Ihr Label "Cherry Picking" ist seit Jahren eine feste Größe in DIY-Kreisen. Egal ob Schnittmuster, Stoffdesign oder wunderschöne Papeterie - was Anke Müller macht, gefällt Tausenden von Fans. Seit sie bei VOX als Jurymitglied von "Geschickt eingefädelt" zu sehen war, ist ihre Bekanntheit noch weiter gestiegen. Heute ist sie bei uns im Nähcafé, um ihren Fans ein bisschen was über sich selbst, die Zeit im Fernsehen und ihre weiteren Pläne zu verraten.
Sewunity: Liebe Anke, vielen Dank, dass du uns für ein Interview zur Verfügung stehst. In DIY-Kreisen bist du ja schon seit Jahren bekannt; seit du bei „Geschickt eingefädelt“ in der Jury mitgewirkt hast, kennt dich ein Millionenpublikum. Hat der Auftritt im Fernsehen deinen Tagesablauf verändert – mal abgesehen von mehr Interview-Anfragen?
Anke: Nein, im Grunde geht alles so weiter wie bisher, ich bin tagsüber in meinem Atelier und entwickle neue Produkte. Natürlich kamen einige Interview-Geschichten, aber das mach ich sehr gerne.
Dein Label „Cherry Picking“ steht für außergewöhnliche Designs und detailverliebte Ideen im unverwechselbaren Retro-Style. Aber bis man einen so markanten Stil entwickelt, braucht es ja seine Zeit. Wie hat bei dir die Leidenschaft für Stoffe, Nähen und DIY angefangen?
Ich habe mit 13 einen Volkshochschulkurs in Sachen Nähen gemacht und damit fing alles an! Ich habe ab da ganz viele Pyjama-Partys mit meinen Mädels gemacht ... die Pyjamas wurden aber zuerst genäht. Ich konnte einfach nicht aufhören, alles, was mir in die Hände fiel an Stoffen, wurde vernäht.
Und wann war dir das „Nachnähen“ und Verarbeiten vorhandener Stoffe nicht mehr genug? Wie kam es dazu, dass du eigene Schnitte entwickelt und eigene Stoffdesigns entworfen hast?
Ich hatte durch meine Papierprodukte einfach wahnsinnig viele Zeichnungen. Irgendwann habe ich sie mal als Muster gesetzt und dachte mir: „WOW, das wär ja mal ein toller Stoff!“
Dann habe ich mir einen Hersteller gesucht und meine ersten Drucke in Eigenregie auf Stoffe drucken lassen. Nach kurzer Zeit bin ich dann zu Swafing mit meinen Stoffen gewechselt, um so den Handel anzusprechen. Seitdem ist das eine tolle, eingespielte Sache.
Ja, und dann kam das Fernsehen. Als Außenstehender kann man sich das ja schwer vorstellen – ruft da eines Tages VOX an und fragt, ob man nicht Lust hätte, als Jurymitglied bei einem DIY-Format mitzumachen? Erzähl doch mal, wie ist das abgelaufen? Und was war dein erster Gedanke, als du um deine Mitwirkung gebeten wurdest?
Es war ein bisschen anders...ich liebe seit je her das Original und schaue es mir immer an. Als dann der Aufruf nach Kandidaten in den social Medias kam, dachte ich so, „och nö, und ich kann nicht mitmachen, weil ja keine Profis zugelassen sind.“ Ich hab kurzerhand angerufen und mal gefragt inwieweit sie andere Leute bräuchten. Und dann kam gleich die Idee vom Sender, okay, dann schick uns mal ein Video.
Und dann lief alles so wie man es sich vorstellt, weiteres Casting und dann, ja irgendwann der entscheidende Anruf
Wenn du uns einen Blick hinter die Kulissen erlaubst: Was war für dich das Tollste am Set der Show?
Das Tollste war wirklich die Zusammenarbeit mit dem gesamten Team. Alle so humorvoll und freundlich und einfach ein großes kreatives Klüngel.
„Geschickt eingefädelt“ ist ja ein Format, das gezielt den Trend zum Selbernähen aufgreift. Wohin man auch sieht, Labels, Schnittmuster-Ersteller, Blogs und auch einfach nur Leute, die nähen, scheinen geradezu aus dem Boden zu sprießen. Was denkst du: Wird der Trend anhalten? Und warum?
Ja, ich glaube der Trend wird noch eine Weile anhalten. DIY ist so vielseitig wie nichts anderes, man kann alles machen, es gibt fast keine Grenzen und von daher ist es noch weiter ausbaufähig.
Du hast die Leidenschaft für Stoffe und Schnittmuster zu deinem Beruf gemacht. Aber hast du auch noch Zeit für Hobbys, die nichts mit dem Nähen und Designen zu tun haben?
Es ist mein Beruf, ja, meine Berufung vielleicht auch, aber ich sehe es nicht als Arbeit in dem Sinne. Es ist für mich jeden Tag ein Genuss, in mein Atelier zu gehen und für mich zu kreieren und meinem Kopf freien Lauf zu lassen. Weitere Hobbys in dem Sinne, nein, alles hängt irgendwie mit meinem Beruf zusammen.
Bei „Geschickt eingefädelt“ wurden ja nicht nur eigene Designs, sondern auch viele vorgegebene oder „fremde“ Schnitte genäht. Du selbst hast einen ganz individuellen Stil. Wenn du an deinen Schnittmustern arbeitest: Worauf legst du besonderen Wert? Was macht ein gutes Schnittmuster oder E-Book deiner Meinung nach aus? Und hast du einen Lieblingsschnitt – mal abgesehen von deinen eigenen?
Einen guten Schnitt macht für mich aus, wenn er universell ist. Das heißt, wenn du aus dem Schnitt viele Dinge weiterentwickeln und kreieren kannst.
Wenn die Arbeitsanleitung leicht erklärt und gut bebildert ist, das macht einen guten Schnitt aus.
Ich selbst liebe die Schnitte von schnittchen, weil sie eben leicht und universell sind.
Bei Sewunity werden ja deine Schnittmuster bewertet und nach einem Fünf-Sterne-System benotet. Drehen wir doch den Spieß einmal um: Wie viele Sterne würdest du Sewunity geben, und warum?
Ich würde euch natürlich die volle Sternenzahl geben, weil ihr einfach so nah an eurem Publikum seid und für viele einen Pool bietet, in dem man sich schöne Anregungen holt und Gleichgesinnte trifft.
Danke, genau das ist unser Ziel Zu guter Letzt würden wir gerne mit dir ein kleines Spiel spielen. Wir nennen dir immer zwei Begriffe – welcher von beiden trifft am ehesten auf dich zu?
Rollschneider oder Schere? Rollschneider, weil es einfacher und schneller ist.
E-Book oder Papierschnitt? Papierschnitt, weil ich Papier liebe und ich es nicht mag, alles zuerst zusammenzukleben.
Webware oder Maschenware? Maschenware, weil sie universell ist, ich kann auch einen Schnitt für Webware aus Jersey nähen.
Nähkurs oder Autodidakt? Autodidakt, ich habe zwar selbst mit einem Kurs angefangen, bin aber überzeugt, dass man sich das Nähen selbst beibringen kann.
Overlock umfädeln oder immer dieselbe Farbe? Immer dieselbe Farbe, lach, ich habe eine Kombi aus rosa, türkis, beige und braun.
Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Beides!
Couch oder Laufschuhe? Laufschuhe meistens, aber auch mal gerne Couch!
Kaffee oder Tee? Tee zur Zeit, aber das ändert sich immer.
Liebe Anke, wir danken dir für das Gespräch!