Wer nicht weiß, welche nette Kleinigkeit man seiner nähbegeisterten Freundin zu Weihnachten schenken kann, wird beim Label Katiela sicher fündig. Katrin hat nicht nur einige Schnitte entwickelt, sondern vertreibt auch Poster, Tassen und sonstigen Kleinkram, die das Herz von Nähfans mit Sicherheit höher schlagen lassen. Im Interview verrät sie uns nicht nur, warum der DIY-Boom ihrer Meinung nach erst am Anfang steht, sondern auch, was ihre ganz persönlichen Weihnachtswünsche sind.
Sewunity: Hallo Katrin – herzlich willkommen im Sewunity-Nähcafé! Das Thema unserer aktuellen Ausgabe lautet: "Geschenke für Nähbegeisterte". In deinem DaWanda-Shop ist die Chance hoch, dass man in dieser Hinsicht mehr als fündig wird. Deswegen gleich mal direkt nachgefragt, bevor wir etwas mehr über dich sprechen: Über was freut sich denn deiner Meinung nach eine Hobby-Näherin zu Weihnachten?
Katrin: Über Stoff! Jede Menge davon! Aber die Frage „Was schenke ich einer Person, die Dinge selber macht?“ ist schon wirklich schwer. Zeit wäre etwas Gutes, also im Sinne von „Heute nehme ich die Kinder“ oder „Heute putze ich, du kannst nähen“. Aber wenn es an Geschenke unter dem Weihnachtsbaum geht, weiß ich aus sehr zuverlässiger Weihnachtsmann-Quelle, dass einige Tassen mit Nähsprüchen bekommen ...
Du bietest also nicht nur einige E-Books mit Schnittmustern und Anleitungen an, sondern vertreibst auch jede Menge hübsche Kleinigkeiten wie eben besagte Tassen, Poster mit Nähsprüchen, Plotterdateien etc. Von Haus aus bist du Mediengestalterin, bringst für solche Projekte also die besten Voraussetzungen mit. Wie ist es dazu gekommen, dass du deinen eigenen Onlineshop eröffnet hast?
Eigentlich wollte ich einen Onlineshop mit schöner Papeterie machen. Ich gestalte gerne Hochzeitseinladungen und eben alles drumherum. Und wie das mit Ideen so ist, sie sprudeln einfach los. Als Mediengestalterin ist man auch schnell bei der Sache, bei der Druckerei was für sich selber zu drucken. Warum also nicht ein paar mehr Poster drucken und schauen, wie es läuft? Und da die Poster, Tassen usw. gefallen, mache ich weiter. Das motiviert ziemlich, wenn ich die Bestellungen zur Post bringen kann. Und wenn DaWanda oder Makerist mit meinen Produkten Werbung machen, platze ich immer vor Stolz und mache einen Screenshot. Und auch in ein, zwei Magazinen werden demnächst ein paar Produkte vorgestellt. War also absolut die richtige Entscheidung!
Gehen wir doch noch mal einen Schritt weiter zurück: Wie hast du selbst den Weg an die Nähmaschine gefunden? Hast du dir das Nähen selbst beigebracht oder bist du den klassischen Weg über einen Kurs gegangen?
Man müsste meinen an der Schule, denn ich war auf einer Waldorfschule und durfte mich viel ausprobieren. Zu der Zeit war Modedesignerin mein großer Berufswunsch und ich hatte schon Praktika gemacht, aber das Nähen an sich, das war auch immer mehr schlecht als recht. So richtig gut und tragbar ist es erst mit der Geburt von meinem Patenkind geworden. Da habe ich nach Schnittmuster genäht und festgestellt, dass selbstgenähte Dinge tragbar sind. So habe ich mit jedem E-Book etwas Neues gelernt, habe YouTube-Videos angeschaut. Alles von selber oder im Austausch mit anderen.
Selber bietest du ja auch Nähkurse an. Was möchtest du deinen Teilnehmern – abgesehen vom Umgang mit der Nähmaschine natürlich – dabei gerne mit auf den Weg geben? Näht man heute eigentlich anders als noch vor ein paar Jahren?
Traut euch! Auch wenn Dinge schief gehen. Dadurch muss man improvisieren, kommt von der ursprünglichen Idee ab und verbessert sie meistens sogar noch. Außerdem fragen einige dann: „Ist das richtig?“ Wenn es dir gefällt und hält, dann ist es richtig. Beim Nähen, und das ist vielleicht der Unterschied zu ein paar Jahren, gibt es nicht immer nur einen Weg „So musst du das machen!“, sondern mehrere Möglichkeiten, ans Ziel zu kommen.
Und es gibt noch einen Bereich, in dem du sehr aktiv bist: Du schreibst einen eigenen Nähblog. In den Zeiten von Facebook hat man immer ein bisschen das Gefühl, dass klassische Blogs etwas ins Hintertreffen geraten. Kannst du die Erfahrung teilen – und was ist wichtig, wenn man als Teil der Nähszene in die Bloggerwelt einsteigen möchte?
Meinen Blog pflege ich wöchentlich, nicht so oft wie Facebook, das stimmt. Aber ich pflege ihn trotzdem, denn auf Facebook und Instagram gehen Sachen so schnell verloren, rutschen runter. Auf einem Blog kann man in Ruhe durch die Beiträge scrollen, ohne dass immer eine neue Meldung aufploppt. Angefangen habe ich auch mit Facebook, der Blog war für mich auch ein bisschen Übung als Mediengestalterin. Facebook hat unglaublich viel Inhalt, auch macht es Spaß, die Kommentare zu lesen, aber den wirklich wichtigen Inhalt gebe ich lieber im Blog weiter. Es ist nicht so gehetzt, lockerer für mich.
Wenn du anfangen willst: FANG AN! Das zu schaffen, ist schon mal nicht einfach. Und wenn du nur hin und wieder deine Werke zeigst, trau dich. Man wächst mit dem Blog, ich bin dadurch etwas erwachsener geworden! Am Anfang ist alles schwer, sich vor die Kamera stellen, oh habe ich da ein Drama drum gemacht, mittlerweile geht das wie von selbst. Oder auch nur etwas dazu zu schreiben. Wie viel gebe ich von mir preis? Was ist, wenn ich einen blöden Kommentar bekomme? Sei dir bewusst, egal wie viel du von dir erzählst, es wird immer Menschen geben, denen du nicht gefällst. Das ist aber einer! Schau dir lieber die ganzen anderen Menschen an, denen du gefällst! Lass dich nicht entmutigen, verwende deine Energie auf ein neues Werk! Blöde Erfahrungen hat man immer und man braucht etwas, um sich ein dickes Fell wachsen zu lassen. Denn ich glaube, daran scheitern sehr talentierte Blogger immer wieder. Außerdem sei dir deiner Arbeit bewusst, sie ist viel wert, gerade wenn du E-Books testest. Hab Spaß daran, sei du selbst. Mehr ist da nicht dahinter.
Selbermachen ist ja im Moment sehr im Trend. Mach doch mal einen Blick in die Zukunft. Wie wird sich deiner Meinung nach der DIY-Markt in den nächsten Jahren entwickeln – bleibt Nähen so angesagt oder kommt irgendwann die Kehrtwende?
Oh, ich glaube, wir sind erst am Anfang, wirklich. Die Generation Y, der Selbstverwirklichung besonders wichtig ist, kommt erst richtig. In der Näh-Szene sehen wir das nur etwas früher, da es hier schon immer mehr Möglichkeiten gab. Das wird sich in vielen Bereichen weiter führen und das sehe ich schon im meinem Umfeld. Egal ob jemand schreibt, singt oder etwas anderes macht, DIY ist ja nicht nur basteln, sondern grundsätzlich eine Mentalität, etwas von sich aus zu machen und es auch zu zeigen. Daher glaube ich, wir werden noch viel mehr Möglichkeiten dazu bekommen. Und sollte Nähen kein Trend mehr sein, ist es auch nicht so schlimm für mich. Es macht ja trotzdem noch Spaß!
Was steht denn auf deiner persönlichen To-Do-Liste für die nächsten Monate? Arbeitest du an neuen E-Books – oder an etwas ganz anderem?
Meine To-Do-Listen sind immer lang und eigentlich nicht zu schaffen. Ich arbeite gerade an zwei neuen E-Books. Außerdem möchte ich den Mantel Eisblume von "Die wilde Matrossel" noch einmal nähen. Pullis und Kleider fehlen noch in meinem Kleiderschrank, Weihnachtsgeschenke, ein Oberteil und einen Mantel für meinen Freund nach seinen Vorstellungen, das sind so die größten Projekte. Ah okay, da sind noch ein paar französische Schnitte, die ich umbedingt nähen will! Und den Hoodie von pattydoo.
Wenn man deinen Blog anschaut, hat man tatsächlich den Eindruck, dass du immer noch etwas Zeit dafür findest, für dich selbst zu nähen. Was sind denn deine persönlichen Lieblingsschnitte – abgesehen von deinen eigenen?
Oh, Zeit fehlt immer, aber trotzdem findet man sie. Für mich mag ich sehr die Schnitte von sewera, gerade den Nameless Hoodie, und von jojolino, die passen mir einfach immer. Sehr gerne mag ich auch die Sweatjacke von Fadenkäfer, die muss ich noch einmal nähen!
Ist dir beim Nähen schon mal eine richtig große Panne passiert? Wenn ja, verrätst du uns, was es war?
Oh die passieren immer wieder. Wer sagt, er trennt nicht auf, lügt oder schneidet einfach neu zu! Sehr ärgerlich war in einem Stoffprobenähen eine Panne. Eigentlich war es die letzte Naht, um den Rock anzupassen, weil ich aber mal wieder sehr knapp dran war und keine Zeit hatte … einmal mit der Ovi in den Rockteil rein … hat zum Glück gerade noch gereicht! Das ist etwas, was mir leider hin und wieder passiert.
Wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen - welches Projekt würdest du gerne einmal umsetzen? Hast du so etwas wie einen Näh-Traum?
Oh, dann hätte ich auf jeden Fall ein kleines Atelier! Und was ich an Projekten mal gerne umsetzen würde: Wenn man „realistisch“ bleibt und etwas sucht, was ich auch dann weiter tragen würde, hätte ich sehr gerne einen langen Mantel, in schwarz. Der gerade bis zu den Knöcheln geht, mit schön schwingendem Rockteil … das ist echt jede Menge Stoff! Wenn ich träumen würde, würde ich in Richtung Kostümbildnerin gehen und eine wundervolle Robe aus vielen vielen Metern Chiffon zaubern! Bloß wann soll ich die denn tragen?
Der DIY-Markt wird ja auch allgemein immer größer. Immer neue E-Book-Ersteller gehen an den Start, jede Woche erscheinen unzählige neue Schnittmuster. Was kann denn ein Hobby-Näher tun, um nicht komplett den Überblick zu verlieren? Woran erkennt man ein wirklich gutes, hilfreiches E-Book?
Hm, das ist eine gute Frage. Auch ich lerne immer wieder neue Blogs kennen und habe das Gefühl, eigentlich schon jedes Schnittmuster zu kennen. Ein guter Hinweis sind Gruppen, dort liest man wichtige Meinungen über E-Book und Schnitt, außerdem gibt es da eine Plattform … ach, wie heißt die denn … da kann man E-Books bewerten! Nein wirklich, schaut euch auf Sewunity um! Das hilft enorm. Wenn man einen Designer gefunden hat, bei dem die Schnitte passen und die Anleitung für einen verständlich ist, dann kann man davon ausgehen, das nächste E-Book, wenn es gefällt, passt und ist nähbar. Wenn man vor dem Kauf schon Informationen über Größe und Stoffverbrauch bekommt, ist es meistens auch ein guter Hinweis.
Vor allem Sewunity ist natürlich ein sehr guter Tipp Kommen wir nochmal ganz kurz aufs Thema Schenken zurück: Was wünscht du dir eigentlich selbst zu Weihnachten? Vielleicht auch etwas, was mit dem Thema Nähen zu tun hat?
Weihnachten, alle Jahre wieder ... Wir ziehen Anfang des Jahres vom Bodensee nach Augsburg, da wünsche ich mir vor allem dass alles gut klappt. Ansonsten schiele ich nach einem Zeichentablett, das hätte nur bedingt mit Nähen, mehr mit Plottervorlagen zu tun. Da gibt es eher die größeren Wünsche, die noch etwas dauern: Ich durfte neulich Bernina-Nähmaschinen testen und bin ein bisschen verliebt! Eine Cover-Maschine wäre auch was Feines. Na, aber eigentlich alles nichts zwingend Notwendiges.
Noch eine Frage in eigener Sache. Auf Sewunity.de bewerten unsere User Schnittmuster mit Sternen, fünf Sterne sind die Höchstwertung. Wenn wir mal andersrum fragen: Wie viele Sterne würdest du Sewunity geben und warum?
Sewunity kenne ich, will ich mal behaupten, von fast Anfang an. Damals habe ich selber noch viel viel probegenäht und Lisse von shesmile, ihr kennt sie hier aus dem Nähkästchen, gefragt, ob das nicht auch was für sie wäre. Denn zu dem Zeitpunkt habe ich eigentlich erst richtig angefangen und war selber noch ziemlich planlos. Da hat mir Sewunity viel geholfen, daher gebe ich euch fünf Sterne! Endlich mal jemand, der einen Überblick hat!
Vielen lieben Dank für das tolle Kompliment! Damit sind wir auch schon fast am Ende unseres kleinen Interviews angekommen. Zum Schluss würden wir gerne mit dir unser beliebtes Entscheidungsspiel spielen. Wir stellen dir jeweils zwei Begriffe zur Auswahl – und du wählst den Begriff aus, der am besten zu dir passt
Im Entscheiden bin ich immer sehr schlecht!
Rollschneider oder Schere?Schere! Der Rollschneider und ich werden wohl keine Freunde.
E-Book oder Papierschnitt? Papierschnitt, kleben kostet wertvolle Nähzeit!
Webware oder Maschenware? Beides gleich gerne.
Nähkurs oder Autodidakt? Autodidakt
Overlock umfädeln oder immer mit derselben Farbe nähen? Faden 1 und 3 umfädeln, also die beiden Fäden, die man sieht
Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Stoffgeschäft!
Couch oder Laufschuhe? Handballschuhe
Kaffee oder Tee? Tee
Vielen Dank für das Gespräch!