock“ wäre Überwendlichstich. Damit bezeichnet man einen Stich, bei dem ein Faden über die Kante des Nähguts geführt wird und diese dadurch sichert. Und genau das macht eine Overlock: Sie fasst die Kante der Naht ein und hindert sie so am Ausfransen.

Damit das funktioniert, arbeitet eine Overlockmaschine mit mehreren Fäden. Klassischerweise braucht man für eine Overlocknaht drei oder vier Fäden: den Obergreiferfaden, den Untergreiferfaden und einen oder zwei Nadelfäden. Die Nadelfäden sorgen dafür, dass die Naht geschlossen wird. Die Greiferfäden verschlingen sich in der Naht mit den Nadelfäden und an der Kante miteinander – dadurch entsteht die typische Schlaufenoptik und die besonders gute Versäuberung.

4-Faden-Overlocknaht

Damit die Schlingen auch wirklich sauber an der Kante des Nähgutes entlanglaufen, schneidet die Overlockmaschine den Stoff vor dem Zusammennähen zurück. Dafür ist in der Maschine ein Messer eingebaut, das vertikal vor den Nadeln arbeitet. Die Schnittbreite kann bei den meisten Maschinen variiert und so dem jeweiligen Projekt angepasst werden.

Was kann eine Overlock?

Im Grunde kann eine Overlock nur eine Sache: sauber zusammennähen. Das macht sie aber dafür extrem gut! Wie gesagt erledigt sie alle drei Arbeitsschritte, die eine saubere Naht benötigt, in einem Aufwasch. Noch dazu ist sie – gerade weil sie mehr oder weniger simpel immer dasselbe machen muss – deutlich schneller als eine Nähmaschine. Während man bei einer Nähmaschine normalerweise mit einer Geschwindigkeit von etwa 300-500 Stichen pro Minute arbeitet, sind bei Overlockmaschinen eher 1.500 Stiche pro Minute üblich.

Trotz dieser vergleichsweisen Einschränkung bietet eine Overlock aber doch noch ein paar mehr Einsatzmöglichkeiten als nur die Kanten zusammenzunähen.

Man kann natürlich auch alle Versäuberungsarbeiten mit der Overlock durchführen. Auch hier sind Geschwindigkeit und saubere Optik große Pluspunkte.

Kapuzenkleidchen mit Rollsaum

Außerdem kann man mit so gut wie jeder Overlock einen Rollsaum herstellen – dabei wird die Saumkante mit einem engen Stich und ganz kleinen Schlaufen mehr oder weniger umwickelt, sodass ein sauberer Abstand entsteht. Mithilfe desbei den meisten Maschinen eingebauten Differenzials (das heißt, dass Ober- und Untertransport nicht gekoppelt sind, sondern auch in unterschiedlichen Geschwindigkeiten laufen) kann man hier auch einen schönen Welleneffekt erzielen. Dazu muss die Maschine ein wenig umgebaut werden – je nach Modell mehr oder weniger aufwändig. Hierzu empfiehlt sich wieder einmal der Blick in die Bedienungsanleitung.

Ebenfalls eine praktische Einrichtung bei vielen Overlockmaschinen ist die Möglichkeit, ein Gummiband direkt in die Naht einzuarbeiten. Bei manchen Maschinen ist dazu ein anderes Füßchen notwendig, andere haben die Vorrichtung im Standardfüßchen „eingebaut“. So liegt – z.B., wenn man beim Unterwäschenähen ein Gummiband direkt im Saum haben möchte – das Band direkt an der Nahtkante und trägt nicht störend auf.

Mit einigen kleinen Kniffen kann man auch mit der Overlockmaschine eine Art Flatlocknaht herstellen. Dabei sind die Greiferfäden auch auf der rechten Seite der Naht zu sehen und die Nahtstelle ist sehr schön flach. Das eignet sich vor allem für Ziernähte an Teilungsstellen; die Nähte sind allerdings deutlich weniger belastbar als z.B. eine echte Covernaht.

Rüschen

Und auch das oft lästige Einkräuseln, vor allem bei größeren Stoffmengen wie Rüschen o.ä., kann mit der Overlock schnell und einfach erledigt werden. Dazu gibt es viele Anleitungen und Tutorials im Netz – beziehungsweise ist man auch hier oft mit der Bedienungsanleitung gut beraten.

Brauch ich dann überhaupt noch eine Nähmaschine?

Ganz klar: JA! Denn eine Overlock kann nicht absteppen. Sie kann keinen Reißverschluss annähen. Sie kann nicht säumen (mit Ausnahme eines Rollsaums) und keine Knopflöcher nähen. Und Zierstiche hat sie schon gleich dreimal nicht smiley

Außerdem hört und liest man auch immer wieder, dass man nicht dehnbare Stoffe am besten NICHT mit der Overlock zusammennähen sollte, weil die Naht dann einfach nicht so gut hält. Hier wird für gewöhnlich zusätzliches Absteppen der Naht empfohlen. Die Hersteller selbst halten sich, was das angeht, eher bedeckt, und viele Näher vermelden auch keinerlei Probleme beim Nähen von Webware mit der Overlock. Dennoch sei an dieser Stelle auf die Bedenken und möglichen Probleme hingewiesen – absteppen ist oftmals einfach nicht verkehrt.

Overlock-Probleme?

Natürlich gibt es auch bei der Overlock immer ein paar Dinge, die beachtet werden müssen. Was viele NäherInnen an der Overlock fürchten, ist das Einfädeln. Und ja, es ist aufwändiger als bei der Nähmaschine - schon allein, weil man vier Fäden durch eine Führung bringen muss und nicht nur einen. Dementsprechend höher ist die Fehlerquote. Aber wie sagt meine Nähmaschinen-Frau so schön: "Wenn man es macht, dann kann man es auch!" Mit ein bisschen Übung findet man bestimmt die richtigen Kniffe. Mir leistet z.B. eine Pinzette mit abgewinkelter Spitze gute Dienste!

Auch vor dem Auftrennen von Overlocknähten haben viele Kreative Respekt. Dabei ist es halb so schwierig, wenn man es richtig macht: Zuerst muss man die Schlaufen an der Kante auftrennen. Das macht man entweder mit dem Nahttrenner oder einer spitzen Schere - oder aber man schneidet mit dem Rollschneider vorsichtig einen knappen Millimeter der Kante ab. Nun kann man die Nadelfäden einfach herausziehen, man muss nur darauf achten, dass man zuerst den rechten (oberen) und dann den linken (unteren ) Nadelfaden löst.

Und zu guter Letzt das Messer. Man DARF mit der Overlock niemals über quer gesteckte Stecknadeln nähen, da das Messer sonst versuchen würde, die Stecknadel abzuschneiden. Fazit: Scharten im Messer und kaputte Nadeln. Auch die Finger sollte man vom Messer fernhalten, vor allem, während man näht. Aber eigentlich, wenn man das Nähgut normal anfasst, kommt man ihm eh nicht zu nahe. Nur, wenn man aus Versehen etwas in der Naht mitfasst, was nicht mitgefasst werden soll, gibt es ein Problem, denn das Messer schneidet natürlich alles. Hier ist also ein bisschen Sorgfalt gefragt. Aber dann kann eigentlich nichts schiefgehen!

Nicht ohne meine Ovi!

Zusammenfassend lässt sich vor allem eines feststellen: Eine Overlock ist ein richtig gutes Werkzeug, vor allem, wenn man Kleidung näht. Jersey ist mit ihr oft deutlich leichter zu verarbeiten, und die Geschwindigkeit ist phänomenal. Eines lässt sich zur Frage nach der Notwendigkeit der Overlock mit Sicherheit sagen: Wer einmal mit einer Overlock genäht hat, will sicher bald nicht mehr ohne! Und wer noch keine hat, aber jetzt gerne eine hätte: Ihr habt ja noch bis zum 24. Dezember 2015 Zeit, um euch ein Los für den Hauptgewinn in unserem Adventskalender zu sichern. Das ist nämlich passenderweise eine Bernina 800 DL - eine Overlock smiley


Foto der Bernina 800 DL mit freundlicher Genehmigung von Bernina