Wer auf der Seite von käselotti landet, kommt vermutlich aus den "Uuuuhs" und "Aaaahs" nicht mehr heraus. Doch Kathrin, die sich hinter dem Label verbirgt, erstellt nicht nur Schnittmuster für niedliche Kuscheltiere, sondern entwirft auch Stoffe, Kissenvorlagen, Portemonnaies und eine Menge mehr. Wie sie vom Designstudium zum eigenen Shop kam, was sie in ihrer täglichen Arbeit inspiriert und warum sie beizeiten sogar auch mal ihr Avocadobrot beim Frühstück fotografiert - das erzählt Kathrin offen und ehrlich im Sewunity-Nähcafé.
Sewunity: Liebe Kathrin, herzlich willkommen in Sewunity-Nähcafé! Wären wir in einem echten Café, dürften wir uns jetzt auf keinen Fall Kuchen bestellen, denn schon alleine, wenn man sich deine Produkte anschaut, kriegt man ja einen Zuckerschock … so süß sind die. Ich falle deswegen gleich mal mit der Tür ins Haus: Was bietest du alles an?
Kathrin: Bei mir gibt es kleine genähte Stoff-Portemonnaies und Kissen mit meinen eigenen Tier-Illustrationen, aber auch Postkarten, Poster und allerlei Klimbim mit den Tierchen.
Lass uns doch gleich noch einen weiteren Schritt in die Vergangenheit machen: Wie fing bei dir alles an? Wann warst du zum ersten Mal in deinem Leben so richtig kreativ?
Eigentlich nähe, male und bastle ich schon seit meiner Kindheit, aber so richtig ging es vor zehn Jahren mit käselotti los, ich bin also schon ein ziemlich alter Hase. Anfangs habe ich Handy- und Tabaktaschen genäht und auf DaWanda verkauft, irgendwann habe ich dann die Möglichkeit für mich entdeckt, Stoffe mit eigenen Motiven drucken zu lassen, und das führte dann zu dem, was käselotti heute ist.
Kreativ bist du nicht nur beim Erschaffen von Schnitten oder Erstellen von Stoffdesigns – auch in deinem früheren Berufsleben warst du schon kreativ. Erzähl doch mal, wie dein Weg vom Designstudium bis zu den eigenen Shops bzw. Online-Shop verlaufen ist.
Direkt nach dem Studium bin ich für ein Praktikum in einem Trickfilmstudio für Stop-Motion-Animation nach Hamburg gekommen. Bei einer der Filmproduktionen mussten winzige Kostüme für die Puppen genäht werden und bei dieser Aufgabe habe ich die Lust am Nähen wiederentdeckt, da fing es dann auch mit den Handytaschen an. Da ich davon ja meine Miete noch nicht bezahlen konnte, habe ich danach einen Job bei einem Kinderbuchverlag angenommen und habe dort sechs Jahre in der Grafikabteilung für Non-Books (Anm. der Red.: Medien, die keine Bücher darstellen, z.B. CDs und Spiele) gearbeitet, aber immer schon nebenbei für käselotti gewerkelt, meist abends und an den Wochenenden. 2014 habe ich dann den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und es noch keine Sekunde bereut.
Kurzer Einwurf: Woher kommt eigentlich der Name "käselotti" – gibt es eine Geschichte dazu?
Ich war gerade zu Besuch bei meinen Eltern und brauchte einen Namen für mein neues Label. Die Käselotti war damals die Verkäuferin an der Käsetheke im Supermarkt meines kleinen Heimatdorfes - wir haben sie zumindest immer so genannt - und ich weiß nicht mehr ganz genau, wie es dazu kam, aber sie musste schließlich mit ihrem Namen herhalten. Zwischendurch habe ich immer mal wieder daran gedacht, den Namen zu ändern, weil er ja schon irgendwie bescheuert ist, aber jetzt ist es wohl zu spät dafür und wenigstens kann man sich ihn gut merken.
Eins deiner Standbeine ist das Entwerfen von Stoffdesigns und der anschließende Verkauf der Stoffe. Wie bist du auf die Idee gekommen, selber Stoffe zu entwerfen, und wie kommst du zu deinen Designideen?
Tatsächlich hat eine Standnachbarin auf einem Designmarkt mir den Tipp gegeben, mich doch einmal mit meinen Designs bei Lillestoff zu bewerben, was ich dann auch tat, und es kamen auch einige Designs von mir dort heraus. Mittlerweile bin ich zu Swafing gewechselt, worüber ich mich sehr freue. Meine Designideen haben natürlich thematisch oft mit Tieren zu tun, aber sie können auch ganz woanders her kommen. Neulich habe ich schnell noch ein Foto von meinem Avocadobrot beim Frühstück gemacht, weil die Avocadostückchen ein schönes Muster ergeben hatten ...
Hand auf Herz, bist du selbst auch stoffsüchtig? Wenn ja, wie viele Stoffe nennst du in etwa dein eigen?
Leider komme ich gar nicht mehr so oft zum Nähen, aber ich habe aus meinen wilden Zeiten noch eine beträchtliche Menge an Stoffen gebunkert, das sind schon so einige Regalböden voll. Dazu kommen ja immer noch meine Muster von meinen eigenen Stoffdesigns, das läppert sich auch ganz schön.
Von den Stoffen weiter zu deinen E-Books. Egal ob Einhorn, Faultier oder Schlafschön-Bär – deine Schnitte sind so zauberhaft, dass man spontan Lust kriegt, sich SOFORT an die Nähmaschine zu setzen. Andere schreiben Anleitungen für Pumphosen und Shirts, du für Stofftiere und Täschchen. Wie bist du darauf gekommen, genau dort deinen Schwerpunkt zu setzen?
Ich hab ja meine Laufbahn mit Taschen angefangen und habe die Täschchen, die es jetzt als Schnittmuster gibt, vorher selbst genäht und verkauft. Die Tiere kamen dazu, weil ich einfach einen Hang zu Kinderprodukten habe, auch damals bei der Arbeit im Verlag hatte ich viel damit zu tun. Vielleicht erweitere ich meine Palette ja noch mit Pumphosen, wenn ich selbst mal Kinder habe.
Natürlich ist es dein Ziel als E-Book-Erstellerin, die Käufer an die Hand zu nehmen. Was macht denn für dich konkret ein gutes E-Book aus? Wie muss es aussehen, was sollte auf keinen Fall fehlen?
Ich finde gute Bilder wichtig, weil man darüber viel mehr erklären kann als nur mit reinem Text und man beim Nähen ja direkt vergleichen kann, ob man das Stoffstück richtig herum hält. Und wenn ich selbst schon merke, dass eine Stelle besonders knifflig ist, beschreibe ich sie auch noch mal gesondert und sage auch, dass es hier schwierig ist, damit sich die Käufer darauf einstellen können und nicht verzweifeln. Und bei meinen E-Books achte ich auch darauf, dass sie optisch ansprechend sind. Muss einfach sein.
Was fragen denn deine Kunden bei dir vor allem nach? Die E-Books? Die Stoffe? Deine fertig genähten Produkte? Gibt es etwas, wonach die Nachfrage besonders groß ist?
Das Rückgrat meines Sortiments sind eigentlich die kleinen Portemonnaies, aber die Kissen, die es seit ein paar Wochen neu gibt, laufen auch schon ganz gut an. Die Nachfrage nach den Produkten hängt auch immer ein bisschen davon ab, über welchen Kanal ich sie verkaufe. Auf Märkten gehen die günstigeren Sachen wie Buttons und Postkarten ganz gut, online funktionieren natürlich die E-Books aber auch die hochpreisigeren Sachen, weil da dann ganz gezielt gekauft wird.
Falls du überhaupt noch Zeit dazu haben solltest: Wenn du für dich selbst kreativ wirst, was machst du dann am liebsten?
Ich habe in den letzten Jahren immer ein Wochenende im Frühjahr auf einem Näh-Workshop verbracht, zuletzt beim Hedi Nähcamp in Petershagen, um auch mal was für mich selbst zu nähen, dann werden es meist Shirts oder Hosen. Basteln und Dekorieren ist aber eh nicht so mein Ding, zu Hause mag ich es lieber schlicht.
Und wenn du Zeit für dich zum Nähen findest, was nähst du dann? Hast du Lieblingsschnitte – außer natürlich deinen eigenen?
Ich finde die Schnittmuster von Hedi ganz großartig, die sind simpel aber trotzdem so lässig. Aber ich nehme auch schon mal den Schnitt von einem Lieblingsshirt oder einer Hose ab und nähe die nach, das finde ich meist einfacher, als mich in so einen Burda-Schnitt reinzudenken.
Vor einigen Jahren hat die DIY-Szene massiv angefangen, zu boomen. Aktuell hat man manchmal das Gefühl, es kehrt etwas Ruhe ein, es erscheinen nicht mehr ganz so viele neue Schnitte wie noch vor zwei, drei Jahren … Glaubst du, dass der Boom langsam einbricht? Oder macht er nur eine kurze Pause und es geht mit gleichem Schwung weiter?
Ich schätze, dass dieser ganze DIY-Trend langsam zurückgehen wird, nicht nur im Bereich der Schnittmuster. Auf Dauer werden wohl nur die Labels überleben, die sich richtig etabliert haben oder die etwas Einzigartiges anbieten. Ich hoffe, käselotti gehört dazu.
Wenn Zeit und Geld keine Rolle spielen würden – gibt es ein Projekt, das du unbedingt gerne mal realisieren würdest? Wenn ja, was ist es?
Ich habe da schon einen ganzen Kopf voller Ideen, aber ich hätte besonders große Lust auf eine Serie von Holzspielzeug oder Tierfiguren in käselotti-Optik.
Was war in deiner Zeit als käselotti dein bisher schönstes Erlebnis? Gibt es irgendwas, an das du dich besonders gerne erinnerst?
Ich saß vor einiger Zeit mit einem Kaffee in der Sonne auf meiner Bank vor meinem kleinen Atelier im Hamburger Schanzenviertel, und da wurde mir bewusst, wie gut mein Leben ist, und dass ich mir das vor einigen Jahren eigentlich genau so meinen Träumen ausgemalt habe. Mein eigener Chef, Arbeit, die ich liebe, und Zeit für eine Kaffeepause in der Sonne. Das war schon ein ziemlich guter Moment.
Hast du denn Pläne für die nächsten Monate? Was wird als nächstes unter dem Label "käselotti" erscheinen?
Ganz bald wird es passend zu den Portemonnaies auch Federmäppchen als Krokodil, Wal und Dackel geben. Und für das nächste Jahr habe ich auch schon was Schönes in Planung, ist aber noch ganz geheim.
Jetzt sind wir schon fast am Ende angekommen. Wir möchten dir noch gerne eine Frage in eigener Sache stellen. Auf Sewunity vergeben unserer User Sterne für Schnittmuster, fünf Sterne sind die Höchstwertung. Wie viele Sterne würdest du Sewunity geben – und warum?
Natürlich 5 Sterne! So eine große Vielfalt und trotzdem übersichtlich durch die Filterfunktion, außerdem eine Community, bei der man Hilfe finden kann, was will man mehr?
Vielen Dank für das Lob! Ganz zum Schluss kommt nun noch unser beliebtes kleines Entscheidungsspiel. Wir stellen dir nachfolgend je zwei Begriffe zur Auswahl – bitte wähl doch den Begriff aus, der am besten zu dir passt:
E-Book oder Papierschnitt? E-Book
Rollschneider oder Schere? Rollschneider
Webware oder Maschenware? Beides ;)
Nähkurs oder Autodidakt? Autodidakt
Overlock umfädeln oder immer mit der gleichen Farbe nähen? Immer schön in Grau, ich bin faul ...
Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Online
Couch oder Laufschuhe? Couch
Kaffee oder Tee? Kaffee
Vielen lieben Dank für das Interview!
Ich sage danke! :)