Sewunity: Liebe Janine, wir heißen dich herzlich im Sewunity-Nähcafé willkommen. Zum Start gleich mal eine der wichtigsten Fragen: Was bedeutet denn der Name delari?
Nine: Hey ihr Lieben, ich freue mich hier sein zu dürfen. Ich war auf der Suche nach einem Namen für mein tägliches Chaos, welcher mich nicht beschränkt in dem, was ich mache. Er sollte kurz, prägnant und weiblich sein, aber nicht süß. Beim Brainstorming mit meiner Mutter ist uns diese Buchstabenkombination in den Sinn gekommen. Er hat keine Bedeutung und ich liebe ihn.
Dein Motto, mit dem du dein Label durch die Nähwelt bringst, ist ausgesprochen sympathisch – es lautet „Perfekt ist langweilig“. Warum ist perfekt langweilig und warum würde vielen von uns ein bisschen weniger Perfektion ganz gut tun?
Ich war noch nie perfektionistisch veranlagt, aber beim Nähen war ich es plötzlich und war anfangs immer so unzufrieden mit dem, was ich genäht habe. Einfach, weil nie etwas so geklappt hat, wie ich es geplant habe. Doch habe ich festgestellt, dass die Fehler mich am Ende zu einem schöneren und besonderen Ergebnis gebracht haben. Und ich finde es passt auch so ins Leben. Nichts und Niemand ist perfekt. Und das ist gut so ? denn: „Perfekt ist langweilig.“
Viele unserer Schnittmuster-Designer haben oft sehr klassische Nähkarrieren hingelegt, einige von ihnen saßen bereits als Kind das erste Mal an der Maschine. Bei dir war das ein bisschen anders. Wie bist du zum Nähen gekommen?
Hihi, ich saß auch als Kind mal hinter der Nähmaschine. In der Schule. Die Note für mein Nähobjekt war eine 4! Es sollte ein Kissen werden, war dann nachher eine Art Täschchen. Damit war das Thema Nähen für mich auch abgehakt. Denn ich kann es nicht. Der Meinung war ich mit 27 auch noch. Ich war aber mittlerweile Mutter und andere Mütter nähten wundervolle Sachen für ihre Kinder. Da meine Mama super nähen kann, habe ich sie gefragt, ob sie nicht etwas für meine Puppi nähen kann. Ihre Antwort darauf war: „Das kannst du selbst!“, und setzte mich vor ihre Nähmaschine, die ein Jahr älter war als ich. Die Idee fand ich gar nicht soooo toll. Doch ist so mein erster Rock entstanden. Acht Stunden habe ich für einen einfachen Bahnenrock gebraucht. Danach war ich immer noch der Meinung, ich kann es nicht, aber ich war unheimlich stolz und angefixt. Ab da habe ich mich durchgekämpft. Allein, aber dank toller E-Books habe ich eine Menge gelernt. Das ist jetzt fünf Jahre her und ich bin der Meinung, „jede/r kann, wenn sie/er will!“ Egal was.
Du hast dann noch einen weiteren Schritt gemacht – die Entwicklung von Schnittmustern. Was hat dich zu dieser Entscheidung bewogen?
Ich habe sehr schnell angefangen, vorhandene Schnittmuster so abzuwandeln, dass sie besondere Extras besitzen, indem ich sie einfach zerschnitten und anders zusammengepuzzelt habe. So war der Weg nicht so weit zu den eigenen E-Books. Bei meinen Taschen ist es so, dass ich feststelle, was mir fehlt, ein cooler Rucksack z.B., und dann setze ich mich hin und tüftel und rechne und fluche und teste … bis ich das Stück in der Hand halte, was ich mir wünsche, und weil das so wahnsinnig viel Arbeit ist, arbeite ich das ganze immer so auf, wenn meine Follower es wollen, dass sie sich ohne diese Vorarbeit auch so einen praktischen & hübschen Rücksack nähen können.
Und dann gibt es noch etwas ganz Neues von dir – das frisch erschienene „Glitzer-Nähbuch“. Glitzer ist auch das ganz große Thema in unserer heutigen Nähkästchen-Ausgabe. Wie bist du denn auf die Idee gekommen – zum einen ein Nähbuch zu schreiben und dann noch zum Thema Glitzer?
Dafür wurde ich tatsächlich angefragt. Nie habe ich darüber nachgedacht, ein Buch zu schreiben. Bei der Anfrage musste ich auch erst schmunzeln und wollte es absagen. Doch es ist einfach genau mein Thema. Schon immer ,und so habe ich mich auf dieses neue Projekt eingelassen und bin sooooo froh, jetzt mein eigenes Buch in den Händen zu halten. Das ist immer noch etwas surreal für mich.
Wir schweifen mal ganz kurz ab: Was bringt denn Glitzer in dein Leben?
Natürlich meine Tochter ? und meine Freunde. Auch mein Mann, aber der glitzert nicht so gerne. Ich bin ein Spaß-Mensch … ich liebe es, wenn die Tage lang, die Musik laut und die Gefühle groß sind. Dinge gemeinsam mit Menschen erleben, die einen so lieben, wie man ist, das macht mich glücklich und dann glitzert einfach alles. Wie mit einem hübschen Insta-Filter.
Zurück zum Buch: Was ist das Besondere an deinem Buch, was unterscheidet es von anderen Nähbüchern?
Die 18 Glitzer-Projekte natürlich. Hihi … und die schönen Fotos und die Liebe, die darin steckt. Alle Projekte habe ich einfach und trotzdem besonders gestaltet, damit nicht nur die Mama nähen, sondern auch die Kinder mitnähen können. Ich liebe es, wenn ich mit meiner Tochter zusammen kreativ bin. Mein Buch soll zu schönen, gemeinsamen Nachmittagen inspirieren.
Das klingt wirklich toll. Egal, ob du Schnitte für ein Buch oder ganz klassisch als Kauf-E-Book oder Freebook entwickelst: Was ist dir dabei wichtig? Wie muss für dich die perfekte Anleitung aussehen?
Sie sollte immer klar und verständlich sein. Lieber einen Schritt zu viel erklären als zu wenig. Alle meine Anleitung sind detailliert und bebildert. Mit viel Liebe gestaltet. Sie sollten auch immer etwas fürs Auge sein.
Was war denn in der Vergangenheit dein persönliches Glitzer-Projekt? Also welches Nähprojekt hast du verwirklicht, von dem du vielleicht heute sagst: Wow, das war eins der besten Dinge, die ich je in Angriff genommen habe?
Da fällt mir spontan mein "Traumkleid" ein, welches ich für den Burda-Style-Nähwettbewerb 2016 entworfen und genäht habe. Ich war noch nie so verzweifelt an einem Nähprojekt wie bei diesem Kleid, doch ich habe nicht aufgegeben und damit tatsächlich den zweiten Platz belegt und so meine Nähmaschine gewonnen. Diese Erfahrung war durch und durch einfach mega.
Das Kleid ist aber auch einfach traumhaft schön, wie du selbst sagst: mega. Wie viel Glitzer hat denn deiner Meinung nach die Nähszene derzeit? Nähen hat ja nun eine ganze Weile sehr geboomt, manchmal hat man den Eindruck, es kehrt etwas Ruhe ein. Wie ist denn dein persönlicher Eindruck?
Oh, ich denke, da ist noch eine Menge Glitzer vorhanden. Doch ist etwas mehr Ruhe doch auch gut. Denn dann hat man wieder Zeit, mit der Freundin unterwegs zu sein, statt nur vor der Nähmaschine zu sitzen. Aber ich denke, der Nähtrend wandelt sich auch gerade etwas, von dem starken günstigen Konsum zu mehr Nachhaltigkeit. Das gefällt mir.
Du hast so recht. Gibt es eigentlich auch Dinge beim Nähen, die du so gar nicht magst? Wenn ja, was ist das?
Abstecken … das ist was für Anfänger oder Perfektionisten … nicht für mich ;)
Hihi. Bestimmt arbeitest du bereits an neuen Projekten. Magst du uns verraten, was es ist – oder ist es noch geheim?
Meine To-do-Liste ist immer lang. Ich habe aber gelernt, sie etwas zu minimieren und sie nach Prioritäten zu ordnen. Derzeit steht mein Buch und mein YouTube-Kanal im Vordergrund. Ich plane DIY-Workshops und eine Buchparty, aber psssst ;)
Und hast du ein Traumprojekt? Etwas, was du eines Tages unbedingt mal realisieren möchtest? Muss nicht unbedingt was mit Nähen zu tun haben …
Vielleicht, irgendwann, in ein altes Haus ziehen und es von Grund auf renovieren. Wände einreißen … alles komplett neu gestalten und dabei den alten Charme erhalten … Aber derzeit fühle ich mich in unserem Neubau auch pudelwohl.
Du bietest einige deiner E-Books kostenlos, also als Freebook an. Das ist für die Nutzer natürlich ein toller Service. Wie triffst du die Entscheidung, ob du ein E-Book kostenpflichtig oder kostenlos anbietest? Und erntest du für das Anbieten von Freebooks von anderen Designern auch mal Kritik?
Das entscheide ich nach eigenem Gefühl. Freebooks bekommen nicht ganz soviel Aufmerksamkeit von mir wie ein E-Book, für das gezahlt wird.
Natürlich müssen auch Freebooks meinen Ansprüchen genügen. Aber sie werden nicht wie beim E-Book wochenlang von meinen Nähmädels genäht, optimiert, die Anleitung umfasst nicht mindestens 30 Seiten usw. Kritik von anderen Designern habe ich noch nicht erhalten. Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich selbst nicht kritisiere? Jeder soll sein Ding machen, und wenn man dabei ein wenig nach links und rechts guckt, ist es eher selten, anderen auf die Füße zu treten, aber aus dem Weg gehen sollte man sich auch nicht, nur weil andere nicht gucken.
Apropos andere Designer – wie gut bist du in der Nähszene denn vernetzt? Gibt es Partner, mit denen du dich besonders intensiv austauschst?
Natürlich bin ich vernetzt. Es gibt doch nicht Schöneres, als sich mit jemanden auszutauschen, der dieselben Interessen hat. Ich liebe die Kommunikation.
Und hast du eigentlich noch Zeit, auch mal was für dich selbst zu nähen? Falls ja – hast du Lieblingsschnitte, von deinen eigenen mal abgesehen?
Haha, da musste ich wirklich kurz laut auflachen. Nee, die Zeit ist irgendwie nicht mehr so da. Obwohl, eigentlich entwickel ich die Schnitte ja in erster Linie für mich. Also doch … Aber ich habe hier Stoffe teilweise Jahre liegen, bevor sie endlich für mich vernäht werden. Aber ich denke, das kennt jeder, auch ohne dass man E-Books erstellt. Lieblingsschnitte habe ich eigentlich wenn dann immer Basic-Schnitte, die ich dann so abwandeln kann, dass sie meinen Namen tragen.
Zum Schluss unsere obligatorische Frage in eigener Sache. Auf Sewuntiy.de bewerten User Schnitte mit Sternen, fünf Sterne sind die Höchstwertung. Wie viele Sterne würdest du Sewunity geben – und warum?
Natürlich 5 Sterne.
Dankeschön. Am Ende wird es wie bei all unseren Interviews nun Zeit für unser kleines Entscheidungsspiel. Wir stellen dir jeweils zwei Begriffe zur Auswahl, bitte wähl doch den Begriff aus, der am besten zu dir passt.
Rollschneider oder Schere? Rollschneider
E-Book oder Papierschnitt? E-Book
Webware oder Maschenware? Maschenware
Overlock umfädeln oder immer in der gleichen Farbe nähen? Immer mit der gleichen Farbe nähen
Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Stoffgeschäft
Couch oder Laufschuhe? Couch
Kaffee oder Tee? Kafföö
Wir freuen uns, dass du im Nähcafé unser Gast gewesen ist. Vielen Dank dafür! ☺