Man kann einfach nie genug Taschen haben, findet ihr nicht auch? Wenn da nur nicht all die kleinen "Besonderheiten" wären, die man zum Taschennähen braucht ... Verschlüsse, Haken, Ringe, Schieber, und nicht zuletzt Gurtband für einen schicken, stabilen Träger. Für letzteres gibt es aber verschiedene Möglichkeiten für Ersatz, sodass man auch ohne Bestellung oder Besuch im Stoffladen loslegen kann - wir zeigen euch heute, wie!
Gurtband hat man nicht immer vorrätig. Oder wenn, dann garantiert nicht in der benötigten Länge, der gewünschten Breite und auch noch der passenden Farbe. Kann man das nicht auch selber machen? Doch, man kann! Und es ist auch gar nicht so schwierig. Alles, was man braucht, ist ein Stoffstreifen in der gewünschten Länge - und ein paar Kniffe.
Man könnte natürlich einfach einen Schlauch, rechts auf rechts, nähen und diesen wenden. Da ein Gurt für eine Schultertasche aber gerne 1,30m oder länger ist, kann das Wenden je nach Breite und Stoff zu einer ganz schönen Herausforderung werden. Dazu kommt noch, dass ihr den Stoff für das Trägerband unbedingt mit Vlieseline verstärken solltet, denn der Gurt trägt ja das Gewicht der ganzen Tasche samt Inhalt. Wenden könnte also knifflig werden. Darum ist der folgende Trick der einfachste, um einen schönen, zur Tasche passenden Träger aus Stoff zu nähen:
Schneide ein Stoffband zurecht, das so lang ist, wie dein Träger plus Befestigungsspielraum werden soll. Von der Breite her solltest du vier Mal die gewünschte Breite zuschneiden. Bei einer Zielbreite von 25 mm brauchst du also einen 10 cm breiten Stoffstreifen!
Zum Zuschnitt ist ein Rollschneider mit einem Patchworklineal zu empfehlen. Parallele Kanten helfen dabei, dass das Gurtband hinterher schön stabil ist! Außerdem solltest du wie gesagt den Stoffstreifen mit Vlieseline verstärken. Für eine normale Handtasche reicht ein Bügelvlies wie H250, wenn du etwas mehr Polsterung auf der Schulter wünschst, kannst du auch ein Volumenvlies, z.B. H630, verwenden.
Wenn du das Vlies aufgebügelt hast, geht es direkt am Bügelbrett weiter: Bügle den Streifen längs links auf links, sodass die Mitte markiert ist. Öffne den Streifen wieder und klappe die Außenkanten zur Mitte. Bügle den Streifen erneut, sodass die Außenkanten auf der Mittenmarkierung zu liegen kommen. Achte hier darauf, dass sich die Kanten möglichst nicht überlappen, sonst wird der Gurt erstens zu schmal und zweiten knubbelig.
Anschließend klappst du den gebügelten Stoffstreifen entlang der gebügelten Mittellinie wieder zusammen. Die Außenkanten liegen jetzt innen an der Bruchkante, dein Stoff liegt vierfach. Du hast den Streifen im Prinzip wie ein Schrägband vorbereitet, nur, dass du natürlich nicht im schrägen Fadenlauf zugeschnitten hast.
Jetzt werden noch die Kanten knappkantig abgesteppt. Eigentlich würde es reichen, nur die offenen Kanten zusammenzunähen. Eine zweite Steppnaht parallel und knappkantig zur Bruchkante ergibt aber nicht nur eine schönere Optik, sondern verleiht deinem selbst genähten Gurtband auch zusätzliche Stabilität!
Das ist die einfachste Methode, Gurtband selbst zu nähen. Es gibt aber noch eine Alternative, die sich vor allem dann eignet, wenn eine Tasche ohnehin etwas mehr verziert wird. Auch hierfür benötigt ihr einen Stoffstreifen in der gewünschten Länge. Allerdings muss dieser nur doppelt so breit wie die Zielbreite plus einer Nahtzugabe von 3-5 mm auf jeder Seite sein - für einen 25-mm-Träger benötigen wir hier also nur 6 cm Streifenbreite. Zusätzlich wird allerdings noch ein Stück Webband oder anderes Zierband in mindestens 1 cm Breite und in der gewünschten Länge benötigt.
Auch bei dieser Methode wird der Träger mit Vlieseline verstärkt. Anschließend faltet ihr den Stoffstreifen mittig, und zwar links auf links (!) und näht ihn mit einer Nahtzugabe von 3-5 mm an der Längskante zusammen.
Anschließend wird es etwas fummelig: Der Trägerstreifen wird jetzt so gebügelt, dass die Naht mittig auf dem Band liegt, die Nahtzugaben werden nach außen geklappt und auseinander gebügelt. Die beiden Kanten sind also jetzt Bruchkanten, in der Mitte des Gurtes liegt die offene Nahtzugabe. Jetzt schlägt die Stunde des Webbandes: Befestigt es mit Stylefix oder Stecknadeln auf dem Gurt, sodass es die Nahtzugabe abdeckt. Steppt es entlang von beiden Kanten mit einem Geradstich oder einem engen, schmalen Zickzackstich fest. So ist die außen liegende Nahtzugabe versteckt und sowohl Webband wie auch Steppnähte verleihen eurem Gurt zusätzliche Stabilität. Und toll aussehen tut es auch!
Und wenn es gar kein Gurt sein soll? Es gibt auch noch viele schöne Alternativen zu kaufen, zum Beispiel Taschenketten. Diese eignen sich zwar aufgrund des Tragekomforts nur für kleine Taschen, die nicht so schwer werden, aber sie sehen superschick aus - und ihr bekommt entsprechende Ketten und Karabiner nicht nur im gut sortierten Fachhandel, sondern auch im Baumarkt 😉. Ein weitere Vorteil: Wenn man die Kette mit einem Karabiner anbringt, kann man sie je nach Laune und gewünschtem Stil auch einfach durch ein (selbst genähtes?) Gurtband, das ebenfalls in einem Karabiner endet, austauschen. So bekommt dieselbe Tasche einen anderen Style und passt zu einem anderen Outfit! Auch Gürtel oder Tücher lassen sich auf diese Weise upcyclen und machen aus einem Teil ganz viele.
Wie tragt ihr eure Taschen am liebsten? Und habt ihr schon mal etwas als Taschenträger "zweckentfremdet"? Wir sind gespannt auf eure Taschen-Hacks und Kommentare!