Mit selbstgenähten Kissen für die erste eigene Wohnung fing alles an: Heute hat Alexandra von "I heart handmade" ein besonderes Faible für Damenschnitte. Warum das so ist, welche Rolle für sie die optische Gestaltung eines E-Books spielt und was für sie beim Nähen den unliebsamsten Arbeitsschritt darstellt, verrät sie im aktuellen Sewunity-Interview.
Sewunity: Liebe Alexandra, schön, dass du dir Zeit für einen Besuch im Sewunity-Nähcafe genommen hast. Stell dich doch unseren Leserinnen und Lesern zunächst mal kurz vor.
Alexandra: Ganz lieben Dank, dass ich heute dabei sein darf. Ich bin Alexandra, Anfang 30 und lebe mit meiner Familie in meiner Herzensstadt Dresden. Zu meiner Familie gehören mein Mann und unsere beiden Kinder, die jetzt 4 und 1,5 Jahre alt sind. Beruflich komme ich aus der Informatik und liebe deswegen alles, was irgendwie mit der digitalen Welt zu tun hat.
Ich habe schon immer gern meine Freizeit mit kreativen Dingen verbracht. Habe gebastelt, geklebt, gestrickt, gehäkelt, gebacken. Und dann kam irgendwann das Nähen dazu.
Es ist noch gar nicht so viele Jahre her, dass du das erste Mal an der Nähmaschine gesessen hast – damals wolltest du mit deiner Mutter Kissen für deine neue Wohnung nähen. Wie hat sich daraus deine Nähleidenschaft entwickelt?
Ja, ich bin damals – vor knapp zehn Jahren – gerade in meine erste größere Wohnung nach dem Studium gezogen. In den Weiten der sozialen Medien entdeckte ich dann diese schönen selbstgenähten Kissen. Ich wollte unbedingt genau diese Kissen und ich wusste, dass meine Mama eine Nähmaschine besitzt. Also nähten wir die Kissen gemeinsam. Es hat mich begeistert, aus einer Idee mit dem passenden Stoff etwas völlig Neues und Individuelles entstehen zu lassen. So ein bisschen wie beim Stricken, nur viel, viel schneller. Einige Zeit später habe ich meine erste eigene Nähmaschine geschenkt bekommen - von meiner Mama. Und dann nahm es alles irgendwie seinen Lauf, erst mit Taschen und Kissen, später mit Kleidung für meine Kinder und mich.
Und irgendwann hast du dann den Schritt zu deinem eigenen Label gemacht. Wie kam es bei dir dazu, dass du nun selbst Schnitte entwickelst – und wie ist der Name für dein Logo entstanden?
Als ich dann meine eigene Nähmaschine hatte, nähte ich unheimlich viel. Das Problem war nur: Wohin mit den ganzen Schönheiten? Ich erstellte mir einen Shop bei Dawanda und suchte nach einem Namen dafür. Mein Mann schlug „I ❤ Handmade“ vor, ausgeschrieben nannte ich es „I Heart Handmade“. Mein erster Schnitt ist tatsächlich ein ziemliches Nischenprodukt: ein Body für Babys, die mit Stoffwindeln gewickelt werden. Bei unseren beiden Kindern haben wir Stoffwindeln verwendet. Doch leider haben gekaufte Bodys nie vernünftig über die größeren Windeln gepasst. Deswegen habe ich das kurzerhand selbst in die Hand genommen, mir eine Direktrice gesucht und den Schnitt konstruieren lassen. Das war der erste Schritt auf diesem Weg und mir war vor drei Jahren klar, dass es das noch nicht gewesen sein konnte.
Schaut man deine Schnitte an, sieht man schnell, dass bei dir sowohl Schnitte für Kinder als auch Schnitte für Damen zum Angebot gehören. Welche Art von Schnitten macht dir in der Entwicklung mehr Spaß – und wo liegen die besonderen Herausforderungen?
Bei den vielen Probenähen, die ich bisher schon durchführen konnte, habe ich viele verschiedene Frauen kennengelernt. Die meisten von ihnen haben keine „Normmaße“, ebenso wenig habe ich diese Maße. Ja, manche Frauen haben sogar einen langen Leidensweg wegen ihres Körpers hinter sich. Und was ich dort immer wieder hören kann ist, dass sich all diese Frauen in ihrem Körper sehr viel wohler fühlen, seitdem sie ihre Kleidung nähen, statt zu kaufen. Viele schreiben, dass sie dadurch gelernt haben, ihren Körper so zu akzeptieren wie er ist, ihn sogar schön finden. Ist das nicht wundervoll?
Zum einen können wir beim Nähen die Kleidung exakt an unsere Maße anpassen. Zum anderen ist der Prozess des Nähens selbst unglaublich heilsam. Kleidung definiert uns nach außen und diese selbst herstellen zu können, hilft dabei, sein wahres Ich nach außen zu zeigen. Ich liebe es, Schnittmuster für und mit all diesen Frauen zu entwickeln und zu testen.
Schnittmuster für Kinder zu entwickeln ist dafür meistens etwas herausfordernder. Allein die Passform über ein breites Intervall an Größen kann manchmal sehr aufregend sein. Zwischen Kindern mit einer 80 und Kindern mit einer 134 liegt sehr viel körperliche Veränderung. Diese muss bedacht und geschickt umgesetzt werden.
Die Kunst bei der Schnittmustererstellung liegt ja auch darin, die Anleitung möglichst verständlich rüberzubringen. Was macht für dich ein gutes E-Book aus und was ist dir bei deinen E-Books persönlich wichtig?
Sehr wichtig bei E-Books sind natürlich eine gute textuelle Beschreibung in Kombination mit vielen Bildern. Auf den Bildern sollten die Schritte gut nachvollzogen werden können. Ich habe schon E-Books gesehen, bei denen wurde ein Unistoff für die Fotos verwendet. Da sieht man natürlich absolut nichts bei den einzelnen Schritten.
Mir persönlich ist das Layout eines E-Books auch noch super wichtig. Das ist vermutlich eine Berufskrankheit. Ich habe Medieninformatik studiert und somit ein Faible für Design und Typographie. Ich bin ganz ehrlich: Finde ich das Layout bei einem Label schrecklich, dann kaufe ich dort auch nicht mehr.
Zu deinem Angebot gehören aber nicht nur Schnittmuster, sondern auch Plotterdateien und mehr. Was macht dir mehr Spaß: dir eine neue Plotterdatei ausdenken oder einen neuen Schnitt und warum?
Plotterdateien waren nach dem Stoffwindelbody mein Start in die Welt der digitalen Vorlagen. Mir hat es viel Freude gemacht, diese Dateien zu entwickeln. Doch kreativer kann ich bei den Schnittmustern sein. Außerdem plotte ich privat auch nicht mehr.
Und wer gleich das Rundum-Sorglos-Paket möchte, kann bei dir online auch Stoffe und Nähzubehör kaufen. Hand aufs Herz: Wie viel Stoff besitzt du selbst und wie entscheidest du, welcher Stoff einen Platz in deinem Shop findet?
Du meinst privat? Viel. Wirklich sehr viel. Und ich sage das nicht mit Stolz, denn eigentlich möchte ich Stoffe nicht horten. Das Gute ist, dass ich relativ viel bereits weggenäht habe oder gerade noch vernähe. Ich versuche, so wenig wie möglich neue Stoffe zu kaufen. In meinen Shop schaffen es Stoffe nur, wenn sie mir persönlich sehr gut gefallen. Alle Stoffe würde ich so auch selbst kaufen. Außerdem müssen die Stoffe eine gewisse Qualität haben. Ich möchte, dass sich meine KundInnen immer darauf verlassen können, qualitativ hochwertige Stoffe bei mir zu erhalten.
Durch die Tatsache, dass du vielseitig aufgestellt bist, merkst du ja sicher auch an der Nachfrage, wie es derzeit um die Nähszene bestellt ist. Wie populär ist Nähen deiner Meinung nach aktuell – und wo geht die Reise hin?
Bestärkt durch die allgemeine Lage, wird das Nähen über die nächsten Jahre noch mehr an Bedeutung gewinnen. Zum einen hinterfragen immer mehr Menschen, wie unsere „Fast Fashion“ produziert wird und welche Materialien dafür verwendet werden. Zum anderen geht der Trend immer mehr zum Selbst-Tun, back to the roots. Ich denke, wir werden da noch einiges an Entwicklung sehen und bin schon so gespannt, das Ganze die nächsten Jahre zu begleiten.
Wenn du mal deine eigenen Schnitte anschaust: Hast du einen persönlichen Lieblingsschnitt? Oder nähst du gerne auch Schnitte von anderen? Wenn ja, welche sind das?
Grundsätzlich gibt es bei mir nur Schnittmuster, die mir selbst auch gut gefallen. Alles andere würde in meinen Augen keinen Sinn machen. Von meinen eigenen Schnitten mag ich am liebsten die Martha, weil sie einfach immer toll aussieht und zu allen Anlässen passt. Außerdem liebe ich die Franka wegen der Lässigkeit. Aber natürlich nähe ich auch Schnittmuster anderer Labels.
Das Thema unserer heutigen Nähkästchen-Ausgabe sind Volants. Welche Beziehung hast du selbst zum Thema Volants – und hast du einen Trick, wie man sie am besten näht?
Ich habe keine besonders enge Bindung zu Volants. An einigen Stücken gefallen sie mir ganz gut, aber meistens mag ich meine Kleidung etwas zurückhaltender. Ich verwende zum Raffen von Volants immer Framilon. Das kann ich uneingeschränkt allen empfehlen. Früher habe ich nur mit Fäden gerafft, aber das Ergebnis mit Framilon ist einfach so viel besser. Und das Nähen selbst so viel einfacher.
Wenn wir mal bei den Nähtechniken bleiben – gibt es Arbeitsschritte bei Nähen, die du überhaupt gar nicht gerne machst oder die sogar deine „Angstgegner“ sind? Wenn ja welche sind das?
Auch wenn das kein Nähschritt in dem Sinne ist: Bügeln! Ich hasse es, beim Nähen bügeln zu müssen. Deswegen nähe ich eigentlich alle Säume einfach ohne Bügeln um. Ansonsten habe ich, glaube ich, so ziemlich alles schon mal gemacht und vor nichts mehr richtig Angst. Nachdem ich mein eigenes Brautkleid genäht habe, kann mich echt nichts mehr erschrecken.
Da das Jahr langsam zu Ende geht, interessiert uns natürlich auch, was deine persönlichen Pläne für 2022 sind. Magst du uns verraten, woran du gerade arbeitest oder welche Pläne du fürs neue Jahr für dein Label hast?
Ganz aktuell arbeite ich an meinem ersten Schnittmuster für Männer. Ich möchte nämlich so gern mal wieder was für meinen Mann nähen. Ansonsten schaue ich sehr zuversichtlich und motiviert ins neue Jahr. Ich arbeite an einigen Ideen, um mein Label noch besser auf dem riesigen DIY-Markt positionieren und meine KundInnen mit ihren Wünschen abholen zu können. Ich freue mich auf das, was kommt, auf die gemeinsame Zeit mit meinem Stammteam und auf den Kontakt zu meinen KundInnen.
Zum Schluss wie immer noch unsere obligatorische Frage in eigener Sache. Bei Sewunity bewerten die User Schnittmuster mit Sternen, fünf Sterne sind die Höchstwertung. Wie viele Sterne würdest du Sewunity geben und warum?
Tatsächlich kenne ich Sewunity noch gar nicht so lang. Als ich mich dann mit meinem Label angemeldet habe, war ich aber sofort begeistert, wie unfassbar schnell und unkompliziert die Schnittmuster eingestellt werden können. Das ist mit Abstand das benutzerfreundlichste Partnerportal, das ich kenne! Wenn ich mich per Mail an euch wende, kommt meistens am gleichen Tag (!) eine Antwort. Das macht dann wohl glatte fünf Sterne.
Vielen lieben Dank dafür! Wenn du jetzt noch Lust hast … hätten wir hier ein kleines Entscheidungsspiel für dich. Wir stellen dir jeweils zwei Begriffe zur Auswahl – wähl doch bitte den Begriff aus, der am besten zu dir passt. Achtung, es geht los:
Rollschneider oder Schere? Schere
E-Book oder Papierschnitt? E-Book
Webware oder Maschenware? Maschenware
Nähkurs oder Autodidakt? Autodidakt
Overlock umfädeln oder immer mit der gleichen Farbe nähen? Immer mit der gleichen Farbe
Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Onlineshopping
Couch oder Laufschuhe? Laufschuhe
Kaffee oder Tee? Kaffee
Vielen Dank für das Gespräch und für deine Zeit!