Heute geht es im Nähkästchen ja um Biesen. Dieses Gestaltungselement ist schon seit Jahrhunderten in der Mode bekannt und findet bis heute vielfach Verwendung. Es gibt auch viele Schnitte, die mit Biesen arbeiten (in der aktuellen Ausgabe der Stars haben wir euch eine Reihe davon zusammengestellt), aber man kann theoretisch auch ganz einfach selbst einem Schnitt Biesen hinzufügen, wenn man das möchte. Wichtig ist in jedem Fall die saubere Ausführung. Und wie das am besten gelingt, das zeigen wir euch hier.
Kurz vorab eine Worterklärung: Gerne werden Biesen nämlich mit Paspeln verwechselt. Beides kann in der Bekleidung ebenso eingesetzt werden wie bei Kissenbezügen, Taschen oder ähnlichem. In Kurzwarenabteilungen findet man ebenso oft "Biesenband" wie "Paspelband". Und doch haben beide Elemente einen grundlegenden Unterschied: Biesen sind nämlich immer flache, abgesteppte Falten, die für gewöhnlich aus dem Hauptstoff des Nähprojekts herausgearbeitet werden. Paspeln dagegen sind mit Kordeln "gefüllt" und bestehen meistens aus einem separaten Stoffstreifen, der bei Nähten zwischengefasst wird. (Hier findet ihr übrigens einen Beitrag zu Paspeln.) Biesen kommen auch immer in mehrfacher Ausführung daher, Paspeln sind einzelne "Linien". Beide Gestaltungselemente sind dekorativ und zugleich stabilisierend, und man kann auch sehr gut an einem Kleidungsstück Paspeln UND Biesen einbauen.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass die Biesen sauber ausgeführt werden. Das bedeutet, dass die Biesen parallel verlaufen, immer denselben Abstand haben und immer gleich breit sind. Darum sind drei Dinge von Bedeutung: Messen, Bügeln und Messen!
Bei einem Schnitt, der bereits Biesen vorgesehen hat, sind die Falten bereits im Schnittmuster eingezeichnet. Wenn du selbst einen Schnitt mit Biesen "aufpeppen" möchtest, dann steht als erstes Rechnen auf dem Programm: Die Biesen brauchen nämlich zusätzlichen Stoff, und den musst du beim Zuschnitt berücksichtigen. Angenommen, du möchtest bei einem Shirt am Oberarm drei parallel verlaufende Biesen als Zierelement einarbeiten, dann ist die erste Frage: Wie breit sollen die Biesen sein? Biesen haben normalerweise eine Breite zwischen 1 mm und 1 cm. Gehen wir hier den goldenen Mittelweg, also 5 mm, dann brauchen wir für drei Biesen mit 5 mm Breite eine Zugabe von 1,5 cm. Das sollte man sich idealerweise bereits im Schnittmuster markieren. Nicht einfach am Saum 1,5 cm zugeben, sondern den Papierschnitt an der Stelle, wo die oberste Biese sitzen soll, durchschneiden, den Schnitt 1,5 cm auseinanderziehen und mit Papier hinterkleben. So bleibt die Weite so, wie sie sein soll.
Der nächste wichtige Punkt ist: Wie weit sollen die Biesen auseinanderliegen? Der Abstand muss mindestens so groß sein wie die Biesenbreite; harmonischer wirkt es, wenn der Abstand etwas größer ist. Ich wähle hier einen Abstand von 7,5 mm, also die 1,5-fache Breite.
Markiert euch jetzt die drei Bruchkanten der Biesen. Die oberste liegt an der Stelle, wo ihr den Papierschnitt auseinandergeschnitten habt. Die zweite und dritte liegen mit jeweils 17,5 mm Abstand (2 x Biesenbreite plus Abstand) parallel zu dieser ersten Bruchkante. Markiert euch die Stellen mit kleinen Knipsen, auch Trickmarker funktionieren - es muss aber auf jeden Fall auswaschbar oder verschwindend sein, denn ihr müsst auf der rechten Seite markieren!
Jetzt wird gebügelt! Beginnt dabei mit der untersten Biese - bei senkrecht verlaufenden Biesen solltet ihr immer mit der Biese beginnen, die am weitesten außen liegt in der Richtung, in die die Biesen am Ende gebügelt werden sollen. Faltet euer Nähstück genau auf der markierten Linie in den Bruch, und zwar links auf links. Der Faltenbruch liegt rechts! Bügelt die Bruchkante scharf ab. Ein eingelegtes Handmaß oder Bügellineal kann hier sehr hilfreich sein.
Und dann kommt die Nähmaschine dran: In 5 mm Abstand zur Bügelkante wird jetzt die Biese abgesteppt. In meinem Beispiel, bei einem Shirtärmel, solltet ihr natürlich einen dehnbaren Geradausstich verwenden, bei Webware ist der einfache Geradeausstich die richtige Wahl. Näht ganz exakt immer im gleichen Abstand zu eurer Bügelkante (bei unseren Fundstücken stellen wir euch da heute ein praktisches Helferlein vor). Anschließend noch das abgesteppte Stück nach unten (also von den anderen markierten Biesen weg) bügeln. Und schon ist die erste Biese fertig!
Jetzt kommt die nächste Biese dran. Wieder die Bruchkante erst scharf bügeln, dann absteppen, dann nach unten bügeln. Jetzt wird auch klar, warum man immer von der Außenseite der Biesen anfängt, denn beim Umbügeln der neu gesteppten Biese bügelt man automatisch die darunterliegende noch einmal mit, und das muss in dieselbe Richtung passieren. Dasselbe mit der dritten Biese machen - fertig!
Wenn ihr korrekt gemessen und sauber gearbeitet habt, sind jetzt alle Biesen gleich breit, haben denselben Abstand und verlaufen parallel. So mögen wir das!
Mit dieser Technik könnt ihr überall ganz einfach Biesen einbauen. Wenn ihr viele Biesen einsetzen wollt und diese dann eventuell auch noch schräg zu Schnittkanten und ähnlichem verlaufen, solltet ihr darauf achten, dass ihr an den Rändern genügend "Treppen" zugebt, sodass der Schnitt sich nicht verzieht. Am besten schaut ihr euch zuerst mal einen fertigen Schnitt mit entsprechenden Biesen an - dann könnt ihr erkennen, wie man an den Seiten "Faltmaterial" zugeben kann, sodass am Ende die Kanten des Schnittmusters glatt verlaufen. Für den Anfang würde ich euch ausschließlich zu senkrechten oder waagerechten Biesen raten.
Habt ihr das schon einmal ausprobiert? Gibt es noch einen Tipp, den ihr den anderen Nähkästchen-Leser:innen mitgeben wollt? Wir freuen uns auf eure Kommentare!