Interview der Woche: Britta - die "Erbsenprinzessin"

Ihr Name war ursprünglich mal der Spitzname ihrer Tochter, heute ist das Label "Erbsenprinzessin" in der Nähszene ein fester Begriff. Im Sewunity-Nähcafe verrät sie, warum ihre Nachbarn manchmal glauben, dass sie in Wirklichkeit ein Fotostudio betreibt - und warum man auch vor schlüpfrigen Materialien wie Lycra unter der Nähmaschine keine Angst haben muss. Viel Spaß beim Lesen!
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Ihr Name war ursprünglich mal der Spitzname ihrer Tochter, heute ist das Label "Erbsenprinzessin" in der Nähszene ein fester Begriff. Im Sewunity-Nähcafe verrät sie, warum ihre Nachbarn manchmal glauben, dass sie in Wirklichkeit ein Fotostudio betreibt - und warum man auch vor schlüpfrigen Materialien wie Lycra unter der Nähmaschine keine Angst haben muss. Viel Spaß beim Lesen!

Sewunity: Liebe Britta, erst einmal herzlich willkommen im Sewunity-Nähcafe – und danke, dass du uns hier heute Rede und Antwort stehst. In der Nähszene kennt man dich als Erbsenprinzessin. Wie bist du auf die Idee gekommen, dein Label so zu nennen?

Britta - ErbsenprinzessinBritta: Oje. Da habt ihr mich ja gleich mit der ersten Frage schon erwischt! Ich könnte jetzt etwas von spontaner Idee, Stilldemenz und null überlegtem Marketingkonzept überlegen. So war es vermutlich auch. Dazu ein kurzzeitiger Spitzname der damals noch sehr kleinen Tochter – et voilà: Fertig ist ein selten alberner Name, den man – huch! – ewig an der Backe hat. ;)) Nee, aber im Ernst: Hätte ich gewusst, was das Ganze für Kreise zieht, hätte ich mir sicherlich etwas anderes ausgedacht.

Holen wir doch mal noch etwas weiter aus. Wie bist du selber zum nähen gekommen – und wie entstand dann die Idee, selber Schnitte zu entwickeln?

Einerseits bin ich da ein bisschen zufällig reingerutscht. Andererseits habe ich ja immer schon genäht - also, so seit ich 11 bin - und freestylemäßig an Schnitten herumgebastelt. Später im Modedesign-Studium hab ich dann natürlich auch gelernt, wie man so etwas richtig konstruiert. Das waren aber nur Erwachsenenschnitte. Und dann kam meine erste Tochter, ich war in Elternzeit und habe ein paar genähte Dinge bei DaWanda eingestellt. Dann dachte ich, um etwaige Lizenzprobleme zu umgehen, sollte ich dafür am besten auch eigene Schnitte haben. Und da ich vorher jahrelang als Grafikerin gearbeitet hatte, war es zum ersten E-Book nicht mehr weit. Als das Kind dann in die KiTa ging, stellte sich heraus, dass das Arbeiten im Kundenauftrag nicht so wirklich kompatibel mit meiner verfügbaren Arbeitszeit ist. Und da es so gut lief und sowieso mehr Spaß machte als Broschüren zu layouten, habe ich mich dann halt nach und nach immer mehr auf die E-Books - und Papierschnitte und Nähkurse - konzentriert.

Unter deinen Schnitten finden sich sehr viele Basisschnitte, die auch von Anfängern schon gut bewältigt werden können. Damit diese nicht frustriert sind, benötigen sie eine möglichst detaillierte Anleitung. Was macht deiner Meinung nach ein gutes E-Book aus – und welche Zeit vergeht von der ersten Schnittidee bis zum fertigen E-Book bzw. Papierschnitt?

Das ist ganz unterschiedlich. Aber auf jeden Fall gibt es zuerst das E-Book – und wenn das gut läuft, auf zwei A1-Bögen passt und nicht irre erklärungsintensiv ist, kommt irgendwann die Papierversion hinzu. Ein gutes E-Book ist übersichtlich, verständlich erklärt, druckerfreundlich, gut zu nähen – und am Ende kommt eine gut tragbare Klamotte heraus, die hoffentlich allen Freude macht!

Welches ist denn eigentlich dein persönlicher Lieblingsschnitt, außer natürlich deinen eigenen?

Logo - ErbsenrpinzessinOje, schwer zu sagen. Ich nähe so selten die Schnitte anderer Leute. Ganz oft bastle ich mir selber etwas zusammen, bevor ich einen Schnitt anderswo kaufe. Und wenn doch, dann läuft es meist auf Ottobre und klimperklein für die Kinder hinaus – und in meinem Schrank gibt es mehrere Elaines (Pattydoo) und Kalmare (Schnittquelle).

Mal angenommen, eine gute Freundin kommt zu dir und sagt, sie möchte gerne nähen lernen. Schickst du sie in den Nähkurs – oder gibst du ihr den Tipp, es einfach mal so zu probieren?

Wahrscheinlich würde ich ihr anbieten, selber einen kleinen privaten Nähkurs zu veranstalten. Das mache ich ja ganz gerne mal. Und ansonsten müsste man sehen, ob die Freundin eher eine ist, die sich gerne selber schlau macht oder ob sie Dinge lieber erklärt bekommt. Und ob sie für sich selber hinwurschteln möchte oder mehr Lust auf Austausch mit anderen hat.

Zur Zeit boomt das Selbermachen ja wie noch nie. Glaubst du, dass dieser Trend noch länger anhalten wird – oder wird die Nähleidenschaft wieder abebben?

Ich glaube nicht, dass es auf diesem Niveau bleiben wird. Das gab es in den 70er Jahren auch schonmal und dann war Nähen, Stricken & Co. lange Zeit schrecklich out. Auf jeden Fall ist es spannend zu sehen, wie sich das alles entwickelt und wo es hinführen wird.

Wenn du an der Nähmaschine sitzt – hast du persönliche Rituale? Nähst du zum Beispiel immer barfuß – oder muss eine Tasse an einer bestimmten Position stehen?

Also mit Schuhen nähe ich tatsächlich nur höchst ungern. In meinen Nähkursen fand ich es auch immer schwer irritierend, mit Schuhen nähen zu müssen. Also, erstmal Schuhe aus. Und dann, hm... außer meiner „Festbeleuchtung“ mit Tageslichtlampen fällt mir da nichts weiter ein. Manchmal nutze ich zusätzlich die LED-Lampen meiner Nähmaschine als Beleuchtung und ansonsten habe ich überall Tageslichtbirnen drin. Man weiß ja nie, wann man vielleicht eine Anleitung fotografieren will! Nur von draußen sieht das komisch aus. Meine Nachbarn haben daher auch schon die Vermutung geäußert, ich würde ein Fotostudio betreiben.

Unter deinen Schnitten findet sich auch eine Anleitung für einen Badeanzug beziehungsweise einen Bikini. Wer einen Badeanzug nähen möchte, benötigt dazu in der Regel Lycra. Viele haben aber Angst vor diesem Material. Wie kannst du unseren Usern die Angst davor nehmen und hast du Tipps zur Verarbeitung?

Britta - ErbsenprinzessinJa! Ausprobieren! Einfach mal Material besorgen und ein paar Probestückchen nähen. Eine Overlock ist dabei natürlich tatsächlich sehr hilfreich, Stretch- oder Super-Stretch-Nadeln auch. Wir brauchen ja für den Lycrastoff eine sehr elastische Naht. Die kann man zum Beispiel mit Bauschgarn nähen, das ist in sich nochmal elastisch. Und an den Einstellungen der Overlock schrauben: Stich enger gleich dichter einstellen, eventuell die Fadenspannung lockern, Differentialtransport eher niedrig. Dinge wie Badegummi und eine Cover sind außerdem nett, aber keine Must-Haves. Ausführliche Näh- und Materialtipps zum Thema findet ihr natürlich auch in meinem Badeanzug/Bikini-E-Book. Außerdem arbeiten meine Probenäherinnen und ich gerade an einem weiteren Schnitt für solche Materialien, der hoffentlich pünktlich zum Sommer fertig sein wird.

Das klingt ja schon mal sehr spannend. Deine Schnitte gibt es sowohl in digitaler Form als auch als E-Book. Was ist den aktuell gefragter – Schnitte zum Selberausdrucken oder klassische Papierschnitte? Und wohin geht der Trend?

Ich denke nicht, dass es da einen Trend gibt. Anzahlmäßig verkaufen sich natürlich die E-Books besser. Aber die Papierschnitte sind eine Ergänzung dazu, die ganz andere Kundinnen in anderen Situationen anspricht: Solche, die wenig internetaffin sind, oft ältere Messebesucherinnen und zum Beispiel auch Nähkursteilnehmerinnen. Die haben ja keinen Drucker zur Hand und keine Zeit für lange Onlinerecherchen, sondern wollen sofort losnähen. Da ist es dann super, vor Ort im Laden eine Auswahl an Papierschnitten zu haben.

Was machst du, wenn du nicht gerade an der Nähmaschine sitzt – was sind deine sonstigen Hobbys?

Öh, Hobbys? Ja, hatte ich auch mal. Nähen und so. DIY aller Arten! Für mehr ist neben (Klein-)Kindern und Arbeiten momentan kaum Zeit übrig. Aber vielleicht schaffe ich es doch irgendwann mal wieder auf ein Konzert oder gar Festival?!

Aktuell erscheinen viele neue Nähbücher und verkaufen sich ausgesprochen gut. Könntest auch du dir vorstellen, ein Buch zu schreiben – und wenn ja, wo würde der Schwerpunkt liegen?

Och nö. Wenn, dann würde ich lieber einzelne DIY–Beiträge für Zeitschriften schreiben – ein ganzes Buch muss es aber wirklich nicht sein. Das überlasse ich gerne anderen.

Eine Frage in eigener Sache. Auf Sewunity.de bewerten die User Schnittmuster mit Sternen. Wie viele Sterne würdest du Sewunity geben – und warum?

Vier Sterne für Sewunity! Die Inhalte sind nämlich toll und das Konzept auch. Super Sache, so einen zentralen Pool als Schnittmusterübersicht zu haben. Inzwischen ist der Markt ja riesig, und da macht sowas absolut Sinn. Ich wünsche euch, dass noch viel mehr Leute Sewunity nutzen und dort ihre Werke einreichen! Für fünf Sterne dürfte für mich noch das Layout etwas weniger verspielt sein, das würde alles sicher noch übersichtlicher machen. Sorry, alte Grafiker-Berufskrankheit ... :)

Vielen Dank für das ehrliche Feedback. Zum Schluss noch wollen wir mit dir noch ein kleines Spiel machen, dem sich all unsere Interviewpartnern stellen müssen. Wir präsentieren dir jeweils zwei Begriffe zur Auswahl – bitte wähle doch jenen Begriff aus, der auf dich am meisten zutrifft:

- Rollschneider oder Schere? Rollschneider!

- E-Book oder Papierschnitt? Zeitschriften!

- Webware oder Maschenware? Ein <3 für Webware!

- Nähkurs oder Autodidakt? Autodidakt!

- Overlock umfädeln oder immer mit der gleichen Farbe nähen? Anknoten!

- Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Onlineshopping

- Couch oder Laufschuhe? Beides selten. Eher noch Laufschuhe.

- Kaffee oder Tee? Kaffee! Mit Milch, bitte.

Vielen Dank für das Gespräch!

Ich habe zu danken und freue mich, dass ich dabei sein durfte!