Nähen in 3D

Nein, keine Angst, ihr braucht keine spezielle Brille für das Know-How im Nähkästchen diese Woche. Es kostet auch keinen Aufschlag, und schwindlig wird einem auch eher nicht. Wir beschäftigen uns heute mit dem Nähen in 3D - soll heißen, mit figürlichem Nähen. Gerade jetzt, in der Frühlings- und Osterzeit, entstehen viele wunderbare Dekoideen. Und Hasen, Eier und Hühnchen sind nun mal häufig dreidimensional. Was es beim Nähen von Kuscheltieren und Dekogegenständen zu beachten gibt, verraten wir euch hier.
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Nein, keine Angst, ihr braucht keine spezielle Brille für das Know-How im Nähkästchen diese Woche. Es kostet auch keinen Aufschlag, und schwindlig wird einem auch eher nicht. Wir beschäftigen uns heute mit dem Nähen in 3D - soll heißen, mit figürlichem Nähen. Gerade jetzt, in der Frühlings- und Osterzeit, entstehen viele wunderbare Dekoideen. Und Hasen, Eier und Hühnchen sind nun mal häufig dreidimensional. Was es beim Nähen von Kuscheltieren und Dekogegenständen zu beachten gibt, verraten wir euch hier.

Die große Herausforderung beim figürlichen Nähen besteht meistens daraus, aus etwas Flachem (dem Stoff) etwas Dreidimensionales (das Kuscheltier) zu machen. Das stellt zum einen den Designer vor Probleme, doch auch beim Nähen ist das räumliche Vorstellungsvermögen oft gefordert.

Schon im Vorfeld gibt es einiges zu beachten. Da ist zum einen das Material: Man sollte sich bei figürlichem Nähen wirklich immer an die Angaben im Schnitt halten. Kuscheltiere und ähnliches werden meistens aus nicht-elastischem Material genäht, da sonst beim Ausstopfen leicht die Form verlorengeht. Natürlich gibt es auch Ausnahmen - das wird aber vom Designer meistens deutlich vermerkt. Grundsätzlich gilt: Je weniger dehnbar der Stoff ist, desto exakter passt sich die Figur dem Schnitt an.

Beim Zuschnitt muss man immer bedenken, dass vor allem bei Schnittmustern mit vielen kleinen Teilen ein genaues Arbeiten unabdingbar ist. Hier führt schon ein Versatz im Millimeterbereich schnell zu unsauberen Ergebnissen! Wenn man aufgrund des leichter fransenden Materials vielleicht mit mehr Nahtzugabe arbeiten möchte, dann ist es beim Nähen sehr wichtig, die Nahtlinie genau einzuhalten. Im Übrigen ist eine großzügige Nahtzugabe oftmals hilfreich beim Nähen. Keine Angst vor knubbeligen Nähten - vor dem Wenden wird die Nahtzugabe so gut wie immer zurück- oder eingeschnitten. Doch dazu kommen wir gleich.

Das Runde muss ans Eckige

Jetzt wird erst mal genäht. Wie gesagt, genaues Arbeiten ist wichtig. Ich empfehle hier, mit ausreichend Stecknadeln zu arbeiten. Besonders an Stellen, wo etwas Rundes an etwas Gerades genäht wird (und ungleiche Ränder sind beim dreidimensionalen Nähen immer da, denn erst sie ermöglichen die dritte Dimension), ist es hilfreich, viel zu stecken. So können die durch die Anpassung an die Rundung entstehenden Fältchen gleichmäßig verteilt werden. Es ist einfacher, auf der gerundeten Seite zu stecken und auch zu nähen, da man so die Naht schön an der Kante entlangführen kann.

Naht mit kleiner StichlängeBeim Nähen ist es ratsam, die Stichlänge etwas zu reduzieren. Für gewöhnlich werden Kuscheltiere und andere dreidimensionale Objekte mit einem einfachen Geradeausstich genäht. Achtet auf eine ausgeglichene Fadenspannung. Sonst kann es schnell passieren, dass man an Stellen, wo das Material wegen der Füllung unter Spannung steht, die Nähte sieht. Auch hierbei ist die geringere Stichlänge hilfreich, da die Naht so weniger "leitert".

Wenn nun alle Teile des Stücks beziehungsweise des Abschnitts, den man gerade näht (gerade komplexere Figuren wie Tiere mit mehreren Armen, Beinen, Kopf und Schwanz werden oft in Einzelteilen gearbeitet und erst am Schluss zusammengesetzt), zusammengefügt sind, geht es ans Wenden. Doch vorher muss noch die Nahtzugabe bearbeitet werden. Das ist vor allem an Stellen wichtig, bei der die Naht eine Kurve macht.

Wenn das Stück an dieser Stelle eine Kurve nach innen macht (wie etwa bei einem Elefantenrüssel, der sich einkringelt, oder einem gebogenen Arm), dann schneidet man die Nahtzugabe in Abständen von 5-10 mm bis knapp vor die Naht ein. Hier ist Vorsicht geboten, denn wenn die Naht verletzt wird, ist hier später ein Loch und das Kuscheltierchen verliert seine Füllung. Also lieber langsam und genau arbeiten. Je näher man der Naht kommt, umso klarer ist nachher die Kante der Naht.

Innenkurve

Die Einschnitte bis zur Naht erlauben der Nahtzugabe, hier später auseinanderzuweichen, weil ja der Stelle durch die Kurve eigentlich mehr Stoff benötigt wird.

Wenn dagegen eine Außenkurve beschrieben wird (wie etwa um eine runde Fußsohle bei einem Teddy oder auch bei allen Nähten im Kopfbereich eines Kuscheltiers), dann sollte man kleine Dreiecke in die Nahtzugabe schneiden. Das kann man entweder mit einer spitzen kleinen Schere machen oder auch mit der Zickzackschere. Auch hier muss man sehr aufpassen, dass man nicht aus Versehen einen Faden durchschneidet und damit die Stabilität des Nähstücks gefährdet.

Außenkurve

Durch die kleinen Dreiecke ist jetzt an dieser Stelle weniger Stoff, die Nahtzugabe kann sich ineinanderschieben und ermöglicht so eine saubere Außenkurve.

Und nun kann das Werk gewendet werden. Hier gibt es vielerlei Hilfsmittelchen: Essstäbchen, Pinselstiele, Kochlöffel, Bleistifte - im Prinzip eignet sich alles, was dünn genug ist, um auch in die kleinsten Ecken zu kommen, aber nicht so spitz, dass es Löcher in die Nähte bohren kann. Beim Wenden von langen, dünnen Schläuchen (wie etwa schlanken Armen und Beinen) kann es hilfreich sein, am einen Ende des Schlauchs einen Wollfaden anzunähen. Dieser wird dann mithilfe einer Sicherheitsnadel durch den Schlauch hindurchgefädelt, und dann kann man durch einfaches Ziehen den Schlauch umstülpen. Mein persönlicher Lieblings-Wendehelfer, wenn es um saubere Kanten und Ecken geht, ist ein Falzbein, wie man es aus dem Bastelbedarf kennt. Spitze Ecken kann man damit nicht ausformen, aber bei breiteren Stücken und vor allem im Bereich der Kanten ist es meinem Gefühl nach unschlagbar!

Jetzt ist alles gewendet - dann geht es ans Füllen. Beim Füllmaterial kommt es auf den Einsatzzweck und den gewünschten Effekt an. Kuscheltiere und Kissen werden am besten mit Füllwatte ausgestopft. Sie ist im Bastelbedarf erhältlich, waschbar und sehr kuschlig. Alternativ kann man auch immer gut die Füllung von günstigen Kopfkissen aus dem Möbelhaus verwenden - allerdings natürlich nur, wenn es sich nicht um ein Federkissen handelt smiley

Wenn man etwas mehr Standfestigkeit für das Objekt möchte und es weniger auf die Kuscheligkeit ankommt, dann ist man mit Füllgranulat gut beraten. Hier gibt es Styropor- und Plastikkügelchen in verschiedenen Größen. Es gilt: je kleiner, desto anschmiegsamer, aber zumeist auch desto schwerer. Kunststoffgranulat ist wasserfest und kann für Badetiere oder auch im Außenbereich eingesetzt werden. Wenn man lieber natürliche Füllmaterialien haben mag, sind Reis oder Getreidekörner eine gute Wahl. Allerdings sind die genähten Sachen dann hinterher nicht mehr waschbar und überhaupt feuchtigkeitsempfindlich.

Gerade für den Außenbereich kann man auch auf Sand als Füllmaterial zurückgreifen. So werden die Sachen ziemlich schwer, etwa für Türstopper ist das empfehlenswert. Allerdings sollte man den Sand am besten in Plastikbeuteln einfüllen, da er sonst schnell durch die Nähte rieselt.

Hexenstich 1

Und dann - die Wendeöffnung. Irgendwie muss sie ja verschlossen werden! Bei manchen Schnitten ist sie so angelegt, dass man sie mit der Maschine knappkantig absteppen kann, aber meistens ist es doch schöner, wenn sie unsichtbar ist. Dafür gibt es den Matratzenstich, auch Hexen- oder Leiterstich genannt. Hier näht man von Hand die offenen Kanten der Wendeöffnung zusammen. Dabei wird auf der Nahtlinie (ich hab sie hier zur besseren Verdeutlichung angezeichnet und außerdem mit kontrastfarbigem Garn genäht) in kleinen Stichen genäht.

Hexenstich 2

Man sticht von rechts genau auf der Nahtlinie in den Stoff ein und auch gleich wieder aus. Dann wird auf der anderen Seite der Naht auch von rechts auf gleicher Höhe eingestochen und wieder im Abstand von 2-4 mm ausgestochen. So geht es immer hin und her, ohne dass der Faden angezogen wird.

Durch das Wechseln der Seiten immer auf derselben Höhe entsteht eine Leiteroptik, die dem Stich auch seinen Namen gegeben hat.

Hexenstich 3

Wenn man so ein Stück der Wendeöffnung vernäht hat (es sollten nicht mehr als 2-3 cm sein), dann zieht man den Faden vorsichtig an. Eventuell muss man die Nahtzugabe mit der Nadel vorsichtig nach innen schieben, aber normalerweise schließt sich so die Naht. Von außen sind keine Stiche sichtbar.

Und nun ist das dreidimensional genähte Schmuckstück schon fertig! War doch gar nicht so schwierig, oder?

Wenn ihr jetzt Lust bekommen habt, ein bisschen Deko für Ostern oder auch ein kleines Geschenk zu nähen, dann huscht mal schnell rüber in unsere Stars-Abteilung! Dort empfiehlt euch Steffi heute jede Menge Ideen, was man zu und für Ostern so alles nähen kann!