Auf Du und Du mit deiner Nähmaschine

Was wären wir nur ohne sie - unsere Nähmaschine. Oft mühsam erspart, innigst gewünscht, lange erwartet​, ermöglichen uns unsere Maschinen das schönste Hobby von allen. Nicht wenige von uns geben ihren Maschinchen Kosenamen, hegen und pflegen sie, schicken sie in regelmäßigen Abständen zur Kur - und wollen sie in ebenso regelmäßigen Abständen zum Fenster rausschmeißen, weil die Olle nicht so will, wie wir das gerne hätten.​ Aber: Wie gut kennt ihr eure Nähmaschinen wirklich? Heute wird es im Nähkästchen ein bisschen technisch, denn wir wollen es euch ganz genau zeigen.
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Was wären wir nur ohne sie - unsere Nähmaschine. Oft mühsam erspart, innigst gewünscht, lange erwartet, ermöglichen uns unsere Maschinen das schönste Hobby von allen. Nicht wenige von uns geben ihren Maschinchen Kosenamen, hegen und pflegen sie, schicken sie in regelmäßigen Abständen zur Kur - und wollen sie in ebenso regelmäßigen Abständen zum Fenster rausschmeißen, weil die Olle nicht so will, wie wir das gerne hätten. Aber: Wie gut kennt ihr eure Nähmaschinen wirklich? Heute wird es im Nähkästchen ein bisschen technisch, denn wir wollen es euch ganz genau zeigen.

Wie funktioniert eine Nähmaschine überhaupt?

Die meisten von euch wissen sicherlich, wie eine Nähmaschine funktioniert. Im Grunde ist es ja auch einfach: Mithilfe der Nadel wird der Faden durch den Stoff hindurchgeschoben. Ein sich drehender Greifer fädelt in die entstandene Schlinge ein und bewirkt, dass ein zweiter Faden durch die Oberfadenschlinge gezogen wird. So bilden Ober- und Unterfaden eine Steppnaht, die die Stofflagen fest zusammenhält.

Da die Nadel in der Maschine arretiert ist, kann sie sich nicht vorwärtsbewegen. Es muss also der Stoff weiterbewegt werden, damit die Naht auch eine Linie bilden kann. Das funktioniert mithilfe des Transporteurs - einer Art Schlitten, der unter dem Nähfüßchen sitzt.

Transporteur

An seiner Oberseite sind kleine Zähnchen angebracht, mit denen er der Stoff unter der Nadel hindurchschiebt. Dabei macht der Transporteur eine leicht elliptische Bewegung: Er schiebt sich von vorne nach hinten, wird abgesenkt (während die Nadel in den Stoff eintaucht) und unter der Stichplatte nach vorne geführt. Wenn die Nadel wieder nach oben geht, hebt sich auch der Transporteur und schiebt den Stoff wiederum ein Stück nach hinten. Und so weiter und so fort.

Das ist eigentlich auch schon die ganze Mechanik, die hinter einer Nähmaschine steht. Natürlich gibt es noch viel ausgeklügeltere, komplizierte Systeme, mit Obertransport, seitlichem Transport, verschiedenen Sticharten ... aber das Grundprinzip ist bei jeder Maschine dasselbe. Und wenn man sich das mal vor Augen hält, können viele Probleme ganz einfach gelöst werden.

Mechanik ist Mechanik und damit störanfällig

Bei einem System ineinandergreifender Teile ist es wichtig, dass die Teile eben genau das können: sauber ineinandergreifen. Sobald irgendetwas davon nicht mehr richtig passt, läuft das System nicht mehr.

Bei der Nähmaschine sind es fünf Punkte, die passen müssen, wenn man ein sauberes Stichbild haben will.

a) Die Fadenspannung Fadenspannung

Wenn Ober- und Unterfaden sich miteinander verschlingen und eine saubere Nahtlinie bilden sollen, dann müssen sie das richtige Spannungsverhältnis haben. Fäden ohne Spannung bilden Schlaufen (was jeder weiß, der schon mal aus Versehen vergessen hat, das Füßchen beim Nähen abzusenken), zu hohe Spannung führt dazu, dass der Faden reißt. Beim Nähen ist es für gewöhnlich einfacher, die Oberfadenspannung zu regulieren. Manchmal ist es gewünscht, dass der Oberfaden mit wenig Spannung geführt wird (z.B. beim Nähmalen oder wenn man etwas einkräuseln will), bei manchen Stoffen kann eine erhöhte Oberfadenspannung sinnvoll sein. Die Spannung des Oberfadens wird normalerweise durch zwei Spannscheiben erzeugt, durch die der Faden gelegt wird und die sich beim Absenken des Nähfüßchens schließen. Für die Einstellung gibt es normalerweise ein Rädchen (wie hier rechts zu sehen), das sich in unmittelbarer Nähe der Spannungsscheiben befindet. CB-Greifer

Die Unterfadenspannung wird durch das Einlegen der Unterfadenspule in die Kapsel erzeugt. Bei einem so genannten CB-Greifer ("central bobbin", das heißt, die Unterfadenspule wird zentral in den Greifer eingelegt; auf dem Foto links abgebildet) ist diese Kapsel ein herausnehmbares Teil, bei dem man den Faden seitlich "ausfädelt". Bei einem Horizontal- oder Drop-in-Greifer wird die Spule in die Kapsel hineingelegt und ebenfalls durch eine seitlich angebrachte Nut der Faden herausgeführt, wie man auf dem Foto rechts unten sehen kann. Die Unterfadenspannung kann man theoretisch mithilfe einer Schraube an der Kapsel verstellen - doch davon wird allgemein abgeraten. Oft vergrößern sich die Probleme dadurch nur!

Horizontalgreifer

Eine fehlerhaft eingestellte Fadenspannung führt zu einem unsauberen Nahtbild, weil sich Ober- und Unterfaden nicht mehr ausgewogen miteinander verschlingen können. Darum sollte das immer der erste Anlaufpunkt sein, wenn man mit einer Naht unzufrieden ist!

b) Die Nadelführung bzw. die Nadel

Wenn die Nadel nicht gerade in das System eintauchen kann, dann kann auch der Greifer die Unterfadenschlinge nicht sauber anbringen. Entweder "verpassen" sich die Fäden oder sie verheddern sich. Eine verbogene Nadel, die auf die Stichplatte oder den Greifer schlägt, kann brechen oder die anderen Teile des Systems beschädigen. Darum ist es sehr wichtig, dass man niemals mit krummen oder schief eingesetzten Nadeln näht! Auch stumpf gewordene Nadeln nähen nicht gut, es ist unter Umständen viel Kraft erforderlich, sie durch den Stoff zu stechen, und es kann zu Zeitverzögerungen und damit unrunden Abläufen kommen.

c) Der Transporteur

Nur wenn der Transporteur den Stoff anständig und regelmäßig weiterschiebt, entsteht ein sauberes Nahtbild. Wenn der Stofftransporteur sich nicht mehr richtig bewegen kann oder den Stoff nicht richtig zu fassen kriegt, dann gibt es Probleme.

d) Der Greifer

Der Greifer muss sich bewegen können. Beim CB-Greifer macht er eine Pendelbewegung, der Horizontalgreifer dreht sich im Kreis um die Spule. Wenn sich Fremdkörper im Bewegungsradius befinden oder die Reibung zu hoch ist, ist die Bewegung nicht mehr gleichmäßig und das System läuft nicht rund.

e) Der Faden

Zu guter Letzt kann der Faden als das, was bewegt wird, ein Problem für das System darstellen. Wenn er brüchig oder zu dünn ist, kann er reißen. Knötchen im Faden können dazu führen, dass er im Nadelöhr hängenbleibt oder nicht sauber durch die Fadenführung und damit die Spannungsscheiben läuft. Und auch zu dicker Faden macht Probleme beim Transport durch das System.

Erste Hilfe: Pflege und Wartung

Wenn man die störanfälligen Teile der Maschine regelmäßig prüft und pflegt, dann baut man den meisten Problemen schon vor. Zum Thema Wartung möchte ich euch gerne das entsprechende Kapitel in der Bedienungsanleitung eurer Nähmaschine ans Herz legen, denn jedes Modell hat hier seine ganz eigenen Anforderungen. Ein paar Punkte sind jedoch allgemeingültig:

Näht nie mit verbogenen oder stumpfen Nadeln! Man sollte ja eh immer die Nadel dem Stoff anpassen, aber auch so ist ein regelmäßiger Nadelwechsel nicht unbedingt verkehrt. Vor allem, wenn euch das Nahtbild oder auch mal das Geräusch eurer Maschine nicht gefällt, könnt ihr zuallererst mal die Nadel austauschen.

Greifer mit Fusseln

Fusseln tun nicht gut! Beim Nähen staubt und fusselt es nun mal, schließlich arbeiten wir mit Stoff, und Stoff besteht aus Fasern. Eine regelmäßige Reinigung der Maschine, insbesondere der beweglichen Teile, ist mehr als nur ratsam. Bei den meisten Maschinen lässt sich die Stichplatte relativ problemlos abheben - manchmal muss man schrauben, andere haben Klick- oder Stecksysteme. Darunter sammelt sich oftmals Staub und Fusseln an (auf dem Foto links sind es sogar noch relativ wenige ...), die man vorsichtig entfernen sollte. Von Druckluftsprays ist eher abzuraten, da sie im Ernstfall den Schmutz sogar bis in den Maschinenblock pusten ... lieber einen Pinsel benutzen, oder, wenn es ganz schlimm aussieht, vielleicht mal den Staubsauger auf leichtester Stufe zuhilfe nehmen. Hier würde ich euch aber raten, einen Nylonstrumpf oder ähliches über das Saugrohr zu ziehen, nur für den Fall, dass vielleicht manche Teile doch nicht so gut befestigt sind wie gedacht ...
Auch die Fadenwege können mit Fusseln "zusitzen". Hier kann man vorsichtig mit ungewachster Zahnseide reinigen, indem man das Material durch die Fadenführung legt und behutsam hin- und herbewegt.

Ob eure Maschine Öl braucht oder nicht, hängt von ihrem System ab. CB-Greifer bestehen aus Metall, das sich in Metall oder (bei günstigeren Maschinen) in Kunststoff bewegt. Hier ist ab und an ein Tröpfchen Öl nicht verkehrt, um der mechanischen Reibung vorzubeugen. Auf dem Foto unten seht ihr einen ausgebauten CB-Greifer. Zum Ölen sollte er herausgenommen werden und ein wenig Nähmaschinenöl in den Bereich gegeben werden, auf dem er normalerweise aufliegt.

CB-Greifer ausgebaut

Horizontalgreifer dagegen sind aus Kunststoff und dürfen nicht geölt werden - hier bestünde die Gefahr einer Verharzung, und dann bewegt sich erst recht nix. Zu diesem Thema gilt ganz besonders: Schaut in eure Bedienungsanleitung, da steht genau, ob und wo ihr ölen sollt/dürft/müsst.

Gänzlich davon abraten möchte ich, die Verkleidung der Maschine zu öffnen, um sie zu putzen oder einen Fehler zu suchen. Nähmaschinentechniker/in oder Nähmaschinenmechaniker/in ist nicht umsonst ein Ausbildungsberuf ...

Aber mit ein bisschen Verständnis für die Funktionsweise eurer Maschine fallen euch bestimmt so manche Fehlerbehebungen schon leichter! Und dann kriegt die Maschine auch wieder Kosenamen.