Bündchen - alles, was man wissen muss

Gerade bei Kindermode gibt es nicht viele Kleidungsstücke, die ohne sie auskommen: Bündchen. Die sauberen Abschlüsse aus spezieller Bündchenware werden an Halsausschnitten und Ärmelsäumen ebenso eingesetzt wie als Saumabschluss eines Shirts oder als bequemes Bauchbündchen bei Hosen und Röcken. Doch was ist Bündchenware überhaupt, und wie wird sie richtig verarbeitet? Wir haben für euch die wichtigsten Informationen und Tipps zusammengestellt.
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Gerade bei Kindermode gibt es nicht viele Kleidungsstücke, die ohne sie auskommen: Bündchen. Die sauberen Abschlüsse aus spezieller Bündchenware werden an Halsausschnitten und Ärmelsäumen ebenso eingesetzt wie als Saumabschluss eines Shirts oder als bequemes Bauchbündchen bei Hosen und Röcken. Doch was ist Bündchenware überhaupt, und wie wird sie richtig verarbeitet? Wir haben für euch die wichtigsten Informationen und Tipps zusammengestellt.

Bündchenware

Bündchenware

Unter Bündchenware versteht man immer einen sehr elastischen und formstabilen Strickstoff. Häufig werden Bündchen im Schlauch gestrickt bzw. gewirkt und darum ohne offene Seitenkante verkauft. Meist liegt der Schlauch dabei 40-50 cm breit, sodass ein Umfang von ungefähr 80-100 cm entsteht. Doch es gibt auch klassische Meterware als Bündchen, die manchmal auch breiter liegen. Bündchenstoffe enthalten immer einen gewissen Elasthananteil, der für die Formstabilität unabdingbar ist. Es gibt Bündchen in allen erdenklichen Farben, geringelt, gestreift, mit Mustern bedruckt. Man kann auch Bündchenstreifen von erheblicher Länge kaufen, die für viele Projekte sehr gut geeignet sind.

Grundsätzlich gibt es aber große Unterschiede bei verschiedenen Bündchenwaren. Zu allererst unterscheidet man zwischen Grobstrickbündchen und glatt gestrickten Bündchen. Die Grobstrickvariante zeigt deutliche Rippen und ein höheres Volumen als die glatten Bündchen. Häufig ist die Elastizität größer, die Formstabilität aber geringer. Je nach Verwendungszweck ist mal die eine, mal die andere Variante vorzuziehen. An einem T-Shirt am Halsausschnitt sollte das Bündchen nicht zu sehr auftragen; als Saumabschluss eines coolen Hoodies sind die grob gestrickten Bündchen oft ein toller Hingucker.

Zur Elastizität

abgemessen

Die Elastizität der Bündchen ist von entscheidendem Einfluss auf ihre Verwendung. So könnt ihr bestimmen, wie elastisch euer Bündchen ist: Messt eine Strecke von 10 cm ab und markiert diese auf dem nicht gedehnten Bündchen. Nun dehnt ihr das Bündchen, so weit es geht, und messt diese Länge. Wenn es sich (wie in unserem Beispiel) auf 14 cm dehnen lässt, hat euer Bündchen eine Elastizität von 40%.

gedehnt

Diese Werte werden bei manchen Schnitten vom Ersteller angegeben, denn nicht jedes Bündchen ist für jeden Einsatz geeignet. Zum Beispiel sollten die Bauchbündchen bei Baby-Pumphosen eine hohe Elastizität aufweisen, damit sie den notwendigen Halt und dennoch Tragekomfort gewährleisten. Halsbündchen sollten nicht zu stark gedehnt werden, damit sie nicht ausleiern. Die Faustformel "Bündchenlänge = zu versäubernde Kantenlänge x 0,7" stimmt nicht für alle Einsatzbereiche und nicht für alle Bündchenarten. Doch sie ist ein guter Richtwert, vor allem zu Beginn einer Nähkarriere.

Zur Verarbeitung

Bündchen werden, um einen sauberen Abschluss zu ergeben, fast immer doppelt gelegt verarbeitet. Dabei hat man meistens zwei Möglichkeiten, wie man herangehen kann: Entweder finished man die abzuschließende Kante zuerst (also indem man z.B. beide Schulternähte an der Halsöffnung schließt oder die Seitennaht des Ärmels schließt). Dann näht man das vorbereitete Bündchen an und geht dabei wie folgt vor: Das Bündchen wird in der benötigten Länge und Breite zugeschnitten und dann rechts auf rechts gelegt und zum Ring geschlossen, indem man die Kante gegenüber dem Bruch zusammennäht. Das kann man mit der Overlock machen; viele NäherInnen schwören aber darauf, hier die Nähmaschine zu verwenden, da die Naht so flacher wird.

Als nächstes wird der Bündchenring links auf links doppelt gelegt - der Ring hat nun eine geschlossene Bruchkante und eine offene Kante. Diese offene Kante wird nun, gleichmäßig gedehnt, an die zu versäubernde Kante gesteckt und mit einem elastischen Stich oder der Overlock angenäht. Eine gleichmäßige Verteilung erreicht ihr durch den "Viertel-Trick": Teilt die Kante und den Bündchenring in jeweils vier gleiche Teile auf. Dazu markiert ihr eine Stelle, faltet das Schnittteil einmal so, dass diese Markierung eine Bruchkante kennzeichnet, und markiert die gegenüberliegende Kante ebenso. So ist die Strecke schon einmal halbiert. Nun legt ihr die beiden Markierungen genau aufeinander - die neu entstandenen Bruchkanten kennzeichnet ihr auch, und so sind Ring und Kante geviertelt. Jetzt die jeweiligen Viertelmarkierungen von Bündchenring und Kante aufeinanderstecken und die dazwischenliegende Strecke entweder noch weiter unterteilen (das kann bei Saumbündchen sinnvoll sein) oder eben beim Annähen gleichmäßig dehnen.

Alternativ kann man das Bündchen auch annähen, bevor man die Schulter- oder Seitennaht schließt. Diese Variante ist vor allem etwas für Näher, die es mit den Maßen nicht so genau nehmen und die so viel Erfahrung mit Bündchen haben, dass sie sich ein gleichmäßiges Dehnen "aus dem Kopf" zutrauen.

Ihr braucht dazu einen ausreichend langen Bündchenstreifen, der doppelt so breit ist, wie euer Abschluss werden soll. Faltet diesen Streifen nun der Länge nach links auf links und legt die offene Kante bündig mit der zu versäubernden Kante. Näht ein paar Stiche, um euren Bündchenstreifen zu fixieren, und beginnt dann mit der Dehnung. Näht bis zum anderen Ende eurer Saumkante und achtet dabei darauf, das Bündchen gleichmäßig zu dehnen und alle erforderlichen Stofflagen mitzufassen. Am Ende der Saumkante schneidet ihr den Bündchenstreifen einfach ab und schließt anschließend die letzte Naht. Dabei werden auch die Kanten des Bündchenstreifens zusammengenäht.

Diese Methode hat den Vorteil, dass sie schneller geht, man sich nicht mit Messen und Rechnen herumschlagen muss und man besser auf die Eigenschaften des jeweiligen Bündchens eingehen kann. Allerdings hat man hinterher innen eine sichtbare Naht am Bündchen - bei der Ring-Variante liegen die Nahtzugaben hier ja innen und sind sauber verpackt. Im Prinzip ist es eine Entscheidung, die jeder Näher und jede Näherin für sich treffen muss; ein Richtig oder Falsch gibt es hier (zum Glück) nicht!

Links und rechts?

Ach ja, eins noch: Manchmal fragt man sich, wo bei einem unifarbenen, gestrickten Bündchenstoff denn nun rechts oder links ist. Es gibt auch hierbei ein paar Tricks:

Wenn der Bündchenstoff im Schlauch liegt, ist es einfach - außen ist rechts. Bei Meterware muss man schon genauer hinschauen. Oft macht es auch keinen Unterschied, doch man sollte an ein und demselben Projekt schon darauf achten, immer dieselbe Seite des Bündchens außen liegen zu haben - oft sind es nur subtile Unterschiede in Glanz oder Struktur, die aber dann bei direktem Vergleich doch auffallen können. Wer hier kein Riskio eingehen will, kann sich mit einem kleinen Trick behelfen: Dehnt euer Bündchen ein Stück weit und lasst es dann los. Es wird sich anschließend leicht zusammenrollen - und die Seite, die dann innen liegt, ist die linke Seite des Bündchens!


Wir hoffen, wir konnten euch die wichtigsten Fragen zum Thema Bündchen beantworten. Habt ihr noch Ideen oder ganz eigene Tricks zum Umgang mit Bündchenware? Dann freuen wir uns auf eure Kommentare!