Der perfekte Abschluss - Shirtsäume richtig nähen

Es ist ein Thema, das die Nähwelt bewegt: Wie macht man eigentlich einen richtig schönen Abschluss an das frisch genähte Shirt? Es soll sogar Leute geben, die sich um das Nähen von Säumen regelrecht drücken, weil sie Bedenken haben, die ganze Arbeit beim Nähen am Ende noch zu verhunzen, weil der Saum sich verzieht, Wellen schlägt oder sonstiges. Dabei ist das eigentlich gar nicht so schwierig - wenn man ein paar Dinge beachtet.
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Es ist ein Thema, das die Nähwelt bewegt: Wie macht man eigentlich einen richtig schönen Abschluss an das frisch genähte Shirt? Es soll sogar Leute geben, die sich um das Nähen von Säumen regelrecht drücken, weil sie Bedenken haben, die ganze Arbeit beim Nähen am Ende noch zu verhunzen, weil der Saum sich verzieht, Wellen schlägt oder sonstiges. Dabei ist das eigentlich gar nicht so schwierig - wenn man ein paar Dinge beachtet.

Wie säume ich richtig?

Hüftbündchen als Abschluss

Das oberste Gebot ist: Achte auf dein Material. Je nachdem, woraus das Oberteil besteht, funktionieren unterschiedliche Abschlüsse. Bei einem Hoodie aus Sweat ist man mit einem Hüftbündchen gut beraten - bei einem sommerlich-leichten Shirt aus Voile oder ähnlichem würde das eher seltsam wirken. Andersherum sieht ein Rollsaum bei schwereren Stoffen oft komisch aus. Hier ist es hilfreich, sich an den Materialvorgaben des jeweiligen Schnittes zu orientieren. Zumeist entsprechen hier die angegebenen Möglichkeiten auch dem, was für die Saumabschlüsse vorgegeben ist.

Bei einem klassischen, umgenähten Saum sollte man außerdem aufpassen, dass der Saum nicht zu schmal ist. Gerade bei Jersey klappt sich der Saum sonst gerne nach außen, und das ist ja nicht der Effekt, den man haben möchte. Eine Saumzugabe von ca 2,5 cm wird empfohlen. Sehr viel mehr ist auch nicht ratsam, weil man sonst zum einen die Saumnaht mitten im Shirt hat und zum anderen kann es passieren, dass sich dann die Stoffmasse im Saum regelrecht bauscht und unter Umständen einen unerwünschten Balloneffekt erzeugt.

Und dann ist natürlich der gewählte Stich noch wichtig. Verarbeitet ihr einen elastischen Stoff, muss natürlich auch der Stich elastisch sein. Es gibt die Möglichkeit, die Saumnaht als Dekorationselement einzusetzen - in diesem Fall wäre ein dehnbarer Zierstich, ein Wabenstich oder ein Fake-Coverstich denkbar, vielleicht sogar mit einem kontrastfarbenen Garn. Doch auch ein dehnbarer Geradeausstich ist eine Möglichkeit, ebenso wie jede Art von Zickzackstich. Nähte mit der Zwillingsnadel sind automatisch dehnbar. Achtet hier aber darauf, die Oberfadenspannung ein wenig herunterzusetzen, damit sich der Stoff zwischen den beiden Nähten nicht zusammenzieht.

Wie forme ich den Saum aus?

Bügeln!

Das hängt natürlich von der Linienführung des Schnittes aus. Wenn es z.B. ein ganz gerade geschnittenes T-Shirt oder ähnliches ist, sollte der Saum kein Problem darstellen: Man klappt die Saumzugabe gleichmäßig nach innen und steppt den Saum mit immer demselben Abstand fest. Zwei Dinge erleichtern das exakte Säumen: Bügeln und Feststecken! Gerade das Bügeln sollte hier nicht unterschätzt werden! So wird der Saum bereits im gewünschten Abstand fixiert und der Stoff schlägt keine Wellen. Einen immer gleichen Abstand der Naht zur unteren Kante erreicht ihr zum Beispiel mit einer magnetischen Saumhilfe.

eingehaltene Saumkante

Bei ausgestellten Schnitten oder gar geschwungenen Saumlinien wird das ganze schon schwieriger. Bei einem ausgestellten Verlauf ist es so, dass die Saumkante länger ist als die spätere Unterkante des Shirts. Das sind oft nur Millimeter, doch dieses Mehr an Stoff führt eben gerne zu den unschönen Falten beim Säumen. Hier kann man sich mit einem Schneidertrick behelfen: Man muss die Saumkante ein wenig einhalten. Das kann man machen, indem man mit der Overlock mit leicht hochgestelltem Differenzial und (je nach Mehrweite, die eingehalten werden muss) auch ganz leicht erhöhter Stichlänge einmal diese Kante versäubert. Die Naht zieht den Stoff ganz leicht zusammen, sodass hinterher die aufeinandergenähten Längen zueinander passen. Natürlich kann man auch ohne Overlock einhalten: Dazu werden entlang der Kante zwei Steppnähte mit verringerter Fadenspannung und stark erhöhter Stichlänge parallel zueinander genäht. Im Anschluss wird, wie beim Kräuseln, vorsichtig an den Fäden gezogen, sodass auch hier der Stoff leicht zusammengezogen wird.

Auch bei geschwungenen Saumlinien, wie etwa bei Blusen, ist es hilfreich, den Saum leicht einzuhalten. Das ist vor allem bei Außenrundungen wichtig. Wirklich elementar ist in diesem Fall aber das sorgfältige Bügeln und Stecken vor dem Nähen - wer sich hier ein wenig Arbeit macht, spart sich wirklich viel Frust!

Saumalternativen

Wer keinen klassischen Saum machen möchte, hat eine ganze Reihe von Alternativen. Neben dem bereits erwähnten Hüftbündchen, das einen sportlichen Look erzielt und auch Oversize-Schnitte auf Figur bringt, ist der Rollsaum wohl die bekannteste Variante. Hier wird die Saumkante mit einem schmalen, eng genähten Zickzackstich oder mithilfe der Overlock sozusagen mit einem Faden umwickelt. Dehnt man den Stoff während des Nähens, entstehen leichte Wellen, was je nach Schnitt sehr hübsch aussehen kann. Der Rollsaum ist vor allem für Jersey und feine Webware geeignet.

Einen besonders sauberen Abschluss kann man mit einem Saumbeleg erzielen. Hierzu wird ein extra Schnittteil erstellt, dass die Linienführung der unteren Kante wiederholt, an die Saumkante angenäht, nach innen geschlagen und festgesteppt. Weil sich hier ja Innen- und Außenteil exakt entsprechen, ist der Effekt besonders glatt. Wie man einen Beleg erstellen kann, wenn keiner im Schnitt vorgesehen ist, könnt ihr hier nachlesen.

BorteAußerdem kann man den Saum auch dekorativ gestalten. Spitze, Bommel oder Troddelborten sind hier besonders beliebt. Dabei wird der Saum versäubert und das Zierelement kann einfach aufgenäht werden. Dadurch bekommt das Kleidungsstück einen besonderen Charakter, was Schnitte sehr wandelbar macht.

Und zu guter Letzt kann man Säume natürlich auch so nähen, dass man sie gar nicht sieht. Man nennt das einen Blindsaum - hier sind auf der Außenseite keine Stiche zu sehen. Viele Nähmaschinen verfügen über einen Blindstich, der mit dem Blindstichfuß genäht wird, doch die klassische (und sauberere) Variante wird tatsächlich von Hand genäht. Dabei wird die versäuberte Saumkante umgebügelt (da kommt man auch in diesem Fall nicht drumherum) und anschließend fixiert - man näht im Abstand von 1-2 cm Handstiche, bei denen immer nur ein einziger Faden des Gewebes auf der Vorderseite von der Naht mitgefasst wird. Um Zug auf der Naht zu vermeiden, sollte man dabei die Handstiche "rückwärts" führen, also entgegen der Nährichtung einstechen.

Wie säumt ihr am liebsten? Klassisch mit Geradeausstich, mit Zierstich oder lieber mit Spitze? Oder habt ihr gar eine Covermaschine? Was sind eure Tricks für den perfekten Abschluss? Wir freuen uns auf eure Kommentare!