Das erste E-Book von Sabine, besser bekannt als BeeKiddi, erschien im Jahr 2013. Seitdem hat sie ein umfassendes Angebot mit Schnitten für Kinder und Erwachsene entwickelt. Im Interview mit Sewunity verrät Sabine, welche Schnitte ihr besonders am Herzen liegen, warum neue E-Books manchmal richtig aufwendig sein können und worauf es ihr bei der Auswahl ihrer Probenäher ankommt.
Sewunity: Liebe Sabine, schön, dass du Zeit für einen Plausch im Sewunity-Nähcafé
gefunden hast – herzlich willkommen! Du nähst bedeutend länger als
viele, die deine Schnitte kaufen – nämlich bereits mehr als 25 Jahre.
Erzähl doch mal, wie es war, als du zum ersten Mal Kontakt zu einer
Nähmaschine hattest.
Sabine: Liebe Stefanie, vielen lieben Dank für die Einladung zu diesem Interview. Ich freu mich sehr, dass ich dabei sein darf. Mein erster Kontakt zur Nähmaschine war bereits im Kleinkindalter. Meine Oma ist gelernte Schneiderin und ich habe schon damals mit Begeisterung ihr beim Nähen zugeschaut. Zu besonderen Anlässen kam sie auch immer in einem selbstgenähten Outfit, das letzte hat sie zu ihrem 90sten Geburtstag genäht und das noch absolut perfekt. Meine Oma ist heute 97 Jahre alt, wie man sieht, das schönste Hobby der Welt hält also auch jung und fit. Dass ich mit Hilfe der digitalen Welt die Möglichkeit habe, meine Ideen in E-Books zum Leben zu erwecken und diese dann weltweit Interessierten zum Kauf anbiete, ist für meine Oma nicht so richtig greifbar, aber sie gehört ja auch einer ganz anderen Generation an. Sie ist aber hin und weg, wie viele Nähbegeisterte es gibt und wie viele ich sich davon für meine E-Books interessieren.
Wie bist du dazu gekommen, ein eigenes Label zu gründen?
Mein Label BeeKiddi ist 2004 entstanden. Nachdem ich viele Jahre komplette Outfits für die BabyBorn und die Annabell genäht und verkauft habe, hatte ich 2008 Lust auf etwas Neues. Mit Namen bestickte Kissen und Canvastaschen waren sehr beliebt, das war der Anfang. Wobei ich damals auch noch „Traumjacken“ für Mädchen angefertigt habe. Die Sachen haben von Anfang an sehr großen Anklang bei den Kunden gefunden und das war für mich die finale Bestätigung, dass die Zeit gekommen war, meine Produkte für jeden sichtbar zu kennzeichnen, dass diese von mir stammen. Es musste ein Label her, was ich mit einnähen konnte!
Dann musst du uns jetzt aber auch mal verraten, woher der Name BeeKiddi kommt.
Den Namen habe ich mit einer Grafikdesignerin zusammen erschaffen und auf die Idee mit der Biene hat sie mich auch gebracht und dann das Logo entworfen. Bee ist das englische Wort für Biene und passt zur Kurzform meines Vornamens - Biene. Kiddi – weil ich damals bei Labelgründung fast ausschließlich für Kinder genäht habe.
Du entwickelst Schnitte für Kinder und Erwachsene gleichermaßen und auch Taschen gehören zu deinem Angebot. Welche Schnitte machen dir denn eigentlich mehr Spaß – die für die Kleinen oder die für die Große?
Designen macht mir immer Spaß, ich gehe darin auf, ich liebe es. Ganz egal, was es ist. Damenschnitte liegen mir besonders am Herzen. Hier sind meine Ansprüche besonders hoch, denn ich bin Perfektionistin. Also wird alles so lange getestet, bis es wirklich super sitzt.
Das Thema unserer heutigen Nähkästchen-Ausgabe lautet "Nähen aus Stoffresten". Viele deiner Schnitte bieten sich geradezu dazu an, Stoffreste zu verwerten – zum Beispiel BeeStyle. Ist es dir wichtig, dass Schnittmuster so gesehen eine Art Baukasten sind?
BeeStyle ist in der Tat darauf ausgelegt, selbst das letzte Stück vom Lieblingsstoff in Szene zu setzen. Meine E-Books sind sehr vielfältig, es ist mir wichtig, dass es viele Möglichkeiten und Varianten gibt und man somit seiner eigenen Kreativität freien Lauf lassen kann. Von Größe 74 für die Kinder, bis hin zu Damen in Göße 56 und jeder ist sein eigener Designer, aber als Baukasten sehe ich das jetzt nicht an.
Überhaupt das Thema E-Books. Lange Zeit gab es eine Gruppe namhafter E-Book-Designer, dann ist der Markt explodiert und das Angebot nahezu unübersichtlich geworden. Wir von Sewunity wollen ja auch dabei helfen, den Überblick nicht zu verlieren. Wie kann ein Kunde deiner Meinung nach bereits im Vorfeld erkennen, dass er ein brauchbares E-Book für einen Schnitt kauft?
Mein erstes E-Book ist im Juni 2013 erschienen. Damals war der Markt wirklich übersichtlich. Heute liest man fast täglich neue Namen von E-Book-Erstellern, das macht den Markt unübersichtlicher. Man muss schon sehr genau schauen, Bewertungen lesen und aufmerksam durch die Gruppen scrollen, bis man den E-Bookersteller gefunden hat, der in Kleiderstil, Qualität des E-Books und auch Preis zu einem passt. Dafür ist dann aber auch die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass man auch mit allen folgenden E-Books zufrieden sein wird.
Auf welche Qualitätskriterien legst du bei deinen eigenen E-Books wert, was ist dir wichtig?
Die Schnitte müssen sitzen, jeder Schnitt wird bis ins Details probegenäht, und wenn mal etwas nicht passt, wird so lange zur Probe genäht, bis die Mehrheit im Team zufrieden ist. Das aber heißt auch, dass der Schnitt mehrfach geändert werden muss. Dieser Aufwand ist es mir aber wert. Darüber hinaus fordere ich von meinen fleißigen Helferinnen beim Probenähen konstruktive Kritik ein, denn nur so kann ein E-Book entstehen, was ich unter BeeKiddi zum Kauf anbiete. Da ich mit meinen Schnitten alle Nähbegeisterten ansprechen möchte, Anfänger genauso wie alte Hasen, erstelle ich zu jedem Schnitt eine sehr detaillierte Fotoanleitung, in der ich jeden Schritt beschreibe und diesen mit einem Foto dokumentiere.
Deine Schnitte entstehen nicht von heute auf morgen – bis ein E-Book auf dem Markt ist, wird es von 70 Probenähern getestet. Wie viel Zeit vergeht dadurch von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt?
Mein Stammteam umfasst 70 Mädels, wobei ich darauf achte, dass auch immer mal wieder frischer Wind ins Team kommt. Probegenäht wird meistens mit ca. 50 Teammitgliedern, da nicht alle immer zur Verfügung stehen. Aber ist es wichtig, dass alle Größen von 32 – 56 abgedeckt sind. Das sind 13 Größen in einem E-Book, das bieten nur sehr wenige Mitbewerber auf dem Markt. Wieviel Zeit ein E-Book somit in Anspruch nimmt, kann man gar nicht genau sagen. Drei bis sechs Monate von der ersten Idee bis zum Verkaufsstart sind es aber immer.
Bleiben wir doch mal beim Thema Probenäher. Viele Nähbegeisterte denken: Super, ich nähe mal ein bisschen Probe, dann kriege ich einen Schnitt geschenkt – und unterschätzen dabei, dass Probenähen in Wirklichkeit harte Arbeit ist. Wie suchst du deine Probenäher aus – und was ist dir in der Zusammenarbeit wichtig?
Am Anfang war das vielleicht so, dass viele der geschenkte Schnitt gereizt hat, das hat sich inzwischen gewandelt, denn ich empfinde es nicht mehr so, dass jemand in die Gruppe kommt, um ein E-Book kostenlos zu erhalten. Alle, die sich bewerben, sind sich bewusst, worum es beim Probenähen geht. In meinem Stammteam sind Mädels, die von Anfang an dabei sind, mich also schon seit vier Jahren begleiten und bei jedem E-Book dabei sind. Das Vertrauen untereinander, welches aus dieser Kontinuität erwachsen ist, ist aber auch für mich wichtig, nur so bin ich in der Lage, am Ende E-Books in der von mir gewünschten Qualität meinen Kunden anzubieten. Wie ich meine Probenäherinnen auswähle? Ich schaue mir die Bilder an und entscheide dann spontan, ob sie ins Team passen. Dabei ist es mir nicht wichtig, ob sie einen Blog oder eine Seite hat. Ich möchte ein Probenähen, wo jeder dabei sein kann, von Anfänger bis Profi. Denn später soll ja auch jeder mit meinem E-Book zurecht kommen. Großen Wert lege ich beim Probenähen auf ehrliches und konstruktives Feedback und darauf, dass auch aus dem Team Ideen eingebracht werden. Das macht ein Probenähen erst richtig spannend.
Nähen boomt jetzt schon seit einigen Jahren massiv. Fast hat man manchmal den Eindruck, der Markt wäre gesättigt. Wie ist dein Eindruck – und wie wird es mit der DIY-Szene in den nächsten Jahren weitergehen?
Auf Individualität wird immer größerer Wert gelegt. DIY wird immer wichtiger werden, denn es bietet gleichzeitig auch einen Ausgleich zum „stressigen“ Leben. Bis vor kurzem habe ich Unterricht in der Schule gegeben und war immer wieder gerührt, mit welcher Begeisterung die Schüler im Alter von 11-14 Jahren an der Nähmaschine saßen. Der Nachwuchs ist also da.
Wenn du keine neuen Schnitte entwickelst – bleibt dir noch Zeit, für dich selbst zu nähen? Wenn ja, was sind deine persönlichen Lieblingsschnitte – abgesehen natürlich von deinen eigenen?
Ganz ehrlich, ist das Designen von Kleidung daraus entstanden, dass mir nie ein Schnitt passte. Ich hatte so viele Schnittmuster ausprobiert und war jedes Mal wieder enttäuscht. Heute mag vielleicht die Qualität der anderen Schnittmuster anders sein, aber nun brauche ich keine anderen Schnittmuster mehr, denn alles, was ich mir nähen möchte, designe ich selber. Ich entwerfe auch nur Schnittmuster, die mir selbst gefallen und die ich auch selbst trage.
Mal Hand aufs Herz: Wie viel Stoff besitzt du?
Gefühlt tausende, aber doch noch zu wenig.
Gibt es Projekte, an denen du aktuell arbeitest – und wenn ja, welche sind es? Was sind deine Pläne für die Zukunft?
Ja, aktuell ist BeeSummer No.6 und No.7 im Probenähen. Ein absoluter Sommerschnitt mit vielen Varianten. Schulterfrei ist diesen Sommer angesagt, schaut mal auf meine Facebook-Fanseite, dort gibt es viele schon Designbeispiele.
Zum Schluss unsere obligatorische Frage in eigener Sache. Bei Sewunity bewerten die User Schnittmuster mit Sternen, fünf Sterne sind die Höchstwertung. Wie viele Sterne würdest du Sewunity geben – und warum?
Ganz klar – Höchstwertung und damit ein dickes DANKESCHÖN, dass es euch gibt.
Ganz am Ende unseres Interviews wird es nun noch Zeit für unser kleines Spiel, zu dem wir all unsere Interviewpartner einladen. Wir stellen dir jeweils zwei Begriffe zur Auswahl – bitte wähl doch den aus, der dir persönlich am meisten zusagt:
Rollschneider oder Schere? Kommt drauf an, was man schneiden möchte. Schnittmuster immer mit der Schere und alles, was exakt gerade geschnitten werden muss, mit dem Rollschneider.
E-Book oder Papierschnitt?Auf jeden Fall ein E-Book, denn nur hier hat man eine sehr detaillierte Anleitung. In Ergänzung dann ein Ausdruck in A0, damit man sich das Kleben ersparen kann, aber dies ist Geschmackssache, denn viele meiner Kunden bevorzugen den Ausdruck auf DIN A4.
Webware oder Maschenware? Natürlich beides, die Auswahl ist so riesig.
Nähkurs oder Autodidakt? Das ist kommt auf den Typ an. Ich habe schon so viele Workshops gegeben und unter Anleitung kommt man schneller ans Ziel, aber es gibt auch viele, die sich das Nähen selbst beibringen wollen.
Overlock umfädeln oder immer mit der gleichen Farbe nähen? Umfädeln, wenn der Farbton sehr abweicht.
Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Es ist immer besser, wenn man den Stoff erfühlen kann, und gleichzeitig ist eine kompetente Beratung ist sehr hilfreich
Couch oder Laufschuhe?Auf jeden Fall Laufschuhe, das ist mein Ausgleich zur Arbeit, da kann ich richtig abschalten. Obwohl die Couch mit meinem Schatz und einem schönen Liebesfilm auch wertvoll ist.
Kaffee oder Tee? Beides, morgens auf jeden Fall Kaffee und tagsüber Tee
Vielen Dank für deine Zeit und das Gespräch!
Sehr gerne, ich hab zu danken.