Kreative Damenschnitte, die sich teilweise untereinander kombinieren lassen, sind das Markenzeichen von Carina alias Hog's Hill. Warum ein Schwein in ihrem Label seinen Platz gefunden hat, warum ihre E-Books besonders detailliert sind und was ihr geheimer Nähtraum ist, verrät sie im Interview mit Sewunity.
Sewunity: Liebe Carina, herzlich willkommen im Sewunity Nähcafé und Danke für deine Zeit! Fangen wir mit der ganz klassischen Einstiegsfrage an: Wo befindet sich Hog’s Hill und warum trägt dein Label deinen Namen?
Carina: Hallo ihr Lieben! Die Zeit nehm ich mir sehr gern, danke für euer Interesse an Hog‘s Hill und an mir. :-) Hog‘s Hill befindet sich im Grunde in meinem Esszimmer im wunderschönen
Sauerland. Der Name ist durch eine kleine Geschichte zum Nachnamen
meines Mannes (und jetzt auch von mir) zustande gekommen. Der lautet
nämlich eigentlich Schweinsberg. So lange ich denken kann, hat mein Mann
seinen Namen am Telefon immer so erklärt: „Schweinsberg, wie das
Schwein und der Berg mit einem „S“ dazwischen.“ In der Übersetzung und
Schreibweise, wie es nun der Fall ist, fand ich‘s einfach witzig.
Auf deiner Homepage ist zu lesen, dass du leidenschaftlich gern nähst – so wie wir alle. Wie hast du denn den Weg zu diesem Hobby gefunden?
Den
Weg zum Nähen hat meine Omi mir schon als kleines Kind geebnet. Sie hat
seit 1923 als Schneiderin gearbeitet, unglaublich, wie die Zeit vergeht,
und mir auf einer alten Singer-Maschine mit Fußpedal das Nähen
beigebracht. Die Maschine steht heute noch bei meiner Mutter im
Wohnzimmer. 😍
Einer der Auslöser, selbst Schnitte zu entwickeln, war ja für dich, dass du selbst keine für dich passenden Schnitte gefunden und daraufhin begonnen hast, selbst welche zu entwickeln. Was war das Problem für dich an den „Schnitten von der Stange“ – und wo hast du dann deine eigenen Schwerpunkte gesetzt?
Ich
habe immer etwas Ausgefallenes gesucht, wie zum Beispiel die Schlaghose, die dann
ja auch mein erster Schnitt wurde. Natürlich braucht man auch Basics im
Sortiment, aber grundsätzlich schlägt mein Herz schon eher für
ausgefallenere Schnitte, gern auch oversized.
Deine Schnitte sind in der Regel nach dem Baukastenprinzip angelegt. Erklär uns das mal genauer, wie dein Angebot diesbezüglich aussieht.
Mittlerweile sind nicht mehr alle Schnitte miteinander zu verbinden, es würde schließlich seltsam aussehen, wenn man eine Jacke mit einer Hose vernäht - aber grundsätzlich kann man meine Hosen- und Oberteilschnitte miteinander zum Jumpsuit kombinieren. Ich mag die Möglichkeit, mit Kombinationen zu spielen.
Was macht denn eigentlich für dich ein richtig gutes E-Book aus? Wie muss es aussehen, damit du einen darin vorhandenen Schnitt – vorbehaltlich möglicher Anpassungen – gerne nachnähst? Und was ist dein Anspruch bei deinen eigenen E-Books?
Ich glaube, die Ansprüche sind da sehr unterschiedlich. Für mich ist es einfacher, ein Schnittmuster nachzunähen, wenn die Anleitung sehr detailliert beschrieben und fotografiert ist. Ich selbst fotografiere jeden einzelnen Schritt für eine Anleitung, weil ich es tatsächlich anfängerfreundlich halten möchte. Mag sein, dass es auf diese Weise dem ein oder anderen zu genau erscheint, weil Schritte erklärt werden, die den meisten von uns selbstverständlich von der Hand gehen, aber als Anfänger steht man schnell mit einem großen Fragezeichen im Kopf da. Das möchte ich gern vermeiden. Wenns doch mal hängt, helfe ich aber gern auch per Messenger weiter.
Welche Rolle spielt das Thema Papierschnitt für dich?
Papierschnitte spielen für mich aktuell keine Rolle, da das im Moment noch zu viel Aufwand bedeuten würde.
Wie viel Zeit vergeht denn von der ersten Idee bei dir bis zum fertigen E-Book? Man hat bei deinem Angebot den Eindruck, du setzt auf Klasse statt Masse … ist das so?
Schwierige Frage. Meine Schnitte entstehen bisher immer so, dass ich meine Idee zu Stoff bringe, daran immer wieder ändere und neu nähe, solange bis es mir gefällt. Dann bekommt mein Stammteam ein Video und alle können ihre Meinung dazu loswerden (die auch schonmal vernichtend sein kann ;-) Spaß …). Von den Meinungen meiner Mädels hängt es auch ein wenig ab, ob ein Schnitt zum E-Book wird oder nicht. Sie stehen für mich für die allgemeine Meinung, da wir ein wunderbar kunterbunt gemischter Haufen sind. An dieser Stelle ein dickes Danke an meinen „Sauhaufen“! ;-) Wenn ich mich für den Schnitt entscheide, geht er dann als Papierschnitt zu meiner lieben Direktrice (auch hier ein dickes Danke!). Von da aus geht es ins Probenähen, das meist ca. drei Wochen dauert. Also alles in allem ca. fünf Wochen von der Idee bis zum E-Book, wenn‘s gut läuft.
Bleibt denn trotzdem noch Zeit zum Nähen für dich selbst? Und nähst du dann wirklich nur nach deinen eigenen Schnitten – oder hast du andere Designer in der Szene, deren Schnitte du sehr magst?
Da ich alle Schnitte und auch die Anleitungsstücke selbst nähe, muss ich mir dafür die Zeit natürlich nehmen, ohne wäre es für mich auch nicht denkbar. Das Nähen ist ja schließlich das, was ich so sehr liebe. Wenn die Zeit es zulässt, probiere ich auch sehr gern mal andere Designer aus, logisch! :-)
Wenn du für dich selbst nähst, welche Arbeitsschritte magst du am liebsten – und welche überhaupt nicht? Hast du sozusagen Angstgegner?
Ich klebe nicht so gern Schnittmuster und säume auch nicht so gern. Webware versäubern ist auch etwas, wo ich mich gern vor drücke, aber Angstgegner habe ich keine. Wenn der erste Versuch daneben geht, dann klappt halt Versuch Nummer zwei. Am liebsten mag ich die erste Anprobe, die ist immer so spannend.
Mal angenommen, du würdest heute noch mal neu mit dem Nähen anfangen. Wie würdest du heute empfehlen, es anzugehen? Über einen klassischen Kurs? Oder es sich gleich selbst beibringen?
Grundsätzlich finde ich Kurse gut, einfach schon, um den Umgang mit der Maschine richtig zu lernen. Ansonsten kann man sich heute aber wirklich auch sehr einfach sehr viel selbst aneignen.
Hat sich die Nähszene deiner Meinung nach in den letzten Jahren gewandelt? Nähen ist immer noch sehr angesagt, aber wohin geht aktuell der Trend?
*lacht* … wenn ich den Trend vorhersehen könnte, das wäre toll!!! Ich bin ja noch ein sehr junges Label und noch nicht wirklich lang in dieser „Szene“ vertreten, daher fällt es mir wirklich schwer, da was zu zu sagen. Es ist ja auch gefühlt alles schon dagewesen und es wird vermutlich auch alles mal wiederkommen.
Hast du ein Traumprojekt, das du gerne mal umsetzen würdest, wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen?
Oh! Ein Traum wäre ein kleines Nähcafé, in dem Maschinen bereitstehen, Stoffe gekauft und Kaffee getrunken werden kann. Quasi ein Treffpunkt für Nähwütige.
An welchen Projekten arbeitest du aktuell, weißt du schon, welchen Schnitt du als nächstes herausbringen wirst?
Es ist noch einiges geplant, bevor das Sommerloch kommt und alle lieber am Strand oder im Garten liegen. Was genau, wird aber nicht verraten.
Zum Ende unseres schönen Gespräches die obligatorische Frage in eigener Sache: Bei Sewunity bewerten User Schnitte mit Sternen, fünf Sterne sind die Höchstwertung Wie viele Sterne würdest du Sewunity geben und warum?
Natürlich würdet ihr von mir volle fünf Punkte bekommen! Ihr macht sehr viel, grad auch für uns Designer, indem ihr immer wieder die neuesten Schnitte bewerbt, eure Homepage ist super übersichtlich, die Mitarbeiter immer schnell, lieb und gut erreichbar.
Vielen Dank dafür! Bevor wir dann ganz am Ende angekommen sind, kommt hier noch unser beliebtes kleines Entscheidungsspiel. Zwei Begriffe geben wir dir jeweils zur Auswahl, bitte entscheide dich doch für den Begriff, der auf dich am meisten zutrifft. Viel Spaß!
Rollschneider oder Schere? Schere
E-Book oder Papierschnitt? E-Book
Webware oder Maschenware? Maschenware (das Ding mit dem Versäubern… ;-) )
Nähkurs oder Autodidakt? Autodidakt, aber ich lasse mir auch gern was erklären.
Overlock umfädeln oder immer mit der gleichen Farbe nähen? 🙈 zum Teil umfädeln?! 😄
Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Online, da die Auswahl größer ist. Wobei Anfassen schöner ist.
Couch oder Laufschuhe? Couch
Kaffee oder Tee? Kaffeeeeeeeeee
Vielen Dank für deine Zeit!