Heute besucht uns im Nähcafé ein noch recht junges Label: MiToSa-kreativ. Doch auch wenn Sandra erst seit relativ wenigen Jahren Schnittmuster herausbringt, hat sie sich schon einen festen Platz in den Herzen der Nähwelt erobert. Sie plaudert aus dem Nähkästchen und erzählt, wie sie die Feiertage verbracht hat, was ihre Pläne für das neue Jahr sind und was sie sich von den Sewunity-Usern wünschen würde.
Sewunity: Liebe Sandra, herzlich willkommen im Nähcafé! Schön, dass du Zeit für uns hast. Wenn du jetzt keine Fragen beantworten, sondern an der Nähmaschine sitzen würdest, was würde dann gerade entstehen?
Sandra: Hallo erstmal zurück! Ich freue mich sehr, dass ihr mit dem Interview auf mich zugekommen seid.
Wir haben die Zeit zwischen den Tagen und über Silvester in Berlin verbracht und ich somit ohne meine Nähmaschine. Zu solchen „Anlässen“ nehme ich mir dann entweder etwas zu Malen oder zu Häkeln mit. Dieses Mal hatten sich die Mädels Wolle ausgesucht und ich habe die Fahrtzeiten genutzt und beiden eine Zipfelmütze und einen einfachen Loop gehäkelt. Ansonsten nutze ich auftragsfreie Zeiten, um Projekte für uns anzugehen. Vor Weihnachten waren das z.B. endlich mal drei Pullover für den Herrn des Hauses (1 x PaLouis von Ki-Ba-Doo und 2 x Prachtkerl von Fred von Soho), der sich doch ab und an mal beschwert, dass wir Mädels so viel schöne handmade Sachen im Schrank haben und er nicht…
Das alte Jahr ist nun vorüber – das ist ja immer ein Zeitpunkt für Pläne und Vorsätze. Hast du dir etwas für 2018 vorgenommen?
Oh ja, wie immer wahrscheinlich viel zu viel! Zum einen sind da auf jeden Fall Projekte, die schon im letzten Jahr angefangen wurden, wie z.B. das Lottis Drehkleid um zwei Größen zu erweitern und „zusammenzufassen“ und ein Rock, der es leider nicht vor Weihnachten geschafft hat, da Privates dazwischen kam. Da wird es dann aber bald zum Ersten ein Designnähen und zum Zweiten ein Probenähen in absehbarer Zeit geben.
Das Private ist ein großer Vorsatz für dieses Jahr. Denn das ist in den letzten zwei Jahren doch etwas zu kurz gekommen. Auf Dauer kann man nur dann gut und lange selbstständig sein, wenn man gut auf sich und seinen Körper hört. Daher werde ich, zumindest was die Auftragsarbeiten angeht wesentlich kürzer treten. Das heißt, ich konzentriere mich mehr auf die Dateien und E-Books. Außerdem werde ich mich endlich meinem Onlinekurs „Grundlagen Grafikdesign“ widmen, damit ich bald noch mehr selbst machen kann.
Aber lass uns auch einmal zurückblicken. Wie hat die Leidenschaft fürs Nähen bei dir angefangen?
Hui, gute Frage. Eigentlich war ich schon immer sehr kreativ. Meine Mutter hat immer viel gestrickt, gehäkelt und uns zu Karneval Kostüme genäht. In meiner Schulzeit habe ich z.B. in Textil einen Blazer und Patchworksachen genäht.
Danach ging es natürlich erstmal los mit dem Berufsleben und daher hatte ich die Kreativität etwas aus den Augen verloren.
Mit der Geburt meiner ersten Tochter kam sie dann aber zurück. Ich wollte einzigartige Kleidung und Deko (z.B. Namenskissen, Geburtstagskrone, Wärmekissen und Kuscheltiere) für mein Kind.
Weißt du auch noch, was du als Allererstes genäht hast?
Mein erstes Nähwerk, woran ich mich erinnere, war ein Patchworkkissen. Das muss so 1996 gewesen sein. 1997 dann einen Blazer. Nach meiner kreativen Pause, dann war es denke ich die Kindergartentasche meiner Tochter (2010). Dafür hatte ich einen Taschenrohling hergenommen, auf ein Stück Stoff ihren Namen appliziert, aufgenäht und mit Webbändern von Farbenmix „betüddelt“. Danach kamen dann „gepimpte“ Geburtstagsshirts und eine Geburtstagskrone, die ich mit Watte ausgestopft habe zum ersten Geburtstag. Eins meiner liebsten „ersten Werke“ ist aber die 60 cm große Eule, wo ich die Bauchfedern aus gefühlt 60 verschiedenen Stoffen gepatched habe. Daran erinnere ich mich gern zurück. Auch wenn die Werke von damals mit den heutigen natürlich nicht zu vergleichen sind
Du hast ja seit 2011 einen kreativen Blog. Damals war die „Szene“ stark von Blogs geprägt und auch noch deutlich überschaubarer als heute. Warum hast du mit dem Bloggen angefangen?
Oh ja, das Bloggen war damals so „IN“ wie heute Instagram und Snapchat. Gelesen habe ich damals Blogs schon seit 2009 und auch viel kommentiert. Angefangen zu bloggen habe ich vorrangig, um „mein kreatives Tagebuch“ zu führen. Nach einem Festplattencrash (und damit vielen verlorenen Bildern aus meiner Schwangerschaft und dem ersten halben Jahr mit Emmi) ist es aber auch ein gutes Medium um familiäre Momente festzuhalten.
Wie wichtig ist dein Blog noch für dich?
Mein Blog ist immer noch mein kreatives Tagebuch. Allerdings komme ich zeitlich leider nicht mehr so viel zum Bloggen, wie damals. Oftmals habe ich sogar ein bisschen ein schlechtes Gewissen, will ich fast nur noch dazu komme zu bloggen, wenn ich Probenäh- und Stick- oder Plottergebnisse vorzustellen. Ein Blog ist auf jeden Fall viel Arbeit und da sehe ich meinen Blog auch noch mit viel Potential ausbaubar … Mir persönlich fehlt dort FÜR MICH das Persönliche, daher können die Posts, die ich schreibe, auch mal etwas ausarten.
2016 dann der große Schritt: Lottis Drehkleid kam als dein erstes eigenes E-Book auf dem Markt. Erzähl doch mal: Wie kam es dazu? Und wie hat sich der Schritt an die Öffentlichkeit angefühlt?
Also … Wo fange ich da am besten an? Ich liebe es, Stoffe und Muster zu kombinieren. Die Idee zu einem Drehkleid mit Patchworkrock war schon lange da. Da ich ja doch einige Schnittmusterersteller in meiner Freundesliste habe, habe ich mich dort umgehört, ob nicht eine meiner Freundinnen den Schnitt nach meinen Vorstellungen rausbringen möchte. Es ging mir darum, dass ich den Schnitt in allen folgenden Größen für meine Mädels sofort griffbereit habe und nicht jedes Mal, wenn sie ein Stück gewachsen sind neu „tüfteln“ muss. Aber natürlich hatten sie alle ihre eigenen Ideen und genug mit ihren eigenen Sachen zu tun. Ein paar der Mädels und allem voran mein Mann ermutigten mich dann zu dem Schritt, den Schnitt selbst herauszubringen. Ich muss gestehen, dass allein meine Überlegungen dazu bestimmt ein halbes Jahr gedauert haben. Also ungefähr ein halbes Jahr bis ein Jahr die Idee und nochmal ein halbes Jahr, um den Mut zu haben, es auch wirklich zu tun. Denn ich kannte das Geschäft durch die oben genannten Freundinnen und Probenähen schon sehr gut und hatte immer gesagt „Da muss ich nicht auch noch mitmischen!“. Aber sage niemals nie Ich habe vorweg lange Internetrecherche betrieben und dann beschlossen, dass ich auf jeden Fall einen Kurs (Mode schneidern und gestalten) belegen wollte, um mein vorhandenes Wissen zu erweitern und gerade schnitttechnisch dazuzulernen. Außerdem wollte ich, dass vor allem der Schnitt professionell digitalisiert ist. Daher habe ich mich dann auf die Suche nach einer Schnittdirectrice gemacht, die meine Erstschnitte gradiert.
Vor der Veröffentlichung war ich sehr nervös! Schließlich wusste ich, dass es schon so viele gute Schnittersteller gibt und das Angebot in den letzten Jahren einfach riesig geworden ist. Aber es ist definitiv ein sensationelles Gefühl zu sehen, wie andere Kinder von ihren Müttern einen Schnitt aus meiner Feder genäht bekommen.
Mittlerweile hast du einiges an Schnittmuster für Damen und Kinder herausgebracht. Woher beziehst du deine Ideen?
Wie anfangs schon erwähnt liebe ich es Stoffe und Muster zu kombinieren. Dafür muss der Schnitt idealerweise geteilt werden. Ich liebe Patchwork und Zipfelshirts, wie man an den ersten beiden E-Books unschwer erkennen kann.
Ich bringe in meine Schnitte vor allem meine/unsere Vorlieben mit ein. Wir lieben einzigartige und besondere Schnitte. Je nachdem bringen auch die Kinder ihre Wünsche mit ein. Die Große ist da sehr wechselhaft. Heute mag sie es weit und cool, wie beim Shabby Asymmetrie Hoodie (oversized) und morgen dann eher enger, wie beim One Tip Shirt (der einzige Schnitt, der zwar eher für schmale Kids ideal ist, aber wo ich natürlich im E-Book erkläre, wie er auch jedem normalen Kind super passt!). Emmi hat mir sogar schon ein bis zwei Mal Zeichnungen in die Hand gedrückt mit Schnittvorstellungen! Bei der Kleinen muss alles mädchenhaft, verspielt und am liebsten ein sich drehendes Kleid sein. Ich persönlich mag eher längere Ärmel (abschneiden geht ja immer, nicht wahr?). Natürlich lasse ich mich auch von meiner Umwelt und der Kleidung um mich herum beeinflussen, wenn ich mit den Kindern unterwegs bin und an jemandem etwas sehe, was mir in der Art gefallen könnte, schaue ich zu Hause direkt, ob es so etwas als Schnitt schon gibt. Wenn nicht fange ich schnellst möglich an, es (mit unseren Vorlieben/Änderungen) zu zeichnen. Je nachdem zu wem es am besten passt, fertige ich den Erstschnitt in der jeweiligen Größe an und tüftel daran, bis es meiner Meinung nach sitzt. Erst dann geht es zur Schnittdirectrice.
Und wie wird aus der Idee dann ein MiToSa-Kreativ-E-Book?
Diese Frage habe ich schon weitestgehend in der vorherigen beantwortet. Ergänzen möchte ich noch, dass ich meine Kinder und mich vorher mit den Maßtabellen abgleiche, damit ich der Schnittdirectrice auch sagen kann, welches die Ausgangsgröße des Schnittes ist.
Wenn der Erstschnitt dann steht und digitalisiert ist, nähe ich diesen nochmals zur Probe und erst dann wird der Schnitt gradiert. In der Regel lasse ich dann eine kleine und eine große Größe von einer meiner Probenähmädels vor nähen, bevor ich eine richtige Probenähgruppe dafür erstelle.
Das Sidecutkleid für uns Große habe ich z.B. wieder verworfen, da ich selbst nicht wirklich dahinter gestanden hätte. Nicht alles, was die kleinen Mädchen tragen können, passt meiner Meinung nach für uns Große und umgekehrt. Auch wenn ich Partnerlooks liebe!
Zurück zum E-Book, denn da fehlt ja noch ein großer Beitrag. Die Anleitung! Für diese versuche ich mir wirklich immer Zeit und Ruhe zu nehmen. Ich frage vorab auch nochmal in meinem Probenähteam, ob es Punkte gibt, die ich auf jeden Fall mit aufnehmen und erklären soll. Ich habe bewusst auch Nähanfängerinnen mit im Team, die mir widerspiegeln, ob ich die jeweiligen Punkte in der Anleitung gut bebildert und erklärt habe. Ich gebe mir Mühe, jedes E-Book möglichst anfängertauglich zu machen.
Worauf legst du bei E-Books besonderen Wert? Was ist dir am wichtigsten?
Da habe ich oben schon ausführlich vorweggegriffen. Zusammengefasst, beim Schnitt, dass er digitalisiert und übersichtlich ist und bei der Anleitung, dass sie so lang wie nötig, aber so ausführlich und verständlich wie möglich ist.
Wenn du nicht an deinen eigenen Schnitten arbeitest, was nähst du persönlich am liebsten? Deko, Kleidung, oder vielleicht Taschen? Und hast du einen Lieblingsschnitt (abgesehen von deinen eigenen)?
Bei den Kindern befinden sich ca. 90 % handmade Sachen im Schrank. Nur eigene Schnitte wäre da sicher trotz verschiedener Stoffe und Farben auf Dauer langweilig
Für die Mädels nähe ich so ziemlich alle Schnitte von Rosarosa hoch und runter. Vor allem die Mieze als Basic Shirt in kurz- und lang arm Variante und die Beinschmeicheleien-Leggings befindet sich in jedem der Schränke mehrmals. Ich nähe für mich persönlich und auch für den Herrn des Hauses die Ki-Ba-Doo-Schnitte sehr gern. Aber auch Milchmonster-Schnitte mit dem Beinkleid, Dolores, Easy und Martha befinden sich einige in meinem Schrank. Oftmals nutze ich diese Zeiten (aber eigentlich neben den mehr neben den eigentlichen Arbeitszeiten) um zur Probe zu nähen oder zu sticken.
Gibt es in puncto Nähen noch etwas, an das du dich bislang noch nicht gewagt hast? Welcher Herausforderung würdest du dich gerne mal stellen?
Die Herausforderung ist bei mir in der Regel eher der Zeitansatz. Was ich auf jeden Fall noch auf der Liste stehen habe, was ich für mich nähen möchte sind zum einen eine MaLova-Jacke von Ki-Ba-Doo, die Delari Bags 1 & 2 von Delari und eine große Sporttasche. Da ich solche Dinge aber nicht regelmäßig nähe, benötige ich dort einen größeren Zeitraum, in dem ich mich darauf fokussieren kann. Diesen habe ich mir in den letzten Jahren einfach nicht genommen.
Sewunity basiert ja auf den Bewertungen: Die User bewerten Schnittmuster nach einem Fünf-Sterne-System, sodass andere von ihren Erfahrungen profitieren können. Wenn Sewunity ein Schnitt wäre: Wie viele Sterne würdest du geben – und warum?
Ich persönlich würde auf jeden Fall 5 Sterne vergeben. Ich finde eure Seite super, da sie ja wirklich eher eine Community ist, auf der man sich zusätzlich zu den Schnitten austauschen, Lieblingsschnitte markieren und Bilder der genähten Werke unter den E-Books einstellen kann. Darüber würde ich mich im Übrigen wirklich sehr freuen, wenn ich somit ein Feedback zu unseren E-Books bekommen und mich an den tollen Werken nach unseren Schnitten erfreuen kann.
Auch mit dir würden wir nun gerne zum Abschluss ein kleines Spiel spielen. Immer zwei Begriffe stehen zur Auswahl – bitte sag uns doch, welcher davon am besten auf dich zutrifft!
- Rollschneider oder Schere? Schere! Rollschneider nur für Bündchen, U-Heft- und Mutterpasshüllen und Kissen etc.
- E-Book oder Papierschnitt? Nach Möglichkeit Papierschnitt, aber für mich ist ein fehlender Papierschnitt kein Hindernis ein E-Book deswegen nicht zu kaufen, wenn es mir gefällt.
- Webware oder Maschenware? Beides und gern kombiniert!
- Nähkurs oder Autodidakt? Autodidakt.
- Ovi um fädeln oder immer mit der gleichen Farbe nähen? Immer umfädeln. Es sei denn, die passende Farbe ist aus, dann die, die dem Stoff am nächsten kommt.
- Onlineshopping oder Stoffgeschäft? Leider sind hier in der Nähe nur Geschäfte mit einer für mich zu geringen Auswahl an Stoffen und Zubehör. Außerdem vergeben diese keine Händlerrabatte, was mich dann doch eher zu den Onlineshops treibt.
- Couch oder Laufschuhe? Auf der Couch findet man mich nur, wenn der Herr da ist oder ich den Kindern etwas vorlese. Laufen ist aber auch nicht meins. Ich bin eher die Langstreckenschwimmerin oder betätige mich im Kraftsport.
- Kaffee oder Tee? Morgens Kaffee (oder wenn Besuch da ist), sonst gerne Tee.
Liebe Sandra, wir danken dir herzlich für das Gespräch!
Der Dank ist ganz auf meiner Seite.