Wenn man sich mit Schnitten für leichte Jacken und Cardigans auseinandersetzt, kommt man an einem Schnittmuster nicht vorbei: My Cuddle Me (bzw. Cuddle Me Girl für die Kleinen) von schaumzucker. Doch Anna, die hinter dem Label steht, hat natürlich noch mehr Schnitte entworfen, die von den Sewunity-Usern auch gerne genäht und gut bewertet werden. Heute besucht sie uns im Nähcafé, erzählt uns, wie sie zum Nähen und Designen kam, berichtet davon, wie es ist, nach einem großen Erfolg weiterzumachen, und verrät, dass es von schaumzucker noch viel zu erwarten gibt.
Sewunity: Liebe Anna, vielen Dank, dass du uns im Nähcafé des Nähkästchens besuchst! Von wo haben wir dich denn weggeholt?
Anna: Hallo ihr Lieben, ich sitze gerade inmitten meines Kreativchaos in meinem Atelier. Überall liegen Ideen und Projekte rum. Es geht gerade ziemlich heiß her und ich weiß gar nicht so richtig, worauf ich mich zuerst stürzen soll.
Dein Label heißt "schaumzucker", da hat man gleich rosa weiche, süße Wölkchen vor sich. Magst du Marshmallows? Oder wie ist der Name entstanden?
Ja, genau diese rosa, weichen Zuckerteilchen liebe ich sehr - am liebsten geschmolzen in heißem Kakao. Überhaupt mag ich sehr gerne Süßkram und Schokolade. Der Name hat aber im Grunde keine besondere Bedeutung. Ich wusste, dass ich mal etwas Eigenes machen möchte, nur war das nicht von Anfang an klar, was das werden sollte. Den Namen gab es also schon vor der Lust am Nähen. Aber auch so eine Tüte Schaumzucker steckt oft voller Überraschungen - so könnte man es wohl am ehesten beschreiben.
Seit wann nähst du? Und wie bist du dazugekommen?
Ich nähe seit Februar 2013. Mein erstes Projekt war ein Erdbeerkostüm für meine damals 1,5-jährige Tochter. Meine Mutter hat meiner Schwester und mir auch immer unsere Kostüme genäht, und so war es für mich ein Herzenswunsch, auch für meine Kinder zumindest die Kostüme zu nähen. Dabei ist es aber nicht geblieben.
Und was hat dich dann dazu bewogen, das Hobby zum Beruf zu machen? Wie kam es zu deinem ersten eigenen Schnittmuster?
Ich war sehr schnell angetan vom Nähen und wollte schnell immer mehr. Begonnen habe ich auf einer 08/15-Maschine und stieg dann schnell um auf eine etwas bessere Brother. Dann folgte auch ziemlich schnell die Overlock. Ich probierte viele Techniken aus und auch das Applizieren habe ich für mich entdeckt. Da ich mit der Zeit bei vielen Probenähprojekten mitwirken durfte, schnupperte ich auch hinter die Kulissen, und der Wunsch nach einem eigenen Schnittmuster war geweckt. Hochschwanger und mit Kleinkind machte ich mich dann an die "simply summer". Da in meinem Probenähteam dann auch die Damen den Schnitt für sich wünschten wurde da schnell ein Kombi-E-Book draus. Es war dann zwar ein längeres Projekt, aber der Bauchzwerg hatte es sich gemütlich gemacht und kam dann erst nach der Veröffentlichung zur Welt.
Ich denke, man kann mit Recht sagen, deine Schnitte "Cuddle Me" und "My Cuddle Me" gehören zu den erfolgreichsten Schnittmustern überhaupt - gefühlt jede Näherin hat diesen Schnitt schon einmal genäht. Hättest du das gedacht, als du die Cardigans entworfen hast?
Nein, ganz und gar nicht. Und auch heute noch haut mich dieser Erfolg um und lässt mich erröten, wenn ich darauf angesprochen wurde. Die Schnitte, die ich mache, trage ich selbst gerne oder mag sie an meinen Kindern sehr. Dass gerade mein Geschmack so einen Nerv trifft, hätte ich nie niemals gedacht.
Und wie geht man als Designer mit einem solchen Hit um? Erwartet man dann von jedem neuen Schnitt ähnliches? Oder ist "Cuddle Me" für dich gar nichts Besonderes?
Der Erfolgsdruck meinerseits war da und ich war dadurch lange Zeit wie gelähmt. Aber jetzt fühle ich mich wieder bereit für neue Projekte und arbeite stetig daran, mein Gedankenwirrwarr in den Griff zu bekommen und geordnet neue Ideen anzugehen.
Nähst du auch privat noch immer? Welcher Schnitt (abgesehen von deinen eigenen) ist denn dein Lieblingsschnitt?
Ich nähe privat auch noch sehr gerne, aber leider schon lange nicht mehr so viel wie vorher. Der Tag ist nicht länger geworden, und oft fehlt es schlicht und einfach an der Zeit. So weit es meine Zeit zulässt, nähe ich natürlich meine eigenen Schnitte, aber zwischendurch rutschen auch häufiger mal die Schnitte von Kerstin von "Fred von SOHO". Ich mag ihren Stil und ihre locker-lässigen Schnitte sehr.
E-Books mit Nähanleitungen gibt es zu Tausenden, wie man der Sewunity-Datenbank sehen kann. Und täglich erscheinen neue. Was macht für dich ein wirklich gutes E-Book aus?
Da ich aus dem Bereich der Grafik komme, ist mir ein ansprechendes Design sehr wichtig. Wenn ein E-Book übersichtlich gestaltet ist, kann man viele wichtige Infos unterbringen, ohne dass es überladen wirkt und den Leser überfordert. Ich lege sehr viel Wert auf eine ausführliche Anleitung, die gerade für Anfänger geeignet, aber auch für fortgeschrittene Näher nicht langweilig ist.
Und denkst du, der Hype (sowohl auf Näher- als auch auf Designer-Seite) wird anhalten?
Ich denke, solange es Mütter gibt, wird es auch Nähbegeisterte geben. Denn die allermeisten, die ich kennengerlernt habe, beginnen zu nähen mit oder für ihre Kinder. Und der Wunsch nach Individualität ist einfach nicht kleinzukriegen.
Du selbst wirst ja hoffentlich noch eine Weile weitermachen. Erlaubst du uns einen Blick hinter die Kulissen? Wie läuft das so ab, wenn ein neues Schaumzucker-E-Book entsteht?
Das ist ein langer Prozess, denn erst mal muss gezeichnet und getestet werden, und erst wenn es hier in meinen verfügbaren Größen sitzt, dann geht es ans Gradieren. Dann testen ein paar meiner Probenäher ein paar wenige Größen, und wenn es dann keine weiteren Änderungen gibt, geht der Probenäh-Aufruf raus, um fehlende Größen ausreichend zu besetzen. Meist kommen dann noch viele kreative Vorschläge für Goodies von den Probenähern. Da muss ich mich immer arg zurück halten, um die Anleitung nicht zu überladen. Es soll ja trotzdem einfach und vor allem schnell zu nähen sein.
Und was bringt die Zukunft? Verrätst du uns die neuesten Pläne für Schaumzucker?
Ich zeichne ja sehr gerne. Aber auch dafür fehlte in den letzten Monaten die Zeit. Ich würde gerne wieder ein paar Ideen für Plotterdateien umsetzen. Und natürlich liegen hier auch jede Menge Ideen für Schnitte rum. Also heißt es auch weiterhin ... nicht kleckern, sondern klotzen
Bei Sewunity vergeben die User bei den Bewertungen Sterne an die Schnitte. Wir sind neugierig: Wie viele Sterne würdest du Sewunity geben, und warum?
Ich finde die Idee, die hinter eurem Projekt steckt, großartig! Und es sollten noch viel mehr von euch erfahren. Eine Plattform, auf der man gezielt nach Inspiration suchen kann, ist genau das, was gefehlt hat. Daher 5 Sterne für euch! Macht weiter so! Ihr leistet super Arbeit!
Und zum Abschluss möchten wir gerne ein kleines Spiel mit dir spielen. Ich nenne dir zwei Begriffe, und du sagst - ganz spontan -, welcher besser auf dich zutrifft.
Schere oder Rollschneider? Definitiv Rollschneider
E-Book oder Papierschnitt? Beides hat seine Vor- und Nachteile. Die Sammelwütige in mir sagt Papierschnitt und die, für die es schnell gehen muss, sagt E-Book.
Online-Shopping oder Stoffgeschäft? Wenn ich Vertrauen in einen Onlineshop habe, kaufe ich gerne online, denn da sind die Stöffchen schon auf dem Weg zu mir, während ich noch an anderen Projekten sitzen kann. Wenn ich aber Lust auf Stöbern, Streicheln und Fühlen habe, dann ist ein Bummel im Stoffgeschäft genau das Richtige.
Nähkurs oder Autodidakt? Autodidakt - ich habe mir immer schon gerne Dinge selbst beigebracht.
Overlock umfädeln oder immer dieselbe Farbe? Gerne immer dieselbe Farbe .. ihr wisst doch .. Zeitnot *grins
Couch oder Laufschuhe? Hach .. doch eher Couch, wobei ich gerade auch das Laufen mit meinem Mann für mich entdeckt habe. Der Ausgleich macht's dann wohl.
Kaffee oder Tee? Ganz klar Tee bitte. Ich trinke gar keinen Kaffee *ja, ihr dürft dann jetzt auch ganz entsetzt schauen.
Vielen Dank für deinen Besuch!
Vielen Dank, dass ich dabei sein durfte, und euch noch einen schönen Tag