Ihr Label ist unmittelbar mit ihrem Wohnort verbunden: Berlinerie sitzt (natürlich) in Berlin und ist für lässige, alltagstaugliche Mode für Groß und Klein bekannt. Was Berliner Style ist, warum sie im Sommer keine Videos drehen möchte und welches Gadget bei ihr nicht mehr wegzudenken ist, hat Lena uns im Interview verraten.
Sewunity: Hallo liebe Lena, schön, dass du Zeit für uns hast! Wo bist du gerade?
Lena: Ich sitze in meinem Atelier/Homeoffice, bei kuscheligen 27 Grad. Derzeit überlege ich mir dreimal, ob ich Videos mache. Denn das bedeutet: Mehrere Lampen und das Bügeleisen sind an - eine Sauna ist nichts dagegen.
Der Sommer und die Sommerferien stehen vor der Tür. Hast du Urlaub geplant?
Ja, dieses Jahr darf mein inneres Kind - und meine echten Kinder - mit der Familie zusammen zum Legoland nach Dänemark. Da freue ich mich schon riesig drauf.
Klassischerweise sieht man Handarbeiten ja eher in der kühlen Jahreszeit. Ist für dich der Sommer eine näh-freiere Zeit?
Gar nicht, denn ich liebe einfach die Sommerzeit und habe gerade das Badeanzug- und Bikininähen für mich entdeckt.
Sommer in Berlin – was näht man denn dafür?
In Berlin steht die Luft, 36 Grad sind keine Seltenheit. Da heißt es: locker stylen, luftige Stoffe verwenden. Auf der Straße sieht man auch sehr viele Cropped Tops, dazu Shorts oder lange Röcke.
Dein Label ist fest mit deinem Wohnort verbunden. Gibt es so etwas wie „Berliner Style“?
Definitiv, das ist mir nach dem Mallorca-Kurztrip nochmal besonders aufgefallen (da gibt es eher bestickte Kleider und Netz-Strandkleider). Es kommt natürlich immer auf die Gegend an, in der man sich befindet. Um mich herum gibt es viele sogenannte Hipster, bei denen gerade die Männer den schlampig-lässigen Berliner Stil zelebrieren: hochgezogene Tennissocken in Schlappen, beige Shorts, geripptes Tank Top, darüber ein luftiges Kurzarmhemd im 90-er-Stil, gern auch Bauchtaschen. Frauen sieht man derzeit viel in luftigen Sommerkleidern, gern romantisch verspielt.
Lass uns mal zu deinen Anfängen zurückkehren. Wie bist du zum Nähen gekommen?
Ganz klassisch durch meinen ersten Sohn: Er ist mit 4600g und 56cm geboren und hatte Bedarf an Bodys, die es aber schnell für seine Maße nicht mehr gab - also hieß es selbst kreativ werden.
Und weißt du auch noch, was du als allererstes selbst genäht hast?
Letztendlich ist es ein T-Shirt für ihn geworden: vorn Webware, hinten Jersey, es sah schrecklich aus :-)
Und irgendwann kam der Schritt, dass du deine eigenen E-Books erstellt und verkauft hast. Weißt du noch, wie es dazu gekommen ist? Was war deine Initialzündung?
Ich hatte nach den ersten Verkäufen eigener Kollektionen und dem Nacharbeiten von Schnittmustern selbst Lust bekommen, in die Welt der E-Book-Erstellung einzutauchen. Ich wollte meine eigenen Designs kreieren und konnte vom kreativ sein nicht genug bekommen.
Heute geht es im Nähkästchen unter anderem um Jeans – auch du hast entsprechende Schnitte im Angebot. Für viele Näherinnen sind Jeans die Königsdiziplin. Siehst du das Material auch als Herausforderung?
Durchaus, ja. Warum? Weil das Material in seiner Urform sehr steif, eher dick ist und es bei einer Jeans ja dennoch um Tragekomfort geht. Das zu vereinen ist gerade für Beginner nicht leicht. Mittlerweile gibt es ja viele Mischgewebe die auch Elasthan enthalten, oder sogar Jersey in Jeansoptik. Um die erste Jeans zu nähen, empfehle ich gern Hosenstoffe mit etwas Elasthan, das verzeiht auch kleinere (Passform-)Fehler.
Kommst du überhaupt noch dazu, privat zu nähen? Oder hat der Beruf das Hobby völlig übernommen?
Da komme ich auf jeden Fall zu, denn bei 100% der Projekte hab ich eigentlich im Kopf: „Das könnte ein Schnittmuster von mir werden“. Bis in meinen Onlineshop schaffen es dann aber die wenigsten. Ich nähe also in den seltensten Fällen für mich nur privat. Dafür immer mehr auch wieder für die Familie als individuelles Geschenk.
Was für eine Art Projekt würdest du gerne einmal angehen, hast dich aber bisher nicht drangetraut? Gibt es einen „Angstgegner“?
Ich hatte wirklich Respekt vor Blusen, so richtig mit Manschetten/Ärmelaufschlägen, Schlitzen und Kragen. Aber dieser Angst habe ich mit, was den Kragen angeht, mit meinem E-Book Bluse Tine stellen können. Nach mehreren genähten Blusen finde ich es jetzt gar nicht mehr so schlimm :-)
Und wenn etwas so überhaupt nicht klappen will - was machst du dann? Gab es in deinem kreativen Leben schon mal so eine richtige „Nähpanne“?
Also meine Finger sind noch alle heil, aber es sind schon viele Nadeln zerbrochen, weil ich nicht aufgepasst habe, oder mit zu dünner Nadel dicke Stoffe nähen wollte. Letzens habe ich eine Stecknadel (die mit Glaskopf) übernäht, irgendwie ist die dann halb hinter die Unterfadenspule geraten. Das war wirklich ärgerlich, da ich gefühlt die ganze Nähmaschine auseinanderbauen musste und ich natürlich in Zeitdruck war. Wenn also etwas nicht so läuft, versuche ich durchzuatmen und mache eine kurze Pause.
Mal angenommen, jemand will mit dem Nähen anfangen. Welchen Geheimtipp gibst du Anfängern mit auf den Weg?
Nehmt euch ein Stück Probestoff und näht mal ein paar Linien. Die ersten Schritte wie im Nähkurs zu machen, macht wirklich Sinn. Geraden, Wellen, Vierecke … das schult das Auge und nimmt den Druck, dass es gleich perfekt sein muss. Viele fangen direkt mit dem teuren Markenstoff an und ärgern sich dann über das verhunzte Stück. Und natürlich die Nähcommunity nutzen! Ich würde sagen, jedes Problem ist schon mal da gewesen und Hilfe gibt es überall.
Und gibt es auch einen heißen Tipp für Fortgeschrittene? Gibt es etwas, was du erst nach einiger Zeit herausgefunden hast, das das Nähen noch leichter und schöner macht?
Es gibt natürlich viele Tipps wie z.B. eine Schablone für das Umbügeln der Säume zu nutzen, oder Maskingtape an der Maschine anzubringen, an dessen Kante man den Stoff entlang führt und direkt die perfekte Nahtzugabe hat. Darüber hinaus hat es gedauert, bis ich mir eine Overlockmaschine geholt habe. Meine Nähmaschine hatte einen Pseudo-Overlockstich und ich dachte, das reicht. Dann hat es wieder Jahre gedauert, bis ich zur Coverlockmaschine kam. Ich kann mir jetzt gar nicht mehr vorstellen, was ich ohne die beiden hier machen würde ^^. Wer sich etwas mit Schnitten auskennt, sollte auch unbedingt mal probieren mit einem Beamer zuzuschneiden. Nie wieder ohne! Zudem lohnt es sich, seine Schnitte anzupassen oder einen Maßschnitt anzufertigen. Das Gefühl ein Maßkleid zu tragen ist ein ganz anderes Level!
Zum Abschluss noch eine Frage in eigener Sache: Auf Sewunity können ja Schnittmuster nach einem Fünf-Sterne-Prinzip bewertet werden. Wie viele Sterne würdest du denn Sewunity geben, und warum?
Ich würde Sewunity 5 Sterne geben! Ich finde die Such-Kategorien einfach toll und E-Book-Erstellerinnen haben die Möglichkeit, sehr viele Bilder mit anzuhängen, was für Kunden ein echter Vorteil ist. Aus meiner Verkäuferperspektive kann ich sagen, dass der Upload von Produkten wirklich einfach ist und die Kommunikation mit dem Sewunity-Team immer schnell, bemüht und herzlich ist. Danke dafür!
Und ein kleines Spielchen wollen wir auch noch mit dir spielen. Ich nenne dir immer zwei Begriffe und du sagst ganz spontan, was für dich eher zutrifft:
Vielen Dank für deinen Besuch in unserem Nähcafé!