Stopfen, Flicken, Reparieren - die besten Tipps & Tricks

Für unsere Großmütter war es eine Selbstverständlichkeit, mittlerweile rückt es im Sinne der Nachhaltigkeit wieder in den Fokus: Reparieren statt wegwerfen ist Trend! Und gerade, wenn selbst genähte Kleidung Löcher bekommt, wäre es doch viel zu schade um die schönen Sachen, wenn man nicht versuchen würde, das Beste aus der Misere zu machen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Löcher in Kleidung zu schließen - wir stellen euch heute die wichtigsten Techniken vor.

Avatar

Flicken

Unter Flicken versteht man, wenn Löcher mit einem passenden Extrastück wieder verschlossen werden - eben dem berühmten Flicken. Dabei gibt es zwei grundsätzliche Unterschiede: Entweder setzt man den Flicken AUF das Loch, dann kommt ihm zugleich eine dekorative Funktion zu, oder aber man näht einen Flicken HINTER das Loch. So kann man gerade kleinere Löcher fast unsichtbar schließen. 

Klassische Patches als Flicken; Schnittmuster: Retrolatzhose von Berlinerie
Klassische Patches als Flicken; Schnittmuster: Retrolatzhose von Berlinerie

Der klassische Patch ist ein Beispiel für einen aufgesetzten Flicken. Ein ovales oder rechteckiges Stoffstück, gerne aus robustem Material, wird mittig über dem Loch platziert und mit einem Zickzackstich rundum festgenäht. Zusätzliche Sicherheit entsteht, wenn zuvor die Kante des Lochs ebenfalls mit einem Zickzackstich eingefasst wird, so kann das Loch nicht weiter ausfransen. Das ist besonders bei Webware wichtig. Dieses Flickentechnik ist so etabliert, dass es auch Schnittmuster gibt, bei denen an den "kritischen Stellen" wie Knie oder Ellenbogen bereits vorsorglich Patches angebracht werden - manchmal sind sie sogar reines Dekoelement.

Wem ein normaler Patch zu langweilig ist, der kann stattdessen auch eine richtige Applikation zum Flicken "umfunktionieren". So wird aus dem Loch sogar noch ein Kunstwerk! Wie ihr wunderschöne Applikationen erstellen könnt, erfahrt ihr Schritt für Schritt in diesem Artikel.

Label verdeckt Löchlein an T-Shirt-Saum
Label verdeckt Löchlein an T-Shirt-Saum

Und wenn das Loch nur sehr klein ist? Gerade bei Maschenware passiert es doch immer wieder, dass zum Beispiel in der Waschmaschine kleine Löchlein entstehen. Wenn die Stelle passt, gibt es eine einfache Möglichkeit, diese unschönen Fehlstellen zu verstecken: Man näht einfach ein lässiges Label auf! So ist das Loch weg und dafür ein stylishes Highlight da.

Diese kleinen Löcher in Shirts tauchen aber nicht immer an Stellen auf, wo ein Hingucker wünschenswert ist. Da hilft ein Flicken aus Vlieseline von der Rückseite her: Schneidet ein kleines Stückchen Bügelvlies zurecht und bügelt dieses hinter das Löchlein. Da diese Löcher oft nur durch einen einzelnen gerissenen Faden entstehen, ist eigentlich noch genug Material da, um das Loch zu verschließen. Der Kleber des Vlieses hält die offene Masche dann zusammen. Diese Methode ist allerdings nicht besonders lange haltbar, gerade in der Waschmaschine kann es doch passieren, dass der aufgebügelte Flicken sich wieder löst. Hier ist es sicherer, das Loch auch mit ein, zwei Handstichen richtig zu stopfen (doch dazu gleich mehr).

Wenn eine Jeans zum Beispiel an der Innenseite der Oberschenkel oder an den Knien abgewetzt ist, kann man hier sehr gut mit einem hinternähten Flicken arbeiten. Schneidet ein passendes Stück Jeans zurecht und fasst die Kanten am besten mit einem Zickzackstich oder der Overlock ein. Platziert den Flicken auf der linken Seite der fadenscheinigen Stelle und näht ihn mit der Nähmaschine ringsum fest. Für ein gutes Ergebnis solltet ihr allerdings auch hier noch zusätzlich stopfen: Näht mit einem breit eingestellten Zickzackstich kreuz und quer über den betreffenden Bereich. Manchmal ist es hilfreich, den Transporteur auszuschalten, sodass man wirklich wild übereinander quasi eine neue Webstruktur entstehen lässt. Das kann an den Knien sogar richtig modisch aussehen!

Apropos modisch: Der destroyed look ist ja gerade bei Jeans wieder sehr hip. Wenn ihr diesen Look behalten, aber nicht zu viel Haut zeigen wollt, könnt ihr auch größere Löcher hinternähen. Wählt dazu am besten einen kontrastierenden Stoff, schneidet einen passenden Flicken aus und platziert ihn hinter dem Loch. Es ist empfehlenswert, den Flicken von rechts mit einem Zickzackstich entlang der Ränder des Lochs zu fixieren. Wenn ihr den ausgefransten Look erhalten wollt, aber nicht riskieren möchtet, dass das Loch sich unkontrolliert vergrößert, haltet einen Abstand von 1-1,5 cm zum Rand des Lochs ein. So ist es gesichert - und der aus dem Loch hervorblitzende bunte Stoff macht euch zum Trendsetter!

Stopfen

Im Gegensatz zum Flicken mit Stoff versteht man unter Stopfen das Reparieren eines Lochs mit einem Faden. Bestimmt kennt ihr noch die Technik, wie Löcher in Socken gestopft werden - ein Stopfei wird in den Strumpf geschoben und mit einem passenden (oder auch bunten) Faden wird eine Webstruktur aufgebaut, um das Loch zu verschließen. Es gibt sogar extra Stopfgarn, das etwas voluminöser als Nähfaden, aber dünner als Wolle ist.

Klassisches Stopfen von Hand
Klassisches Stopfen von Hand

Bei dieser Technik werden zuerst parallele Fäden in eine Richtung über das Loch gespannt, mit möglichst wenig Abstand. Dann, wenn das Loch so komplett überspannt ist, werden im rechten Winkel dazu weitere Fäden eingewoben - immer abwechselnd über und unter den ersten Fäden, wie bei einem Webrahmen. So entsteht in klassischer Handarbeit ein Stück gewebter Stoff, der direkt mit dem zu stopfenden Kleidungsstück verbunden ist. Und das geht natürlich nicht nur bei Socken, sondern auch bei allen anderen Kleidungsstücken! Allerdings sollte das zu stopfende Loch nicht zu groß sein, sonst ist die Belastung für die Ränder zu hoch.

Stopffunktion der Nähmaschine
Stopffunktion der Nähmaschine

Manche Nähmaschinen verfügen auch über eine Stopffunktion. Hier werden automatisch feine, enge Stiche in einem vorher programmierten Bereich genäht. Damit wird das klassische Stopfen von Hand nachgeahmt; allerdings entsteht natürlich keine Webstruktur, sodass sich diese Methode nur für sehr kleine Löcher oder eben für fadenscheinige Stellen, BEVOR ein Loch entsteht, eignet. 

Auch Risse kann man stopfen, indem man sie von Hand zusammennäht. Hier bietet sich ein Matratzenstich an - unsichtbar ist die Flickstelle hinterher zwar nicht, aber eben kein Riss mehr. Das Kleidungsstück hat sozusagen eine Narbe bekommen. Aber immer noch besser als Wegwerfen, oder? Wer die Stelle nicht so stehen lassen will, kann den reparierten Riss auch als Ausgangspunkt für neue Gestaltungselemente verwenden. Wie wäre es zum Beispiel mit einer kleinen, handgestickten Blume oder dem Start eines Schriftzugs aus Jerseynudeln?

Ihr seht, es gibt beinahe so viele Möglichkeiten, Löcher zu reparieren, wie es Varianten gibt, wie die Löcher überhaupt entstanden sind. Was ist eure bevorzugte Methode beim Flicken oder Stopfen? Habt ihr einen heißen Tipp für die anderen Sewunity-User? Wir freuen uns auf eure Kommentare!