Interview der Woche: Isi von Näh-Manufaktur

Zum Nähen kam sie eigentlich eher aus Langeweile, bis ein "kleines rundes Ding" sie zum Erstellen eigener Schnittmuster brachte. Heute ist Isi vom Label Näh-Manufaktur bekannt für ihre Schnittmuster für nette, kleine Accessoires. Im Interview mit Sewunity erzählt sie, was bei ihr beim Nähen niemals fehlen darf und was in der Nähwelt aktuell ganz besonders im Trend liegt. 

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Liebe Isi, schön, dass du dir Zeit für einen Besuch bei uns im Nähcafé genommen hast. Deine Näh-Geschichte hat 2014 begonnen – in diesem Jahr hast du mit dem Nähen angefangen. Erzähl uns doch mal, wie es dazu gekommen ist.

Isi vom Label Näh-Manufaktur
Isi vom Label Näh-Manufaktur

Isi: Ganz ehrlich? Langeweile, ich habe zuerst mit Häkeln angefangen, das war mir dann alles zu zeitaufreibend für die kleinen Teile, die man so herstellt. Rundherum haben sie alle genäht, also auch mal ausprobiert, und das hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich gar nicht mehr aufhören konnte.

Dein Weg führte dich zunächst zu einer eigenen Änderungsschneiderei und dann zum Erstellen von eigenen Schnitten. Was war für die Schnitterstellung denn deine persönliche Initialzündung?

Die Initialzündung war der Badeteppich-to-go, zuerst nur als Tutorial, dann rief ich zum Probenähen auf, um ihn doch auf Herz und Nieren zu testen. Ja, das kleine runde Ding war der Anfang meiner praktischen Schnitte.

Du entwirfst aber nicht nur Schnitte, sondern verkaufst auch nach diesen Schnitten genähte Artikel. Mal ehrlich, was macht dir mehr Spaß: das Ausdenken der Schnitte oder die Arbeit damit?

Schwierige Frage, beides? Das Ausdenken der Schnitte kommt eher spontan, dann muss ich aber auch sofort an den Zuschneidetisch zum Austüfteln. Und normalerweise steht der Schnitt dann an einem Tag. Aber auch das Nähen der Schnitte danach macht mir Spaß. Aussuchen der Stoffe, zuschneiden, nähen und freuen über ein fertiges Stück!

Wenn man sich deine Schnitte anschaut, stellt man fest: Du setzt deinen Schwerpunkt auf nette, kleine Accessoires wie Handytaschen oder Kulturbeutel. Wie kam es dazu und wie hebst du dich von Designern ab, die vor allem Bekleidungsschnitte anbieten? War hier der Markt bereits zu voll?

Ich bin eher praktisch veranlagt, es soll schnell nähbar sein und nachher auch noch nützlich. Kleine Helferlein im Alltag. Kleidung nähe ich gerne schon nach fertigen Schnitten, das Gradieren in verschiedene Größen wäre nichts für mich, das überlasse ich liebend gerne den andern Designern.

Wie ist das denn eigentlich generell, wenn du an der Nähmaschine sitzt: Was machst du beim Nähen besonders gerne – und gibt es Dinge, die du so gar nicht magst? Wenn ja, welche?

Etwas was ich nicht am Nähen mag, fällt mir jetzt nicht ein. Ich finde, das gehört alles zusammen, vom Schnitt aussuchen, drucken kleben, Stoffe kombinieren, nähen und natürlich das fertige Teil ablichten. Aber was nie fehlen darf ist: MUSIK! Ohne geht bei mir gar nix!

Wie würdest du die Nähszene derzeit allgemein einschätzen? Befindet sie sich noch in einer Hochphase, flacht der Boom derzeit etwas ab? Was ist deine Meinung?

Ich habe schon das Gefühl, dass es langsam ein wenig ruhiger wird. Viele haben vor fünf bis sechs Jahren angefangen und halt für die Kids genäht. Die sind ab Teeniealter dann nicht mehr so dafür zu begeistern, Muttis Genähtes anzuziehen. Aber wer weiß, vielleicht irre ich mich ja, hoffe ich zumindest!

Welche neuen Ideen braucht die Nähszene, um sich auch in den kommenden Jahren noch erfolgreich präsentieren zu können?

Zero-Waste ist ein neues Thema in der Nähszene. Ich denke, ein Umdenken der Menschen wird das Nähen vielleicht nochmal hochleben lassen.

Was war denn das schönste Näh-Projekt, das du bisher realisiert hast? Beziehungsweise gibt es einen Näh-Traum, den du dir gerne erfüllen würdest?

Isis Näh-Atelier
Isis Näh-Atelier

Mein schönstes Näh-Projekt ist mein Näh-Atelier. Ein Traum, den ich mir letztes Jahr erfüllt habe. Ein Mobilheim für mich zum Nähen. Workshops werden öfters veranstaltet und ich kann mich immer kreativ ausleben.

Wo siehst du dich selbst in den kommenden drei Jahren? Was möchtest du als nächstes erreichen – hast du schon einen konkreten Plan?

Einen konkreten Plan bei mir gibt es nie. Wenn ich in drei Jahren noch immer in meinem Atelier mit Freude nähe, dann ist das schon das, was ich immer erreichen wollte.

Nähst du eigentlich noch selbst für dich und deine Kinder – oder nur noch für Kunden? Wenn ja, hast du Lieblingsschnitte – abgesehen natürlich von deinen eigenen?

Natürlich nähe ich auch noch für mich, immer weniger für die Teenies. Meine Lieblingsschnitte sind seit Jahren von Himmelblau und Schnittgeflüster. Und ja, ich ziehe das auch alles an. Im Sommer liebe ich meine selbstgenähten Kleidchen und Röcke.

Gibt es irgendwas, was du allen Frauen und Männern, die Freude am Nähen haben, gerne sagen möchtest?

Ich finde es immer wieder bewundernswert, wenn man selbst etwas erschafft. Bleibt euch treu und habt noch jede Menge Spaß am Nähen.

Zum Schluss unsere obligatorische Frage in eigener Sache: Bei Sewunity bewerten die User Schnittmuster mit Sternen, fünf Sterne sind die Höchstwertung. Wie viele Sterne würdest du Sewunity geben und warum?

Ich finde eure Seite echt lobenswert. Natürlich würde ich euch fünf Sterne geben. Prima Kundenkontakt und der Austausch auf eurer Seite ist echt toll.

Vielen Dank für das tolle Kompliment! Und weil's so schön war, laden wir dich jetzt noch gerne zu unserem kleinen Entscheidungsspiel ein. Wir geben dir jeweils zwei Begriffe zur Auswahl – bitte wähl doch den Begriff aus, der am besten zu dir passt. Und schon geht es los:

- Rollschneider oder Schere? Schere

- E-Book oder Papierschnitt? E-Book

- Webware oder Maschenware? Webware

- Nähkurs oder Autodidakt? Nähkurs

- Overlock umfädeln oder immer mit der gleichen Farbe nähen? Umfädeln

- Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Online

- Couch oder Laufschuhe? Laufschuhe, leider viel zu selten in letzter Zeit

- Kaffee oder Tee? Kaffee (am liebsten kalt)

Vielen Dank für das Interview!