Fundstück der Woche: Loungewear nähen von Fina Krause

Nicht erst seit Homeofficezeiten hat die schicke Variante von "Gammelklamotten" einen festen Platz in unseren Garderoben erhalten. Loungewear ist bequem und dennoch schick anzusehen. Wie Autorin Fina Krause (die die Sewunity-User durch ihr Label Finas Ideen gut kennen) es im Vorwort formuliert: "Es darf zwar gerne bequem sein, aber ich möchte dennoch mit einem guten Gewissen die Tür öffnen können." Jetzt ist in der Edition Michael Fischer ihr Buch zum Thema Loungewear erschienen. Wir haben es für euch unter die Lupe genommen.

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Loungewear nähen von Fina Krause
Loungewear nähen von Fina Krause

"Loungewear nähen - Bequeme Kleidung aus Jersey, Sweat und Strickstoffen" lautet der komplette Titel des 146 Seiten starken Buchs. Es ist als Hardcover gebunden und wie gewohnt hochwertig gestaltet. Passend zum Thema ist das Layout clean und stylish. Ich persönlich empfinde die dünne Schrift, die gewählt wurde, als nicht ganz so lesefreundlich, aber das ist vielleicht auch Geschmackssache.

Der Aufbau folgt dem der meisten anderen Nähbücher: Es beginnt mit dem Grundlagenteil, der sich neben Materialkunde und der Vorstellung der wichtigsten Utensilien auch dem Maßnehmen widmet. Bei diesem Bereich findet sich auch eine Maßtabelle, die für die Schnitte in dem Buch (es deckt den Größenumfang 34 bis 44 ab) relevant ist. Sehr angenehm: Sowohl eine Körpermaßtabelle wie auch eine Fertigmaßtabelle für die einzelnen Schnitte ist hier angegeben, sodass man zielgenau die korrekte Größe für den gewünschten Schnitt herausfinden kann!

Auch gibt es im Grundlagenteil eine Zusammenstellung wichtiger Grundtechniken wie Taschen annähen, Kapuze annähen oder Halsausschnitt versäubern. Allerdings muss man keine Angst haben, dass man beim Nähen dauernd vor- und zurückblättern muss, denn die einzelnen Techniken sind bei den jeweiligen Schnitten ebenfalls erklärt.

Und dann geht es auch schon los mit den Projekten. Dabei ist der Praxisteil in zwei Kapitel untergliedert: die Grundschnitte und die Kombinations-Möglichkeiten. So kommt das Buch auf insgesamt 17 Projekte. Die Schnittmuster befinden sich auf 2 doppelseitig bedruckten Bögen, die vorne und hinten im Buch eingeklebt sind.

Beim genaueren Hinsehen stellt sich aber heraus, dass es eigentlich nicht SO viele Projekte sind. Sweater, Shirt und Kleid sind zum Beispiel derselbe Schnitt, nur in unterschiedlichen Längen und mal mit, mal ohne lange Ärmel. Auch die lange Hose und die Shorts sind ein Schnitt, der über eine Kürzungslinie verfügt. So kommt das Buch bei 17 Projekten im Prinzip mit vier Grundschnitten aus. Diese werden durch unterschiedliche Längen und zusätzliche Gestaltungselemente wie Bauchtasche, Kapuze, Belege oder freihand umzusetzende Möglichkeiten wie einen V-Ausschnitt oder einen Schlitz variiert. Die Passform ist aber natürlich immer dieselbe. Außerdem gibt es auch Kombinationen (aus Top und Shorts wird ein Schlafanzug, oder Shirt und Hose werden zu einem Jumpsuit).

Testobjekt: Oversize-Shirt Alex
Testobjekt: Oversize-Shirt Alex

Die Schnitte sind unaufgeregt gehalten und wirklich einfach zu nähen. Allerdings sind mir bei meinem gewählten Projekt (ich habe das Oversize-Shirt Alex ausprobiert) ein paar unschöne Details aufgefallen, die gerade bei Anfängern (und an diese richtet sich das Buch) unter Umständen für Irritationen sorgen könnten. So fehlen auf den Schnittbögen jegliche Passmarken. Ein Ärmel, der nicht symmetrisch ist, aber keine Schultermarkierung und keinen Hinweis darauf, welche Seite nun nach vorne und welche nach hinten gehört, ist eigentlich ein No-Go, auch bei Schnitten, bei denen es dank der legeren Schnittführung nicht auf Millimeter ankommt. Die Idee, für eine Oversize-Version des Schnitts einfach zwei Nummern größer zu empfehlen, ist ja reizvoll, lässt aber außer Acht, dass der Schnitt dann nicht wirklich oversize, sondern einfach nur zu groß ist. Gerade im Ärmelbereich (also dort, wo der Ärmel in die Schulter eingesetzt wird) ist eine Anpassung schon wichtig. Bei diesem Projekt ist in der Zuschnitttabelle auch nur für die Körperteile angegeben, dass man die größere Größe wählen soll, beim Ärmel nicht. Das passt dann beim Nähen nicht genau zusammen, weil das Armloch größer als die Ärmelkugel ist. Ich musste ziemlich tricksen. Hier ist bei Anfängern ein bisschen Frust "einkalkuliert", möchte man meinen.

Fortgeschrittene Näher:innen werden aber eventuell enttäuscht sein, da sich wie gesagt viele Projekte bei ein bisschen Näherfahrung auch ganz ohne Anleitung hätten umsetzen lassen und man im Endeffekt für vier Schnittmuster 20 Euro bezahlt hat.

Die Passform der Schnitte entspricht dabei der aktuellen Mode. Das Oberteil ist weit (wäre es auch ohne Oversize) und eher kurz. Besonders die Ärmel habe ich als recht kurz empfunden - hier möchte ich raten, vorher auch die Ärmellänge als Maß aufzunehmen  und lieber ein bisschen länger zuzuschneiden. 

Dennoch kann man das Buch durchaus zum Kauf empfehlen. Wer lässige Kleidung mag, die dennoch gerade durch ihre Schlichtheit besticht, wird hier gut inspiriert. Wie derselbe Schnitt durch die Wahl unterschiedlicher Materialien und mit kleinen Elementen immer wieder anders wirken kann, kommt hier gut zur Geltung. Dazu ein ansprechendes Layout, schön gestaltete und ausführlich bebilderte Anleitungen und schöne Fotos - dieses Buch ist auch eins für alle, die gerne schöne Bücher durchblättern und sich inspirieren lassen.


Loungewear nähen - Bequeme Kleidung aus Jersey, Sweat und Strickstoffen

Fina Krause

146 Seiten, Hardcover, 2 Schnittbögen

€ [D] 20,00, ISBN 978-3-7459-0313-3

Erschienen in der Edition Michael Fischer

Foto vom Cover: © EMF

Wir danken der Edition Michael Fischer, die uns ein Exemplar dieses Buchs für die Vorstellung zur Verfügung gestellt hat,