Wer nicht nur für sich oder für die Kinder näht, sondern sich auch schon an Puppensachen gewagt hat, kommt an ihr nicht vorbei: 73engelchen hat eine großes Sortiment an Puppenschnitten in ihrem Portfolio. Damit hat sie auch angefangen, aber mittlerweile designt sie auch für die größeren und ganz großen "Püppchen". Wie ihr Label zu seinem Namen kam und welchen Tipp sie im Bezug auf fummelige Bündchen hat, verrät uns Kerstin im Interview.
Sewunity: Hallo Kerstin, schön, dass du dir die Zeit für uns genommen hast! Kannst du den Advent ein bisschen genießen – oder ist das für dich die stressigste Zeit des Jahres?
Kerstin: Ist immer ein bisschen von beidem. Ich nehme mir aber zwischendurch ganz bewusst Zeit zum Genießen.
Wenn du gerade keine Interviewfragen beantworten würdest, was würdest du dann tun?
Für die neue Puppenkollektion meine ersten Entwürfe probenähen.
Dein Label heißt 73engelchen. Wie ist dieser Name entstanden?
Das ist eigentlich eine etwas längere Geschichte. Angefangen hat es damit, dass mir mein Mann vor vielen Jahren einen Ebay-Account erstellt hatte, damit ich die gebrauchte Kleidung der Kinder verkaufen konnte. Zu diesem Zeitpunkt nannte mich mein Mann immer „Engelchen“. ? und weil dieser Name schon vergeben war, setzte er mein Geburtsjahr davor. Als ich dann anfing, gewerblich zu verkaufen, habe ich dafür meinen privaten Account umgestellt. Da hatte ich ja schon viele Bewertungen und ich fand's deshalb sehr praktisch. Zu der Zeit, wo ich noch auf Märkten meine genähten Werke verkauft habe, kamen meine Kunden oft gerade wegen dem Namen mit mir ins Gespräch. Seit ich mich nur noch den Schnittmustern widme, habe ich schon oft darüber nachgedacht, den Namen zu ändern. Bisher konnte ich mich aber noch nicht dazu durchringen, weil er ja doch seine Geschichte hat und man mich ja auch seit 10 Jahren unter diesem Namen kennt.
Hast du beruflich schon immer mit dem Nähen zu tun? Oder wie ist es gekommen, dass du Schnittmuster erstellst und verkaufst?
Beruflich habe ich Tischlerin und Bürokauffrau gelernt. Genäht habe ich schon als Kind und früher auch viel mit der Hand. Eine Nähmaschine besitze ich erst seit 14 Jahren. In meiner Familie gibt es aber 3 gelernte Schneiderinnen.
Warum Puppenkleider? Viele Mütter scheuen sich ja vor den winzigen Bündchen und all der Fummelei, aber du scheinst da eine Leidenschaft entwickelt zu haben ...
Meine ersten beiden Kinder sind Mädchen, und da ich die Puppenkleidung aus dem Laden schon immer nicht so toll fand, habe ich angefangen, diese für meine Kinder zu nähen. Ich gebe aber auch zu, dass ich mir das noch nie so schwer gemacht habe mit Bündchen. Ich nähe z.B. erst das Bündchen an und schließe dann den Ärmel. ?
Treten deine Kinder auch in deine Fußstapfen? Sitzt schon eines regelmäßig mit dir an der Nähmaschine?
Meine dritte Tochter hat zwischendurch immer mal wieder die Lust zum Nähen. Meine Jüngste allerdings gibt mir sehr klare Anweisungen, was sie denn gerne als nächstes hätte.
Deine eigenen Anfänge an der Nähmaschine liegen ja schon etwas zurück. Erinnerst du dich noch an eine richtige Nähpanne? Ist einmal etwas komplett schief gelaufen?
Eine? Hahaha … die habe ich öfters. Sollte man nicht meinen, oder? Aber auch mir passieren die dollsten Sachen. Am schlimmsten war es, als ich die Puppenhosen für den Markt aufstocken wollte. Ich habe immer gleich 20 – 30 Stück genäht und erst am Ende gemerkt, dass ich überall die Hose falsch zusammengenäht hatte. Da musste ich den ganzen Schwung wieder auftrennen.
Oje, was für ein Albtraum! Und auf welches Nähprojekt bist du bis heute besonders stolz?
Auf das weiße Prinzessinnen-Kleid, welches ich vor 20 Jahren für meine erste Tochter aus einem weißen Kopfkissen mit der Hand genäht hatte. Das wurde von ihren Freundinnen im Kindergarten so bewundert.
Nun beginnt ja die Zeit der Geschenkevorbereitungen. Liegen im Hause 73engelchen selbst genähte Geschenke unter dem Tannenbaum?
Ja, unsere Jüngste bekommt ein neues Hundekörbchen und eine Puppenwickeltasche.
Und welches näh-bezogene Geschenk würdest du dir selbst wünschen?
Da fällt mir gerade gar nichts ein. Vielleicht ein Stoffgutschein.
Nähen ist in, seit Jahren schon. Wie beobachtest du selbst als langjährige Näherin den Trend der Nähszene? Genießt du den Boom oder bist du eher kritisch?
Als Schnitterstellerin genieße ich natürlich den Boom. ?
Welchen Tipp würdest du Leute geben, die das erste Mal nach einem 73engelchen-Schnittmuster nähen wollen? Gibt es ein ausgewiesenes Anfängerprojekt bei deinen Schnitten?
Ein wirklich absolutes Anfänger-Projekt habe ich gar nicht im Sortiment. Aber überwiegend sind die Schnitte für geübte Anfänger gut geeignet. Bisher zumindest erhalte ich immer positives Feedback von Anfängern, die mir mitteilen, das es gar nicht so schwer war. ?
Und worauf sollten Anfänger generell achten? Gibt es einen Profi-Rat von dir?
Das Nähen an Webware üben und Anleitungen immer gut durchlesen.
Im Sewunity-Adventskalender befindet sich ja auch eine Überraschung von dir. Was ist denn das nächste Projekt, das bei dir ansteht? Verrätst du uns ein bisschen was?
Im Januar kommt eine neue Puppenkollektion erst einmal für die 43 cm-Puppen. Und weitere Kinder- und Damenschnitte sind natürlich auch geplant.
Eine Frage in eigener Sache haben wir natürlich auch noch. Bei Sewunity können die User ja Schnittmuster bewerten. Wie viele Sterne würdest du im Gegenzug Sewunity geben?
Ganz klar 5 Sterne.
Und zum Schluss noch ein kleines Spiel – ich nenne dir immer zwei Begriffe und du entscheidest bitte, was auf dich zutrifft:
- Rollschneider oder Schere? Schere
- E-Book oder Papierschnitt? E-Book
- Webware oder Maschenware? Webware
- Nähkurs oder Autodidakt? Autodidakt
- Ovi umfädeln oder immer mit der gleichen Farbe nähen? Ich fädel selten um.
- Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Onlineshopping, da es bei uns nicht so viel Auswahl gibt.
- Couch oder Laufschuhe? Beides.
- Kaffee oder Tee? Kaffee
Liebe Kerstin, danke für deine Zeit und das schöne Gespräch!