Stichlänge an der Nähmaschine verstellen - wieso das denn?

Kennst du alle Funktionen deiner Nähmaschine? Natürlich hängt es vom Modell ab: Manche Maschinen haben so viele Knöpfe, dass sie auch Teil des Raumschiffs Enterprise sein könnten, andere werden komplett über Touchscreen gesteuert und erfordern ein halbes Informatikstudium. Aber es gibt eine Funktion, über die selbst die einfachsten Anfängermodelle verfügen: eine regulierbare Stichlänge. Habt ihr euch schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum das so ist?

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Stichlängeneinstellung bei der Nähmaschine
Stichlängeneinstellung bei der Nähmaschine

Wo verstelle ich die Stichlänge?

Wie gesagt, jede Maschine verfügt über eine Möglichkeit, die Stichlänge zu regeln. Wo das konkret ist, könnt ihr am besten in der Bedienungsanleitung eurer Nähmaschine nachlesen. Aber für gewöhnlich wird die Stichlängenwahl durch dasselbe Symbol markiert: nämlich Striche, die in einer Linie in unterschiedlichen Längen angeordnet sind. Der Stichlängenregler kann ein Drehrad sein, ein Knopf oder ein Bereich auf dem Display. Zu den Linien gesellen sich dann gerne noch Zahlen. Es gilt: je größer die Zahl, desto länger der Stich.

Was bedeuten die Zahlen?

Die Zahlen geben die Stichlänge in Millimetern an. Dabei kann man je nach Modell stufenlos oder in halben oder Viertelmillimetern abstufen.

Wozu überhaupt verstellen?

Die Grundeinstellung für die Stichlänge liegt bei den meisten Nähmaschinen im Bereich von 2,5-3  Millimetern. Damit entsprechen die Stiche von der Länge her ungefähr feinen Handstichen, denn das war ja das Bestreben der Nähmaschinenhersteller. Doch je nach Projekt oder Material ist es mehr als sinnvoll, die Stichlänge zu verändern.

Wann verändere ich die Stichlänge?

Grundsätzlich gilt: Eine höhere Stichlänge erzeugt eine lockerere Naht, engere Stiche festigen die Naht. Wenn ihr zum Beispiel ein Kleidungsstück für die Anprobe heftet und das nicht von Hand machen wollt, solltet ihr die Stichlänge so weit wie möglich nach oben setzen. So ist es im Anschluss einfacher, die Heftfäden wieder zu entfernen. Auch für Garnkräuselungen wird die Stichlänge nach oben gesetzt. Hier wird dann zusätzlich noch die Spannung des Oberfadens reduziert, sodass man den Faden relativ problemlos hin- und herziehen kann.

Dementsprechend wird bei Nähten, die eine besondere Stabilität erfordern, gerne die Stichlänge etwas reduziert. Beim Patchworken etwa wird die Stichlänge traditionell auf etwa 1,5-2mm heruntergesetzt, damit die vielen kleinen Nähte auch gut halten.

Doch nicht nur das Nähprojekt, auch das verwendete Material kann die Wahl der richtigen Stichlänge beeinflussen. Materialien, die beim Nähen dauerhaft durchlöchert werden (wie Wachstuch oder Kunstleder), sollten unbedingt mit erhöhter Stichlänge genäht werden. Sonst entsteht eine regelrechte Perforationslinie, entlang derer das Material leicht reißen kann. Besonders feine Materialien dagegen lassen sich mit einer leicht reduzierten Stichlänge oftmals sauberer nähen, da sich durch die kleinen Schritte die Stofflagen weniger gegeneinander verschieben. Elastische Materialien sollten natürlich per se immer mit einem dehnbaren Stich genäht werden. Wenn das aber nicht gut möglich ist (zum Beispiel beim Feststeppen eines Belegs o.ä.) ist es auch hier hilfreich, die Stichlänge nach oben zu setzen. Denn, ihr wisst ja, höhere Stichlänge = lockerere Naht = eher dehnbar.

Ihr seht, dieses kleine Rädchen an eurer Nähmaschine kann euch das Nähen tatsächlich noch ein wenig leichter machen. Wichtig ist nur, dass ihr wirklich immer nachschaut, ob die Stichlänge denn auch dem entsprecht, was ihr gerade vorhabt!

Wie sind eure Erfahrungen mit unterschiedlichen Stichlängen? Wo setzt ihr diese Funktion ein? Wir freuen uns auf eure Kommentare!