Softshell nähen ohne Ärger

​Kaum ein Material hat in den letzten Jahren einen solchen Boom erlebt wie Softshell. Leicht, weich, wasser- und windabweisend, wärmend und pflegeleicht - kein Wunder, dass es das bevorzugte Material für alle Arten von Übergangsjacken ist. Viele Anbieter verkaufen Softshell in vielen Farben und Mustern, und da man eine Softshelljacke nicht füttern muss, ist das Material doch eigentlich perfekt für selbstgenähte Jacken - oder? Doch viele NäherInnen haben eine eingebaute Scheu davor, das griffige Material zu verarbeiten. Das muss nicht sein! Wir verraten euch heute ein paar Tipps, wie Softshellnähen kein Problem mehr ist.
Avatar

Kaum ein Material hat in den letzten Jahren einen solchen Boom erlebt wie Softshell. Leicht, weich, wasser- und windabweisend, wärmend und pflegeleicht - kein Wunder, dass es das bevorzugte Material für alle Arten von Übergangsjacken ist. Viele Anbieter verkaufen Softshell in vielen Farben und Mustern, und da man eine Softshelljacke nicht füttern muss, ist das Material doch eigentlich perfekt für selbstgenähte Jacken - oder? Doch viele NäherInnen haben eine eingebaute Scheu davor, das griffige Material zu verarbeiten. Das muss nicht sein! Wir verraten euch heute ein paar Tipps, wie Softshellnähen kein Problem mehr ist.

Softshell

Kurz zum Material selbst: Softshell ist eigentlich ein Oberbegriff für verschiedene Funktionstextilien. Es gibt dickeren und dünneren Softshell, solchen mit einer fleeceähnlichen Rückseite und eher leichte Materialien. Allen gemeinsam ist, dass es sich dabei um ein Laminat handelt - das heißt, mehrere dünne Materialschichten werden miteinander verschweißt. So vereint Softshell die verschiedenen Eigenschaften der Membranen miteinander: wärmende Fleeceschicht innen, atmungsaktive Membran dazwischen, wasserabweisende Schicht außen.

Mikrotexnadel

Bei der Verarbeitung gilt es zu beachten, dass Softshell aus feinsten Kunstfasern besteht. Eine Mikrotexnadel mit ihrer besonders geschliffenen Spitze und der tiefen Hohlkehle hilft dabei, dass die einzelnen Fasern nicht verletzt werden und so keine Sollbruchstellen entstehen. Die Herstellweise von Softshell bedingt aber auch, dass einmal gestochene Löcher sind nicht wieder verschließen - Auftrennen sollte nur im Ernstfall erfolgen, und es ist auch sinnvoll, die Stichlänge etwas weiter zu wählen als normal.

Mit der Overlock kann man Softshell gut versäubern (auch wenn es nicht notwendig ist, da das Material nicht franst), wenn man sie zum Zusammennähen verwendet, werden die Nahtzugaben aber schnell sehr dick. Softshell ist ein eher voluminöses Material, wenn zwei Nähte aufeinandertreffen, kann das schnell problematisch werden. Besser ist es, die Nahtzugaben einzeln zu versäubern, auseinanderzubügeln und eventuell von rechts zweimal abzusteppen. So entsteht innen und außen eine saubere Optik, und die Nähte tragen nicht auf.

Softshell-Philippa mit Paspeln

Wenn man Softshell mit anderen Materialien verbinden möchte (etwa beim Annähen von Taschenbeuteln oder ähnlichem), empfiehlt es sich, vorab zu testen, wie sich das beim Transport verhält. Eventuell kann es hilfreich sein, mit dem Nähfußdruck zu spielen. Obertransport ist dabei oftmals eher kontraproduktiv! Und auch, wenn Softshell leicht dehnbar ist, ist es einfacher, ihn mit nicht-elastischen Stoffen zu kombinieren. Belege etwa lassen sich besser aus Cord, Jeans oder fest gewebter Baumwolle erstellen als aus Sweat oder Jersey. Belege aus Softshell selbst haben den Nachteil, dass sie doch stark auftragen.

Beim Säumen von Softshell sollte man wiederum auf die leicht verlängerte Stichlänge achten. Und statt zu stecken, ist hier der Einsatz von WonderClips oder Stylefix ratsam. Heiß bügeln ist bei Softshell keine gute Idee! Wenn man Softshell unbedingt bügeln muss, dann auf niedriger Stufe und idealerweise mithilfe eines Bügeltuchs.

Daraus resultiert auch, dass sich Softshell nur schwer beplotten lässt. Besticken ist möglich, doch entsteht dadurch schnell das Problem, dass die guten Eigenschaften des Materials (also die Winddichte und das Abweisen des Wassers) durch die Perforation beeinträchtigt werden. Man sollte also, wenn man die Jacke oder Hose ein wenig pimpen will, auf Applikationen mit wenigen Stichen umschwenken - oder noch besser, die Stickerei auf einem separaten Stück ausführen und dann das fertige Bild mit einem weiten Gerade- oder Zickzackstich applizieren. Besser geeignet zum Aufhübschen sind Webbänder oder Paspeln, die man in Teilungsnähte einbauen kann.

Na, habt ihr Lust bekommen, auch mal mit Softshell zu arbeiten? Steffi stellt euch heute viele Schnittmuster für Herbstjacken vor, da werdet ihr bestimmt fündig! Nur ein Hinweis noch: Wählt am besten eine ungefütterte Jacke, sonst verpufft der Softshelleffekt! Und wenn ihr einen Schnitt nehmt, der eigentlich für Sweat gedacht ist, dann denkt daran, dass Softshell weniger dehnbar ist. Eine bis zwei Größen mehr in der Weite sind hier, je nach Passform des Schnittes, ratsam. Wir sind schon sehr gespannt auf Eure Fotos!