Interview der Woche: Dagmar und Ellen von "Schnittmuster Berlin"

Sie haben das Nähen von der Pike auf gelernt: Dagmar und Ellen vom Label "Schnittmuster Berlin", das für abwechslungsreiche Schnitte mit besonders vielen Details steht. Im Interview mit Sewunity plaudern sie aus dem Nähkästchen, brechen eine Lanze für den Papierschnitt und geben interessante Einblicke in ihre abwechslungsreiche Arbeit. 

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Dagmar und Ellen
Dagmar und Ellen von Schnittmuster Berlin

Sewunity: Liebe Dagmar, liebe Ellen – wir freuen uns über euren Besuch im Sewunity-Nähkästchen. Ihr zwei seid die Gesichter von „Schnittmuster Berlin“ – und wenn man sich so manchen kreativen Labelnamen anschaut, hat man bei euch den Eindruck, es steht einfach drauf, was drin ist. Wie kam es zu „Schnittmuster Berlin“ und wie seid ihr auf den Namen gekommen?

Dagmar und Ellen: Beim Start in unsere Selbstständigkeit gaben wir uns den Namen „Die Schnittmacher Berlin“, wir sind Dienstleister im Schnitt-Bereich für Designer und Bekleidungsfirmen und als dann die Idee und somit das zweite Standbein hinzu kam, war der Name schnell klar - „Schnittmuster Berlin“.

Auf eurer Homepage ist zu lesen, dass euer Unternehmen mittlerweile 6 Mitarbeiter zählt. Das steht für eine ziemliche Erfolgsgeschichte. Wie waren denn eure Entwicklungen in den letzten Jahren?

Ich denke, jeder Unternehmer und jede Unternehmerin kennt das am Anfang: Bis der Name und das Produkt sich etabliert hat, läuft es sehr wechselhaft, aber wir freuen uns sehr, dass der Trend seit 2-3 Jahren kontinuierlich nach oben zeigt.

Schnittmuster Berlin
Schnittmuster Berlin

Seitdem Nähen vor einigen Jahren wieder so richtig populär geworden ist, wurde es modern, Schnittmuster vorwiegend digital und die Anleitungen als E-Book zu veröffentlichen. Bei euch ist das etwas anders, denn neben E-Books gibt es bei euch die Schnitte auch noch ganz klassisch auf Papier. Warum ist das Papierschnittmuster eurer Meinung nach noch lange kein Auslaufmodell?

Dagmar: Ich denke, das ist unserer langjährigen Arbeit für Bekleidungsfirmen geschuldet, wir sind es gewohnt mit Papierschnitten zu arbeiten, in den letzten Jahren natürlich auch vermehrt digital, aber bei unseren Papierschnitten muss man nichts abpausen, einfach ausschneiden und anfangen. Ich finde, das erleichtert die Arbeit und spart viel Zeit. Natürlich hat ein E-Book enorme Vorteile und zum Glück gibt es für beide Varianten eine hohe Akzeptanz.

Machen wir aber doch nochmal einen Schnitt von den selbst entworfenen Schnitten ganz weit zurück zu euren Anfängen. Wie seid ihr eigentlich selbst zum Nähen gekommen bzw. wie habt ihr das Nähen gelernt?

Meine Mutter hat früher viel genäht und abends wurde in der Regel gestrickt. Da das auch meine Leidenschaft wurde, entschloss ich mich nach der Schule eine Ausbildung zur Damenschneiderin zu machen. Ellens Mutter war gelernte Schneiderin, somit kam auch Ellen schon früh mit diesem Handwerk in Verbindung, sie wählte dann nach der Schule eine Modedesign-Ausbildung am Letteverein in Berlin.

Schnittmuster Berlin

Was ist euch bei der Schnittmusterentwicklung besonders wichtig? Wie geht ihr vor, einen Schnitt zu erschaffen, der eine möglichst große Zielgruppe anspricht?

Unsere Schnitte haben definitiv einen Hang zum Detail, daher findet man bei uns auch weniger Basicschnitte. Wir orientieren uns natürlich auch am modischen Trend und integrieren Neuheiten.

Eine weitere Besonderheit bei euch sind Schnittmuster in Einzelgrößen. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen? Alle, die nicht gerne Schnitte abzeichnen und kleben, sollten dabei eigentlich laut Hurra schreien …

Ja genau, also wir würden Hurra rufen, das ist die schnellste Variante, man sollte natürlich einmal eine Größe bei uns ausprobieren und kann dann immer eine Einzelgröße bestellen. Ein weiterer Vorteil ist auch, dass im Schnitt alle Nahtzugaben eingezeichnet sind.

Durch die Coronakrise hat das Nähen ja nochmal einen neuen Popularitätsschub erfahren, Selbermachen ist gerade wieder sehr angesagt. Was muss die Nähszene eurer Meinung nach nun tun, damit es sich nicht nur um einen kurzfristigen Trend handelt?

Nun, der Trend hält ja schon einige Jahre an, klar, Corona hat das Ganze noch mal befeuert. Ich hoffe, dass alle, die jetzt viel genäht haben, das in Zukunft weitestgehend beibehalten. Ich denke, die Lust zum Shoppen gehen hat bei vielen ja auch stark abgenommen.

Wie verläuft die Schnittmustererstellung bei euch eigentlich im Detail? Wie viel Zeit vergeht von der ersten Idee bis zum fertigen Schnitt?

Das kommt etwas darauf an, wie spontan wir etwas entscheiden, einen 100% genauen Fahrplan haben wir da nicht. Man kann aber generell sagen, dass ein Schnittmuster von A-Z zu entwickeln wirklich viel Arbeit macht und mit Muster nähen, Anproben und Fotos ca. zwei Monate vergehen.

Worin besteht eurer Meinung nach die größere Herausforderung, in den Schnitten für Kinder oder in Schnitten für Erwachsene? Gibt es Schnitte, die ihr besonders gerne umsetzt oder auch welche, mit denen ihr euch eher schwer tut?

Das kann man so nicht sagen, Schnitte für Erwachsene sind in der Regel komplexer und natürlich ist die Gradierung anspruchsvoller. Lieber sind uns Schnitte für Erwachsene, da wir da auch mehr Erfahrung haben.

Habt ihr denn bei all den Schnitten überhaupt noch Zeit, auch für euch selbst zu nähen? Wenn ja, näht ihr da ausschließlich eure eigenen Schnitte oder habt ihr auch andere Designer, von denen ihr sagt, Mensch, was die machen, finden wir toll?

Wir nähen kaum noch, ich hin und wieder, wenn, dann aber nur unsere Schnitte.

Könnt/wollt/dürft ihr schon verraten, welche Projekte ihr für die nächste Zeit plant? Gibt es Schnitte, die sich konkret in Arbeit befinden?

Wir haben ja gerade ein neues Projekt mit emilea-berlin veröffentlicht, ein sehr komplexer Jackenschnitt, wir freuen uns aber riesig, wie toll der Schnitt umgesetzt wird. Vor Weihnachten hatten wir noch eine tolle Kooperation mit einer Künstlerin, da lohnt es sich auf jeden Fall, sich für den Newsletter anzumelden oder uns in den Sozialen Medien zu folgen.

Habt ihr weitere Pläne für die Zukunft? Wollt ihr weiter wachsen, expandieren?

Ja auf jeden Fall, ein nächster Schritt wird der Verkauf der E-Books auf dem internationalen Markt sein.

Zum Schluss noch eine Frage in eigener Sache. Wir haben jetzt eine Menge von euch erfahren, jetzt würden wir noch gerne wissen, was ihr über Sewunity denkt. Bei Sewunity bewerten die User Schnittmuster ja bekanntermaßen mit Sternen, fünf Sterne sind die Höchstwertung. Wie viele Sterne würdet ihr Sewunity geben und warum?

Ich kann das natürlich nur aus Verkäuferseite bewerten, und da kann ich auf jeden Fall 5 Sterne vergeben, die Zusammenarbeit klappt prima und ich finde die Plattform sehr anwendungsfreundlich.

Vielen Dank dafür! Und wenn ihr jetzt noch Lust habt, hätten wir hier für euch unser kleines Entscheidungsspiel. Wir geben euch jeweils zwei Begriffe zur Auswahl, bitte wählt den, der am besten auf euch zutrifft. Los geht’s:

Rollschneider oder Schere? Schere

E-Book oder Papierschnitt? Papierschnitt

Webware oder Maschenware? Webware

Nähkurs oder Autodidakt? Nähkurs

Overlock umfädeln oder immer mit der gleichen Farbe nähen? Umfädeln

Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Mehr Stoffgeschäft

Couch oder Laufschuhe? Beides

Kaffee oder Tee? Tee (Dagmar), Kaffee (Ellen)

Vielen Dank für das Gespräch und für eure Zeit!