Pausen oder kleben - das ist hier die Frage

​Kaum eine Frage spaltet die Nähgemeinde so sehr wie diese: "Magst du lieber E-Books oder lieber Papierschnitte?" Denn jede Seite hat ihre glühenden Verfechter, ihre Pros und Contras. Und beide Varianten sind unter den Schnittmustern, die man so nähen kann, gleichwertig vertreten. Gibt es denn wirklich DIE eine Methode? Wir stellen euch heute die Vorteile und Nachteile beider Varianten vor, geben Tipps zum Kopieren und verraten euch ein paar Tricks, wie das ungeliebte Vorbereiten des Schnittes schneller von der Hand gehen kann. Denn bei einer Sache sind sich sowohl E-Bookianer wie Papierschnitte-Liebhaber einig: EIGENTLICH würde man viel lieber direkt losnähen können.
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Kaum eine Frage spaltet die Nähgemeinde so sehr wie diese: "Magst du lieber E-Books oder lieber Papierschnitte?" Denn jede Seite hat ihre glühenden Verfechter, ihre Pros und Contras. Und beide Varianten sind unter den Schnittmustern, die man so nähen kann, gleichwertig vertreten. Gibt es denn wirklich DIE eine Methode? Wir stellen euch heute die Vorteile und Nachteile beider Varianten vor, geben Tipps zum Kopieren und verraten euch ein paar Tricks, wie das ungeliebte Vorbereiten des Schnittes schneller von der Hand gehen kann. Denn bei einer Sache sind sich sowohl E-Bookianer wie Papierschnitte-Liebhaber einig: EIGENTLICH würde man viel lieber direkt losnähen können smiley

E-Book oder Papierschnitt?

Was verbirgt sich eigentlich hinter den beiden Begriffen? Unter einem E-Book versteht man im Zusammenhang mit Nähen zumeist eine PDF-Datei, in der sich das Schnittmuster und eine meistens ausführlich bebilderte Schritt-für-Schritt-Anleitung verbergen. Sie besteht aus einer Reihe von Din-A4-Seiten, die auf dem heimischen Drucker oder in einem Copyshop ausgedruckt werden können. Anschließend müssen die Schnittmusterseiten zu einem großen Bogen zusammengeklebt werden, sodass die einzelnen Teile des Schnittes vorliegen. Häufig sind die verschiedenen Größen auf einem mehrfarbigen Bogen zusammengestellt - es gibt aber auch Anbieter, die die einzelnen Größen in Einzel-PDFs mitliefern, sodass man jede Größe separat vorliegen hat.

Ein Papierschnitt dagegen ist ein auf einem großen Bogen gedrucktes Schnittmuster, von dem man die gewünschte Größe abpausen kann. Es gibt einzelne Schnitte auf Papier zu erwerben, aber auch alle Nähzeitschriften auf dem Markt verfügen im Innenteil über beigeheftete Schnittmusterbögen. Hier sind dann nicht nur die verschiedenen Größen, sondern auch unterschiedliche Modelle auf einem Bogen vereint, was das Abpausen mitunter zu einer echten Herausforderung macht. Aber auch im Bereich der Papierschnitte gibt es Einzelgrößenschnitte - bei Taschen etwa oder Kuscheltieren, aber auch für Kleidungsstücke gibt es zum Teil die Möglichkeit, einzelne Größen zu kaufen.

Vielen Nähbüchern liegen ebenfalls Papierschnittmusterbögen bei. Manchmal muss man die gewünschten Seiten noch auf dem Kopierer vergrößern. Hier gilt wie bei E-Books: immer das Kontrollkästchen bzw. die Kontrolllinie überprüfen! Bei Schnittmuster können schon Abweichungen von wenigen Millimetern (bzw. Prozent) dazu führen, dass hinterher nichts mehr zusammen- oder an den Träger passt.

Kommen wir nun zur Gretchenfrage: Was ist besser?

Das kann man so wirklich nicht sagen, denn es hängt vom Typ der Näherin ebenso ab wie von persönlichen Vorlieben. Darum möchte ich nun nur ein paar Vor- und Nachteile der jeweiligen Formen vorstellen.

Die Vorteile

Ein E-Book hat zumeist den unschlagbaren Vorteil, dass es sofort verfügbar ist. Viele Shops bieten Sofort-Download-Möglichkeiten an, sodass man auch mitten in der Nacht oder am langen Wochenende problemlos eine schnelle Idee umsetzen kann. Alles, was man braucht, ist ein Internetzugang, eine Möglichkeit, sofort zu zahlen, und ein Drucker.

Außerdem schätzen viele Näher die bebilderten Schritt-für-Schritt-Anleitungen bei den E-Books. Gerade für Nähanfänger sind diese oftmals sehr hilfreich und besser nachzuvollziehen.

Und ebenfalls nicht von der Hand zu weisen ist, dass E-Books häufig billiger als Papierschnitte sind. Das ist ja auch nachvollziehbar, da für digitale Inhalte keine Druckkosten, keine Lagerkosten und keine Versandkosten aufgebracht werden müssen.

Papierschnitte dagegen haben den großen Vorteil, dass durch den durchgängigen Druck auf einem Bogen kein Versatz bei den Linien entsteht. Viele Kreative schätzen die höhere Präzision, die Papierschnitten dadurch zu eigen ist.

Auch spart man sich das doch recht aufwändige Kleben der Einzelseiten. Diese müssen ja nicht nur exakt und möglichst dauerhaft zusammengefügt werden, sondern meistens muss vorher noch an einer Seite der Kleberand abgeschnitten werden. Das hat drucktechnische Gründe und ist auch richtig so - macht das Kleben aber nicht weniger aufwändig.

Zeitschriften und Bücher schließlich bieten außerdem noch den Vorteil, dass man in Ruhe darin schmökern kann. Man kann sich inspirieren lassen und hat eine Vielzahl von thematisch oder optisch abgestimmten Kombinationsmöglichkeiten. Und außerdem enthalten Bücher und Zeitschriften immer eine ganze Reihe von Schnitten, sodass der einzelne Schnitt wieder günstiger ist, als wenn man ein einzelnes E-Book kauft.

Die Nachteile

Die Nachteile jeder Seite ergeben sich eigentlich immer aus den Vorteilen der anderen: E-Books kommen immer mit einem großen Klebe- und Bastelaufwand daher. Gerade hierbei passieren häufig kleinere Fehler, die dann im fertigen Schnittmuster zu nicht genau passenden Markierungen oder Kantenverläufen führen können. Und auf der Festplatte ist es oft mit erheblichem Aufwand verbunden, die E-Books sinnvoll so abzuspeichern, dass man sie zur gegebenen Zeit abrufen kann und wiederfindet.

Papierschnitte dagegen sind immer mit Beschaffungsaufwand verbunden. Man muss in den Laden gehen oder auf die Post warten. Die Anleitungen sind gerade in den Zeitschriften oft mehr als dünn und geben, um Platz und Druckkosten zu sparen, nur das Nötigste wieder. Und Einzelschnitte sind im stofflichen Kauf so gut wie immer teurer als entsprechende E-Books. Außerdem brauchen Papierschnitte, Bücher und Zeitschriften realen Platz, nicht nur virtuellen Speicher. Wo schon viele Nähecken vor lauter Material aus allen Nähten platzen - wo soll da noch das Bücherregal hin? Und zu guter Letzt: Papierschnitte muss man abpausen. Sonst könnte man ja nur eine Größe, bei Mehrschnittbögen sogar nur ein Projekt realisieren - und oft nicht einmal das, wenn die Linien überlappend auf den Bogen gesetzt sind. Was die einen am Kleben hassen, schreckt die anderen vom Abpausen ab. Und darum wollen wir euch nun ein paar Tipps und Tricks verraten, wie beides leichter von der Hand geht.

Abpausen

Bei Papierschnitten muss man die einzelnen Linien der Schnittmusterbögen auf ein Medium übertragen, damit man dann die Schnittteile ausschneiden und auf den Stoff bringen kann. Hierbei gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten:

Klassisch ist das Seidenpapier, das man im Kurzwarenhandel kaufen kann. Dabei handelt es sich um etwa Din-A0-große Bögen aus halbtransparentem Seidenpapier, das man auf die Schnittmusterbögen legt. Anschließend kann man die gewünschten Linien und Markierungen mit einem weichen Bleistift, einem Fineliner oder einem anderen Stift auf das Papier übertragen.

Kopierpapier

Seidenpapier gibt es in Blanko oder mit verschiedenen Rastermarkierungen zu kaufen. Außerdem gibt es auch die Möglichkeit, Seiden- bzw. Schnittmusterpapier auf der Rolle zu kaufen. Dabei hat die Rolle etwa das Format einer Geschenkpapierrolle. So hat man ein größeres Stück. Der Nachteil ist, dass das Papier sich immer wieder aufrollen möchte, man muss also bei der Aufbewahrung der vorbereiteten Teile immer gegen die Rolltendenz arbeiten.

Eine sehr beliebte Alternative zum Seidenpapier ist die Malerplane.

Malerplane

Diese erhält man im Baumarkt. Wichtig ist, wirklich MalerPLANE und nicht MalerFOLIE zu kaufen, am besten auf den Hinweis "Extra stark" achten - sonst kauft man nämlich eine dünne, flattrige Folie, die leicht reißt und mit der man nur sehr schwer arbeiten kann.

Der große Vorteil der Malerplane ist, dass sie transparent ist. Die Linien den Schnittmusterbögen sind gut zu erkennen, man kann exakt kopieren. Außerdem kann man beim Zuschneiden gut auf das Stoffmuster achten und es gut positionieren. Die Folie ist mit einem wasserfesten Filzstift gut beschreibbar, lässt sich exakt schneiden und verträgt auch Geknittertwerden besser als das Papier. Außerdem ist die Lärmbelästigung der Mitmenschen beim Abpausen deutlich geringer (kein geringer Nachteil, wenn man z.B. abends vor dem Fernseher noch schnell ein Schnittmuster abpausen will).

Der Nachteil der Plane ist, dass man dafür eben erst mal in den Baumarkt muss - der ja vielleicht nicht gerade auf dem Weg zum Stoffgeschäft liegt. Und die Planen sind SEHR groß. Das kann zu Handlingsproblemen führen.

ButterbrotpapierEbenfalls eine beliebte Alternative zum Seidenpapier ist das klassische Butterbrot- oder Backpapier von der Rolle. Es ist billig, überall erhältlich und durch seine geringere Größe leichter zu lagern als Schnittmusterpapier auf der Rolle. Auch ist es etwas stabiler als das Seidenpapier - dadurch aber häufig auch weniger transparent. Außerdem ist die geringe Breite manchmal von Nachteil, wenn man z.B. Kleidungsstücke für Erwachsene abpausen möchte. Hier müssen dann manchmal Bahnen aneinander geklebt werden, um die erforderliche Breite zu erreichen.

Und zu guter Letzt gibt es noch eine weitere Möglichkeit, den Schnitt vom Papier auf den Stoff zu bekommen: das klassiche Durchrädeln.Kopierrädchen

Solch ein Rädchen findet man häufig, wenn man das Nähzeug seiner Mutter oder Oma durchsieht. Damit kann man einen Schnitt direkt auf den Stoff übertragen. Man benötigt noch Kopierpapier dafür - das ist ein großer Bogen stabiles Papier, das auf einer Seite mit einer Art Schneiderkreide beschichtet ist. Man legt die farbige Seite auf die linke Seite des Stoffs, legt den Schnittmusterbogen darauf, beschwert die ganze Sache und fährt dann mit dem Kopierrädchen die Linien des Schnittes entlang. Die Zähne durchbohren das Papier und drücken das Kopierpapier an dieser Stelle auf den Stoff. Die Kreide überträgt sich, und wenn man das Papier wegnimmt, sieht man eine Pünktchenlinie auf dem Stoff, anhand derer man die Schnittmusterteile nun ausschneiden kann.

Der Nachteil dieser Methode liegt allerdings ganz klar darin, dass man mit dem Kopierrädchen über kurz oder lang den Schnittmusterbogen zerstört. Darum verschwindet diese Methode mehr und mehr in der Vergessenheit - zumindest unter den Hobbynähern.

Kleben

Beim Drucken und Kleben eines E-Books ist Präzision oberstes Gebot. Immer, wirklich IMMER das Kontrollkästchen nachmessen! Und dann ist es wichtig, die Klebekanten exakt abzuschneiden. Hierbei leistet z.B. der Linealschneider von Snaply, den wir euch in der vorletzten Nähkästchen-Ausgabe vorgestellt haben, extrem gute Dienste!

Nun die einzelnen Seiten anhand der Passzeichen, über die jedes gut gemachte E-Book verfügt, sauber aneinanderfügen. Hierbei bietet es sich zum Beispiel an, erst alle Zeilen für sich zu kleben und dann diese Zeilen aneinanderzufügen. Auch kann man schon beim Kleben die einzelnen Schnitteile voneinander trennen, sodass man nicht einen großen Bogen, sondern mehrere Kleine klebt. Das macht zwar mehr Schneideaufwand, verringert aber den Linienversatz, wenn mal etwas unsauber geklebt ist.geklebter Teil-Bogen

Zum Kleben eignen sich Klebeband, Masking Tape, Klebestifte oder Kleberoller. Ich persönlich bin ein großer Fan der permanenten Foto-Kleberoller, die es in jedem Drogeriemarkt in der Fotoabteilung gibt. Doch auch Kreppband ist sehr beliebt, da es sich gut mit dem Papier verbindet. Wichtig ist, dass die Klebung permanent ist, da man sonst dauernd nachkleben muss. Flüssigkleber ist nicht geeignet, weil er das Papier aufweicht.

Wenn der Bogen geklebt ist, kann man die gewünschte Größe direkt ausschneiden. Man hat dann ein Schnittmusterteil aus stabilem Druckerpapier, das sich gut aufbewahren lässt.

Noch ein Wort zur Nahtzugabe

Sowohl bei E-Books als auch bei Papierschnitten gibt es Versionen, die die Nahtzugabe bereits enthalten, und welche, die ohne vorgegebene Nahtzugabe sind. Vor dem Zuschnitt auf Stoff darum immer überprüfen, um welche Variante es sich bei diesem Schnitt handelt! Und dann ist es auch wieder Geschmackssache: Wer lieber direkt an der Papierkante entlangschneidet (z.B. mit dem Rollschneider) und darum gerne die Nahtzugabe bereits im Seiden- oder Druckerpapier enthalten hat, kann beim Ausschneiden bereits auf dem Papier die Nahtzugabe einberechnen. Beim Abpausen kann man z.B. zwei Fineliner zusammenkleben - der eine fährt die Nahtlinie des Schnittes entlang, der andere zeichnet automatisch die Schnittlinie in einem festen Abstand nebendran.

Wer dagegen ein Problem mit vorgebenen Zugabenbreiten hat und lieber mit seiner eigenen, "gelernten" Zugabe arbeitet, kann auf dieselbe Weise die vorgegebene Nahtzugabe am Schnitt nach innen "abtragen" und hat dann sein zugabenfreies Papierschnittmuster. Auch hier gilt: jeder nach seinen Vorlieben!

Bei Sewunity könnt ihr euch übrigens beim Suchen ganz einfach nur solche Schnittmuster anzeigen lassen, die euren Vorlieben entsprechen: einfach bei der Schnittmustersuche beim Filter "Format" ein Häkchen bei "E-Book" oder "Papierschnitt" setzen!

Habt ihr noch weitere Tipps und Tricks zum Thema Kleben und Pausen, die ihr den anderen Lesern verraten möchtet? Wir freuen uns auf eure Ideen und Kommentare!