Interview der Woche: Lissi von KonfettiPatterns

Früher kannte man sie als selbermacher-123, heute versorgt Lissi unter dem Label KonfettiPatterns Nähsüchtige mit digitalen Schnitten aller Art. Doch das ist noch nicht alles: Erst vor wenigen Wochen ging auch sie unter die Buchautoren und veröffentlichte ihr Werk "Alles Jersey - Babys & Kids". Im Interview mit Sewunity erzählt sie, wie es sich anfühlt, sein eigenes Nähbuch zum ersten Mal in den Händen zu halten und welche Pläne sie für 2017 hat.
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Früher kannte man sie als selbermacher-123, heute versorgt Lissi unter dem Label KonfettiPatterns Nähsüchtige mit digitalen Schnitten aller Art. Doch das ist noch nicht alles: Erst vor wenigen Wochen ging auch sie unter die Buchautoren und veröffentlichte ihr Werk "Alles Jersey - Babys & Kids". Im Interview mit Sewunity erzählt sie, wie es sich anfühlt, sein eigenes Nähbuch zum ersten Mal in den Händen zu halten, und welche Pläne sie für 2017 hat.

Sewunity: Liebe Lissi, herzlich willkommen im letzten Sewunity-Nähcafé des Jahres 2016. Wir sind schon in Jahreswechsel-Partystimmung – da passt etwas Konfetti natürlich besonders gut dazu. Fangen wir doch also gleich mal mit einer grundlegenden Frage an: Früher hieß dein Label selbermacher-123, heute KonfettiPatterns. Wie bist du auf die Namen gekommen und warum hast du dich umbenannt?

Logo Konfetti PatternsLissi: Hallo Stefanie, ja Konfetti und Silvester, das passt prima! Der erste Name selbermacher-123 war einfach ein Schnellschuss. Eigentlich verkaufte ich genähte Sachen über DaWanda, aber immer öfter kam die Frage auf, ob ich auch meine Schnittmuster verkaufen könnte. Auf eine sehr dringende Anfrage hin erstellte ich in nur drei Minuten einen DaWanda-Shop dafür. Genau so lange hat die Überlegung für den Namen gedauert. Hätte ich damals geahnt, wie sich das entwickelt, hätte ich wohl deutlich länger überlegt. Ende 2015 hat mir der Name dann überhaupt nicht mehr gefallen, etwas Neues, Frisches sollte her. Ich nutzte die Situation direkt, um ein neues Layout und eben auch einen neuen Namen einzuführen. Dass es etwas mit Konfetti sein sollte, war eigentlich gleich klar. Konfetti ist einfach mein Lieblingswort.

Beruflich hast du ja eigentlich erst einmal nichts mit dem Nähen zu tun – du bist Architektin. Von der Architektin zur Schnittmuster-Architektin – verrate uns doch mal, wie du zum Nähen gekommen bist und begonnen hast, eigene Schnitte zu entwerfen.

Da kann ich leider gar nichts Spannendes erzählen. Das lief wie bei wohl bei 95 Prozent aller nähwütigen Mamas. Während der Schwangerschaft mit meiner Tochter ließ ich mir von meiner Mama ihre Nähmaschine erklären, sie packte mir das Maschinchen ein, und damit war ich der Nähsucht verfallen. Der Nestbautrieb eben ... Von Anfang an habe ich nach eigenen Vorlagen genäht, das fing an mit kleinen Täschchen an und allem, was man dem Baby so näht. Und schnell ging es über zur Kleidung. Als Architektin beherrsche ich das Konstruieren und habe mich dann schnell hineingefunden in die Besonderheiten der Schnittkonstruktion. So ersparte ich mir ewiges Suchen nach einem Schnittmuster, was meiner Vorstellung entspricht.

Als Architektin ist exaktes und genaues Arbeiten besonders wichtig – das gleiche gilt ja auch für das Erstellen von Schnittmustern. Was macht denn deiner Meinung nach ein gutes E-Book aus?

Ich glaube, dass sich die Ansprüche daran auch ändern. Anfangs war es mir wichtig, alles möglichst einfach zu halten, eben anfängerfreundlich. Das fängt beim Zeichnen des Schnittmusters an, verschiede Linien und Linienfarben, genaue Beschriftung usw. und eben auch sehr ausführliche, einfach beschriebene Anleitungen. Mittlerweile sind aber doch sehr viele fortgeschrittene Näherinnen unter meinen Kunden, da darf der Schnitt an sich auch mal etwas komplizierter sein. Wichtig sind mir aber eben ein klares, leicht zu verstehendes Schnittmuster, eine logisch aufgebaute Anleitung sowie Anregungen, den Schnitt abzuwandeln auf individuelle Vorstellungen.

Zu deinen E-Book-Angeboten gehören vor allem Basisschnitte. Wie unterscheiden sich deine E-Books dabei von den Basisschnitten anderer Anbieter? Warum sollte ein User genau deine Schnitte kaufen?

Da ich wirklich sehr selten nach anderen Schnittmustern nähe, kann ich das gar nicht vergleichen. Gerade im Bereich der Basic-Schnittmuster gibt eine große Auswahl, da ist wichtig, dass Design und Passform stimmen.

Kommen wir doch gleich mal zu deinem jüngsten Baby – das kein E-Book ist, sondern ein richtiges Buch aus Papier. Es trägt den Titel "Alles Jersey: Babys & Kids". Wie ist es denn dazu gekommen – bist du auf den Verlag zugekommen oder der Verlag auf dich?

Lissi - Konfetti PatternsDas war super spannend! Ganz unerwartet hatte ich in meinem Postfach eine Nachricht, in der ich gefragt wurde, ob ich Lust hätte, ein Buch zu schreiben. Und dann ging alles superschnell. Eine grobe Vorstellung zu dem Buch gab es von der Verlagsseite bereits – ich durfte mich dann aber total austoben, sodass am Ende wirklich ein Buch ganz genau nach meinen Vorstellungen entstanden ist. Wer schon mal ein Buch der Edition Michael Fischer in der Hand gehalten hat, weiß, wie schön die sind! Ganz besonders stolz war ich dann, als auch noch das Modell, welches aus meinem Stoffdesign genäht wurde, auf das Titelbild kam. Da hatte ich wirklich Tränen in den Augen. Noch dazu trägt das niedliche Mädchen meine Lieblingsschuhe, die ich jeden Tag trage.

Wie fühlt es sich an, sein eigenes fertiges Buch in den Händen zu halten – und wie waren die ersten Reaktionen darauf, als bekannt wurde, dass auch du unter die Nähbuch-Autoren gehst?

Das war toll! Ich konnte es überhaupt nicht erwarten, und als es dann endlich da war, habe ich es mehrmals durchgeblättert und konnte es überhaupt nicht fassen. Das Buch in der Hand zu halten, war definitiv eines meiner Highlights 2016. Ich bin dann mit einer Freundin durch die Stadt gezogen, von Buchladen zu Buchladen, und habe mich gefreut wie ein kleines Kind! Meiner Tochter durfte ich sogar vorm Schlafengehen daraus vorlesen.

Aktuell erscheinen ja sehr viele neue Nähbücher. Eigentlich eine ungewöhnliche Entwicklung, wenn man bedenkt, dass heutzutage ja eher alles digital wird. Warum lohnt es sich deiner Meinung nach, nicht nur E-Books, sondern auch richtige Nähbücher aus Papier zu kaufen – und welche besonderen Herausforderungen musstest du bei der Schnittentwicklung im Vergleich zu deinen E-Books leisten?

Toll ist natürlich, dass man mit einem Buch gleich eine ganze Sammlung an Schnittmustern in der Hand hält. Außerdem steht das Buch sicher im Regal und überlebt auch einen Festplattencrash. Auch wenn es ein wenig old school erscheint, ist ein Buch doch noch mal ein ganz anderes Gefühl. Für das Buch war die Planung natürlich viel umfangreicher als für ein einzelnes E-Book. Wichtig war es mir, dass alle Schnittmuster aufeinander abgestimmt und untereinander gut kombinierbar sind. So ist eine Rundumausstattung für Babys und Kinder entstanden.

Bleiben wir doch mal ganz allgemein bei dem Thema: Wie muss eine Anleitung - egal, ob Buch oder digital - gestaltet sein, damit jeder gleich gut damit zurechtkommt?

Meine E-Books starten mit einem Inhaltsverzeichnis. So können erfahrene Näherinnen gleich zu den für sie wichtigen Kapiteln springen, während Anfänger ganz strukturiert mit den Maßangaben, Stoffanforderungen usw. starten können. Alle Nähschritte sind in einzelne Kapitel aufgeteilt, ausführlich Schritt für Schritt bebildert und folgen einem logischem Ablauf. Da kann man beim Nähen auch mal gedanklich nach jedem Schritt ein Häkchen setzen ... Also wenn ich es in drei Worte fassen müsste: strukturiert, logisch und informationsreich.

Der Markt an E-Books wird immer größer und größer. Wie ist denn die allgemeine Stimmung in der Designer-Szene? Unterstützt man sich gegenseitig, oder ist das Konkurrenzdenken unter den E-Book-Erstellern schon sehr hoch? Gibt es Neider, weil du nun auch dein eigenes gedrucktes Buch herausbringen darfst?

Ganz ehrlich? Das Buch ist so toll, da hoffe ich doch, dass der ein oder andere ein wenig neidisch ist smiley. Insgesamt ist die Nähszene aber doch recht friedlich. Ich habe immer wieder andere E-Book-Ersteller in meinen Teams und wenn die Zeit es zulässt, helfe ich ebenfalls gerne bei anderen Projekten mit. Ein wenig Zoff kommt wohl in den besten Familien vor, stellt aber eigentlich doch nur die Ausnahme dar.

Kann man deiner Meinung nach eigentlich wirklich nur mit der Hilfe des Internets nähen lernen – oder ist ein klassischer Nähkurs unabdingbar?

Hm, schwierig. Ich glaube, wichtig ist der Austausch. Ob in einem Nähkurs oder einem Nähforum. So ganz alleine im Kämmerchen bemerkt man seine Fehler ja gar nicht und hat auch wenig Chancen darauf, an den richtigen Stellen zu suchen. Außerdem bringt ja das tollste genähte Kleidungsstück nichts, wenn man es nur zu Hause dem Mann vorführt, der das in den meisten Fällen gar nicht beurteilen kann.

Kommst du eigentlich überhaupt noch selber zum Nähen – und hast du Lieblingsschnitte? Wenn ja, welche sind es?

Also, ich nähe natürlich sehr viel, wobei viele Teile einfach Probestücke für das neueste Projekt sind. Die sehen dann oft sehr lustig aus, Pullover mit zwei verschiedenen Ärmelformen oder so. Seit Kurzem habe ich für Näharbeiten auch Unterstützung, damit ich mehr auf andere Sachen konzentrieren kann. Wirkliche Lieblingsstücke habe selten, meist sind es die aktuell entstehenden Schnitte selbst. Zur Zeit wird in meinem Atelier eine Käthe nach der anderen genäht.

Was war die größte Panne, die dir je beim Nähen passiert ist? Und was würdest du einem Anfänger raten, was unbedingt zu beachten ist, um nicht gleich frustriert das Handtuch zu werfen?

Meine Fehler liegen eindeutig im Bereich Zuschnitt. Wirklich frustriert war ich, als ich meiner Tochter eine sehr aufwendige Jacke genäht habe. Der Stoff nach Wahl der jungen Dame war sehr knapp und in einem Puzzle-Marathon hatte ich endlich alle Teile zugeschnitten. Es fehlte nur der Kinnschutz, also ein wirklich kleines Teilchen. Den schnitt ich dann versehentlich aus dem schon zugeschnitten Ärmel zu. Damit hatte der ein großes Loch – und natürlich habe ich mittig daraus geschnitten.

Das Jahr 2016 geht dem Ende entgegen und es war ein ausgesprochen schönes Nähjahr. Nähen ist populär wie nie, es gibt tolle neue Nähbücher, es gibt Fernsehsendungen übers Nähen, es gibt immer mehr schöne Stoffe, neue Stoffhändler etc. … Glaubst du, dass der allgemeine DIY-Boom auch 2017 weiter anhalten wird – und wenn ja, warum?

Ja sicher! So schnell geht das nicht vorbei. Aber ich glaube wir sind wohl fast am Höhepunkt angelangt ...

Wie wird sich denn deiner Meinung nach der Nähmarkt im kommenden Jahr konkret entwickeln? Gibt es Trends bei der Schnittmustererstellung?

Oh, das ist eine gute Frage. Spontan würde ich sagen, im Sommer wird es mehr Sommerliches geben, im Winter eher Warmes smiley. Pullis und Kleider kommen einfach jedes Jahr gut an. Wie genau sie aussehen, meiner Meinung nach einfach und schlicht. Aber es gibt bestimmt Leute, die da das Gegenteil behaupten ...

Welche Pläne hast du persönlich für 2017? Welche Projekte möchtest du als nächstes umsetzen – beruflich wie privat?

Ich bin ja kein großer Planer, oder sagen wir mal, kein erfolgreicher Planer. Mich überkommen die Projekte meist spontan und dann schiebe ich gerne alle Pläne zur Seite. Jetzt freue ich mich erstmals auf eine tolle Reise mit meiner Familie: Backpacken in Myanmar. Ich hoffe, dass meine Leidenschaft für fremde Länder auf meine Familie überschwappt und wir das dann öfters machen. Es ist so schön, mal Abstand zur zivilisierten Welt zu bekommen.

Wir wünschen dir auf jeden Fall eine Menge Glück dabei! Zum Schluss noch eine Frage in eigener Sache. Das Prinzip von Sewunity besteht darin, dass User Schnittmuster mit Sternen bewerten, fünf Sterne sind die Höchstwertung. Wie viele Sterne würdest du Sewunity geben – und warum?

Also, ich gestehe, ich habe so viel um die Ohren, dass ich nur bedingt sehe, was so links und rechts passiert. Im Zweifel würde ich euch aber wohl die Höchstwertung geben, denn toll ist, dass hier eine Plattform gegeben wird, die unabhängig alle E-Books und alle Designer bewertet.

Nun, ganz am Ende angekommen, hast du nun noch die Ehre, als letzte Kandidatin in diesem Jahr an unserem kleinen Sewunity-Entscheidungsspiel teilnehmen zu dürfen. Wir geben dir immer zwei Begriffe zur Auswahl – und du wählst bitte den Begriff aus, der am besten zu dir passt. Los geht's!

E-Book oder Papierschnitt? Beides, da gibt’s für mich kein „oder“

Rollenschneider oder Schere? Rollschneider

Webware oder Maschenware? Maschenware

Nähkurs oder Autodidakt? Dann eher Autodidakt ...

Overlock umfädeln oder immer mit der gleichen Farbe nähen? Umfädeln

Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Online

Couch oder Laufschuhe? Couch

Kaffee oder Tee? Kaffeeeee und ein wenig Tee

Vielen Dank für das Gespräch!