Nähen mit Kindern

Nähen ist was Wunderbares. Das wissen wir ja alle. Und da ist es doch ganz klar, dass auch unsere Kinder früher oder später die Faszination bemerken und auch teilen wollen. "Mama, darf ich auch mal nähen?" - spätestens, wenn diese Frage das erste Mal gestellt wird, ist es wichtig, sich mal damit auseinanderzusetzen, wie Nähen mit Kindern funktionieren kann.
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Nähen ist was Wunderbares. Das wissen wir ja alle. Und da ist es doch ganz klar, dass auch unsere Kinder früher oder später die Faszination bemerken und auch teilen wollen. "Mama, darf ich auch mal nähen?" - spätestens, wenn diese Frage das erste Mal gestellt wird, ist es wichtig, sich mal damit auseinanderzusetzen, wie Nähen mit Kindern funktionieren kann.

Das richtige Alter

Ich selbst habe mit etwa neun Jahren das erste Mal an einer Nähmaschine gesessen. Meine Tochter war sieben, als wir das erste Mal gemeinsam genäht haben. Ich würde sagen, ein "richtiges" Alter gibt es nicht, sondern es hängt (wie immer) vom Kind ab. Zum einen sollte das Interesse wirklich vom Kind selbst kommen. Zuschauen wollen sie ja oft früher schon mal, aber das Aktivwerden sollte von ihnen selbst ausgehen. Und als Eltern sollte man sich dann überlegen, ob man dem Kind den richtigen Umgang mit der Maschine schon zutraut. Ist es schon so weit, konzentriert bei einer Sache zu bleiben? Ist die Feinmotorik so weit ausgereift, dass es den Stoff führen kann? Es ist ein bisschen wie mit der Schulreife - gewisse Dinge müssen einfach schon da sein, wenn man sich an die Nähmaschine setzen will. Beobachtet eure Kinder ein bisschen, und wenn ihr denkt, dass das klappen könnte - dann probiert es einfach aus!

Die Vorbereitung

Ich finde, ein Kind sollte auch wissen, wie das mit der Näherei funktioniert, wenn es selbst aktiv werden möchte. Deswegen sollte man den Kindern am besten zuallererst einmal erklären, wie die Nähmaschine grundsätzlich funktioniert - also, dass es zwei Fäden gibt, die Nadel immer wieder durch den Stoff bohrt und die Fäden sich dort verschlingen (wer es noch mal selbst nachlesen will, dem sei "Auf Du und Du mit der Nähmaschine" noch mal ans Herz gelegt smiley). Wo gibt man Gas? Wie funktionieren die verschiedenen Stiche? Wie hebe ich das Füßchen an? Und wofür sind all die Knöpfe an der Nähmaschine gut? Klar ist es in diesem Stadium noch nicht wichtig, alle Stiche und Funktionen der Maschine zu kennen (bei manchem Maschinen ist ja auch die Mama oder der Papa damit schon überfragt), aber sich einmal kurz damit zu befassen, dass es Geradeausstiche, Zickzackstiche und anderes gibt, halte ich für sehr wichtig.

Die ersten Schritte

Ich gebe zu, hier bin ich echt altmodisch: Ich halte es für supersinnvoll, die ersten Stiche auf der Maschine auf Papier zu machen. Das ist die "klassische" Methode, so hab ich auch das Nähen gelernt, und es ermöglicht einem erst mal, die Maschine besser kennenzulernen. Papier verzieht sich nicht, es können sich keine Fäden verheddern (weil man ja ohne Faden näht), und die Ergebnisse sind gleich zu sehen - wenn man das Papier gegen das Licht hält smiley.
Beim Nähen auf Papier lernt man, das Nähgut korrekt zu führen. Man näht Linien nach, die auf ein Blatt Druckerpapier gemalt wurde. Ihr könnt selbst einfache Linienmuster aufs Papier malen - oder aber Vorlagen aus dem Netz verwenden. Ich finde die Vorlagen von Kinderleicht & Schön sehr gut geeignet, weil sie mit ganz simplen Aufgabenstellungen sehr viel Wissen und Gefühl für die Maschine vermitteln.

Kinder an der Nähmaschine

Die Kinder merken, wie sie "Gas geben" können, sie konzentrieren sich darauf, die Linien sauber unter die Nadel zu führen, sie merken, wann man stoppen muss und wie man um Ecken und Kurven kommen kann. Ganz spielerisch gewinnen sie ein Gespür dafür, wie Nähen funktioniert.
Und dann kann man sich an den Stoff wagen. Auch hier ist ein "Musterstück" erst mal eine gute Idee - einfach ein Stück Stoff, vorzugsweise Popeline oder ein ähnlicher fester, glatter Stoff, hernehmen und mit einem idealerweise kontrastfarbigen Garn ein paar Nähte setzen. So kann man sehen, wie die verschiedenen Stiche aussehen, man erkennt, wie die Stiche funktionieren und wie sie sich unterscheiden.

Das erste Projekt

Und schon ist das Kind so weit, sein erstes "richtiges" Nähprojekt anzugehen. Hier gilt es, das Gewünschte mit dem Sinnvollen und auch Machbaren abzuwägen. Gleich mit einer Sweatjacke zu starten, wäre sicherlich ein bisschen ambitioniert und hält wohl mehr Frust als Begeisterung für das frisch gebackene Näherchen bereit. Es hilft dabei, sich ein bisschen an die eigenen Anfänge zu erinnern: Zu Anfang sind Projekte aus nicht-dehnbarem Stoff, die sich auf gerade Nähte beschränken, am einfachsten umzusetzen. Ein Kissen für die Lieblingspuppe? Eine kleine Decke für den Teddybär? Oder ein schöner Einkaufsbeutel für die Oma? All das ist leicht genäht und bringt schnelle Erfolgserlebnisse! Und die sind einfach das Wichtigste am Lernprozess "Nähen". Je mehr gute Erfahrungen und Erfolge sichtbar sind, desto mehr Freude gewinnen die Kinder an ihrem - UNSEREM Hobby. Und dann können auch schnell aufwändigere und kompliziertere Projekte folgen - eine Auswahl an Ideen und Anregungen findet ihr diese Woche bei unseren Sewunity STARS!

Werkzeug

Wenn die Kinder Feuer gefangen haben, merkt man schnell, dass es von Vorteil ist, wenn sie eigenes Werkzeug besitzen. Auf der einen Seite muss man dann nicht immer wieder nach den eigenen Dingen suchen - bei manchen Sachen ist es aber auch einfach sinnvoll, wenn das Werkzeug für Kinderhände geeignet ist.
Besonders auffällig ist das bei der Schere. Eine Schneiderschere ist oft ziemlich groß und auch schwer, sodass Kinderfinger schnell überfordert sind. Mit einer Bastelschere Stoff zu bearbeiten macht aber weder Sinn noch Spaß. Hier empfehle ich darum die Anschaffung einer kleinen Nähschere. Viele Anbieter haben auch kleinere Scheren im Angebot, mit kürzeren Klingen, kleineren Griffen und weniger Gewicht.

Kinder NähzeugDamit macht den Kindern das Zuschneiden und Vorbereiten gleich noch mal so viel Spaß. Ein eigenes Maßband, vielleicht in der Lieblingsfarbe, macht ebenso stolz wie ein eigenes (vielleicht auch selbstgenähtes?) Nadelkissen mit bunten Stecknadeln. Und wer weiß - wäre nicht vielleicht ein Reißverschlusstäschchen, in dem man all das Nähzeug schön verstauen kann, ein geeignetes neues Nähprojekt?

Eine eigene Maschine?

Ob und wann ein Kind eine eigene Nähmaschine bekommt, liegt natürlich im Ermessen der Eltern. Es gibt auf dem Markt eine Reihe von Nähmaschinen, die speziell für Kinder geeignet sind. Doch auch viele so genannte Einsteigermodelle bieten sich als "meine erste Nähmaschine" an. Es gibt zahlreiche Testberichte (unter anderen in dieser Ausgabe des Nähkästchens), und natürlich kann man auch mit einem Kind zum Testen in ein Fachgeschäft gehen. Eine eindeutige Empfehlung kann hier aber - wie bei jeder Nähmaschine - nicht ausgesprochen werden, da jedes Kind anders ist und andere Dinge wichtig sind. Hier gilt: Probieren geht über studieren!

Die goldenen Regeln

Grundsätzlich gilt es beim Nähen mit Kindern, sich an ein paar Regeln zu halten. Ich habe im Folgenden mal aufgelistet, was mir persönlich das Wichtigste ist:

  1. Niemals allein!
    Beim Nähen hantiert man mit spitzen und scharfen Gegenständen. Und nicht nur, wenn man sich selbst schon mal durch den Finger genäht hat, weiß man, welche Kraft eine Nähmaschine hat.
  2. Mit Geduld geht alles besser
    Das gilt nicht in erster Linie für das Kind (die legen beim Nähen oft eine erstaunliche Geduld und Konzentrationsfähigkeit an den Tag), sondern für den begleitenden Erwachsenen. Klar wüsste man selbst oft genau, wie man ein Problem anders angehen könnte, oder könnte die Naht schneller und sauberer schließen. Aber wenn die Kinder keine Fehler machen und auch selbst korrigieren dürfen, können sie nicht lernen, es das nächste Mal besser zu machen.
  3. Schritt für Schritt kommt man ans Ziel
    Bei vielen Nähprojekten ist es wichtig, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Erklärt den Kindern nicht zu viel auf einmal, sondern lieber immer erst einen Schritt abschließen und dann den nächsten angehen.
  4. Spaß muss es machen!
    Nähen ist ein Hobby, und ein Hobby sollte uns Spaß machen! Erwartet nicht zu viel, kritisiert nicht zu viel, sondern freut euch mit euren Kindern an den ersten kleinen Erfolgen! Ehrgeizig werden sie schnell genug von alleinsmiley

Jetzt hoffe ich, dass ich euch Lust gemacht hab, euer Hobby mal mit euren Kindern auszuprobieren! Es ist wirklich kinderleicht - und schön smiley